Bengals-Preview: Heißer Tanz oder heiße Luft?
Nach Woche 1 könnte die Ausgangslage für beide Teams nicht unterschiedlicher sein: Die Chiefs treffen mit frischem Selbstvertrauen auf die Bengals mit vielen Baustellen und Trashtalk-Attitüde.
Lange Zeit sah es so aus, als wären die Cincinnati Bengals und Joe Burrow das Kryptonit der Chiefs und von Patrick Mahomes. Im Kalenderjahr 2022 traf man dreimal aufeinander, jedes Mal gewann das Team aus Cincinnati. Das AFC Championship Game im Januar 2023 durchbrach den “Fluch” und änderte die Vorzeichen. Wie viel Rivalität steckt noch in diesem Duell, das in diesem Jahr sehr früh ausgetragen wird.
Kansas City Chiefs
WR Hollywood Brown wird von den Chiefs auf die Reserve-/Injured Liste gesetzt. Nachdem man ursprünglich davon ausgegangen war, dass für die Sternoklavikulargelenkluxation, die er sich in der ersten Woche der Preseason zugezogen hatte, keine Operation erforderlich wäre, haben neue Untersuchungen ergeben, dass die Heilung langsamer als erhofft verläuft und eine Operation unumgänglich ist, um schwerwiegende Langzeitfolgen zu vermeiden. Wann und ob wir Brown in dieser Saison nochmal auf dem Feld sehen werden, ist schwer zu prognostizieren. Rick Burkholder, Vice President of Sports Medicine and Performance, äußerte sich am Freitagnachmittag dazu wie folgt:
„Ihm ging es großartig - drei Wochen nach der [Verletzung] haben wir uns Bilder angeschaut. Es sah aus, als hätte sich der Knochen bewegt. Alle Beteiligten hielten es für zu riskant, zu spielen. Es gibt keinen Zeitplan.“
Rick Burkholder
Andy Reid deutete unter der Woche zwar an, dass es Hollywood Brown besser gehe, was wohl auch den Tatsachen entspricht, die behandelnden Ärzte empfehlen aufgrund des verzögerten Heilungsverlauf aber nun den Eingriff, um langfristige Probleme zu vermeiden. Der Eingriff wird am kommenden Montag in Colorado durchgeführt.
Weitere Spieler wie DE Mike Danna (Quadrizeps) und DT Mike Pennel (Leiste) tauchen zwar im Injury Report auf, konnten aber alle Einheiten absolvieren.
RB Clyde Edwards-Helaire - NFI-Reserve
DE BJ Thompson - NFI-Reserve
DE Charles Omenihu - PUP-Reserve
G McKade Mettauer - IR
WR Hollwood Brown - IR
Cincinnati Bengals
Vier Spieler der Bengals waren Anfang der Woche nicht im Training, darunter WR Tee Higgins (Oberschenkel) und LB Logan Wilson (Knie). Higgins war schon in Woche 1 gegen die Patriots nicht im Einsatz, Wilson dagegen führte das Team mit 12 Tackles an und scheint rechtzeitig fit geworden zu sein. RT Amarius Mims (Brustmuskel) verletzte sich bereits in der Preseason, DT BJ Hill verletzte sich in Woche 1 am Knie, scheint aber auch für das Spiel fit genug zu sein. QB Joe Burrow hat voll trainiert, es kursieren allerdings Videos, dass ihm sein rechtes Handgelenk im Spiel gegen die Patriots mutmaßlich noch Probleme bereitet haben könnte.
TE Tanner Hudson - Doubtful
WR Tee Higgins - Doubtful
OT Amarius Mims - Doubtful
DT Kris Jenkins - Out
Bilanz letzte fünf Spiele
Die beiden Teams haben in den letzten drei Saisons fünfmal gegeneinander gespielt. Die Chiefs verloren die ersten drei Spiele – darunter auch das AFC Championship Game 2021 mit insgesamt neun Punkten. Allerdings gewann das Team aus KC jeweils die letzten beiden Aufeinandertreffen im Jahr 2023. In fünf Begegnungen erzielten die Chiefs 127 Punkte gegen Cincinnati und ließ dabei nur 125 Punkte zu.
Fabi in KC - exklusive Eindrücke bei WhatsApp
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Ausgangslage
In Cincinnati verschläft man fast schon erschreckend traditionell den Saisonstart. Unter Headcoach Zac Taylor steht eine gruselige Bilanz von 1-5 in Woche 1 zu Buche und auch die von QB Joe Burrow für Spiele in Woche 2 (0-4) sieht nicht besser aus. Patrick Mahomes verlor dagegen erst ein Spiel in der zweiten Woche der regular season und steht bei 5-1. Die Sorgenfalten bei allen, die es mit den Bengals halten, dürften nach dem unterirdischen Auftritt gegen die Patriots vergangene Woche nicht weniger geworden sein: Burrow brachte nur 21 von 29 Passversuche für 164 Yards an den Mann, darunter ganze sechs, die mindestens zehn oder mehr Yards in der Luft waren. Nummer-1-Receiver Ja’Marr Chase, der nahezu die gesamte Preseason mit Abwesenheit glänzte, um sich einen neuen Deal zu erstreiken, konnte zwar alle sechs Ziele für insgesamt 62 Yards fangen, blieb aber durch den verletzungsbedingten Ausfall von WR Tee Higgins (Oberschenkel) faktisch Alleinunterhalter.
Für den nach Houston abgewanderten RB Joe Mixon versuchte Zack Moss (kam von den Colts) in die Bresche zu springen. Er erzielte zwar den einzigen Bengals-TD des Abends, konnte aber auf 9 Läufen insgesamt nur 44 Yards generieren, wohingegen Mixon bei seinem neuen Arbeitgeber mit 30 Carries für 159 Rushing Yards einen Einstand nach Maß feierte.
Der Sieg der Chiefs fiel am Ende knapper aus (eine Zehenspitze!), als es nach dem Spielverlauf hätte sein müssen. Insbesondere die neu formierte Offense hat bereits angedeutet, zu was sie diese Saison im Stande ist, wenn man sie lässt. Potenzial zur Verbesserung gibt es im Zusammenspiel von LT Kingsley Suamataia und G Joe Thuney und im Wirkungsbereich von LB Nick Bolton, dem man die verletzungsbedingten Trainingspausen in der Vorbereitung noch angemerkt hat. Hier könnt ihr euch noch einmal unsere Analyse nach dem Ravens-Spiel anhören:
Das frühe Aufeinandertreffen beider AFC-Teams in dieser Saison, verändert ein wenig die Gewichtung des Spiels. Es geht noch nicht um den #1 Seed in der Conference oder den Einzug in die Playoffs, dennoch besitzt das Duell eine gewisse Brisanz. Die Bengals brauchen einen Sieg, um nicht auf 0-2 abzurutschen. Die Chiefs spielen erneut zu Hause und hatten jetzt insgesamt neun Tage Pause zwischen den Spielen, was für HC Andy Reid historisch gesehen immer eine gute Sache ist.
Daher verwundert es wenig, dass das Trashtalk-Barometer auch in diesen Tagen wieder besonders stark in Ohio ausschlägt. So reduzierte Bengals CB Cam Taylor-Britt im Beisein von diversen Medienvertretern die Rolle von WR Xavier Worthy innerhalb der Chiefs Offense alleine auf seine Geschwindigkeit und WR Ja’Marr Chase fabulierte gar von den Bengals als “Team to beat” in der AFC, obwohl selbige im vergangenen Jahr nicht nur Letzter in der AFC North wurden und damit klar die Playoffs verpassten, sondern sich erst vor nicht einmal einer Woche von aufmüpfigen Patriots im ersten Spiel in der Post-Bill-Belichick-Ära auf der Nase und in ihrer Endzone herumtanzen ließen. Einzig Joe Burrow zollte seinem Gegenüber Patrick Mahomes gebührenden Respekt und bezeichnete ihn als “[…]1 of 1”. WR Rashee Rice antwortete übrigens, angesprochen auf das Katzengebrüll aus Cincinnati, auf die einzig richtige Art und Weise:
“Wir werden einfach das Spiel für uns sprechen lassen. Wir sind bereit.”
Rashee Rice
Chiefs Offense vs. Bengals Defense
Chiefs Offense: Gesamt (11), Rush (28), Pass (3), Scoring (T11)
Bengals Defense: Gesamt (14), Rush (27), Pass (3), Scoring (6)
Am Sonntag wird Patrick Mahomes gegen QB Joe Burrow und die Cincinnati Bengals seinen 98. NFL-Einsatz als Starter haben. Er hat 75 seiner ersten 97 Einsätze gewonnen und kann mit Tom Brady (76) und Roger Staubach (76) bei den meisten Siegen eines Quarterbacks in seinen ersten 100 Einsätzen in der regulären Saison gleichziehen. Aber auch noch in weiteren Kategorien, die Renè Bugner freundlicherweise zusammengetragen hat, könnten Rekorde fallen. Hier die Übersicht von Renè:
Auch ein anderer Spieler der Chiefs-Offense könnte demnächst Franchise-Rekorde brechen. TE Travis Kelce hat aktuell 74 TD receptions und teilt sich mit Jason Witten Platz fünf unter den besten TEs in der NFL-Historie. Mit drei weiteren würde er dem legendären Tony Gonzalez den Franchise-Rekord abnehmen. Mit 910 Catches liegt er zudem nur noch sieben weitere hinter Gonzalez. Unser Center Creed Humphrey hat mit seinem 52. Karriere-Start in Folge seit 2021 den Franchise-Rekord vom ehemaligen DE Arthur “Art” Barry Still gebrochen. Kicker Harrison Butker konnte im letzten Spiel die 900-Punkte-Marke überschreiten und liegt mit vorläufigen 909 Punkten auf Rang drei in der Franchise-History hinter Nick Lowery (1.466) und dem legendären Jan Stenerud (1.231).
Bereits in Woche 1 ließ die Chiefs Offense einige ihrer hinzu gewonnenen Möglichkeiten aufblitzen. WR Xavier Worthy unterstrich direkt bei seinem Debüt mit dem ersten Handoff seiner NFL-Karriere, warum die Chiefs den diesjährigen First-Round-Pick in ihn investiert haben, indem er den Ball über 21 Yards in die Endzone trug und später im Spiel einen 35-Yard-Touchdown-Pass fing. Auch WE Rashee Rice und die beiden TEs Travis Kelce und Noah Gray leisteten einen produktiven Beitrag, auch wenn noch nicht alles gelang.
Mit 72 Rushing Yards war das Run Game der Chiefs sehr eindimensional und gewann nicht nur kaum Yards bei frühen Downs, sondern nahm auch nur wenig Zeit von der Uhr. Die Ravens nutzten ihre Überlegenheit am Boden und hätten auch dank der über sieben Minuten längeren Ballbesitzphase beinahe das Spiel noch gewonnen. Die Blaupause, wie man gegen die Bengals den Ball laufen lassen kann, lieferten die Patriots: RB Rhamondre Stevenson holte 120 von 170 Rushing Yards und kontrollierte damit die Uhr. Ergebnis: die Patriots hatten satte acht Minuten länger den Ball als die Bengals.
RB Isiah Pacheco gelangen beim letzten Aufeinandertreffen an Silvester auf 18 Läufen insgesamt 130 Rushing Yards - ein weiterer Beleg für die Durchlässigkeit der vordersten Linie, die sich seitdem kaum verändert hat. Sowohl Pacheco als auch RB Samaje Perine, der selbst drei Jahre für die Bengals auflief, könnten also dafür sorgen, dass der Passangriff der Chiefs durch ihre bloße Anwesenheit etwas offener gestaltet werden kann, da beide auch gut als Receiver eingesetzt werden können.
Auf den Außen müssen die Chiefs ihre Pass Protection zu jeder Zeit im Griff haben. In der Review-Folge zum Ravens-Spiel hatte ich vermutet, dass Mahomes deutlich mehr Dropbacks hatte, was aber optisch täuschte. Tatsächlich kam er nur auf 31 Dropbacks insgesamt, was den zweitniedrigsten Wert in einem Spiel innerhalb der letzten zwei Jahre bedeutet. Dennoch wurde er sieben Mal getroffen und zweimal gesackt, was auch daran lag, dass die Chiefs LT Rookie Kingsley Suamataia bei seinem ersten NFL-Start etwas zu oft alleine ließen. Das wird sich gegen die Bengals ändern müssen, denn mit Edge Rusher Trey Hendrickson lauert am Rand eine wahre Sack-Maschine (17,5 Sacks in der Vorsaison). LT Wanya Morris dürfte sich noch gut an das Duell erinnern, denn Hendrickson gelang im Matchup gegen ihn ein Strip-Sack, der zum Turnover führte. Neben Hendrickson werden DE Sam Hubbard und WLB Logan Wilson für Unruhe sorgen. Alle drei zeichneten sich für sechs von sieben QB-Hits im Patriots-Spiel verantwortlich.
War die Secondary der Bengals im vergangenen Jahr noch eine echte Schwachstelle, so hat man dort mit Rückkehrer S Vonn Bell (Panthers) und S Geno Stone (Ravens) qualitativ aufgerüstet und sollte wieder mehr Gefahr ausstrahlen. Hier wird es an Patrick Mahomes liegen, die Plays nicht zu sehr erzwingen zu wollen und der immer noch sehr starken Pass Defense der Bengals nicht zu viel anzubieten.
Ein weiteres Manko in Woche 1 war einmal mehr die fehlende Effektivität der Chiefs in der Redzone. Zwei Drives in der ersten Hälfte endeten nur mit einem Field Goal, teilweise auch bedingt durch einige fallengelassene Pässe. Allerdings beeinflusste die stellenweise inkonstante Pass Protection die 3rd-Down-Effizienz (nur 4 von 9 erfolgreich) und durch das wenig effektive Laufspiel bei frühen Downs, versäumte man vorzeitig den berühmten Deckel draufzumachen.
Chiefs Defense vs. Bengals Offense
Chiefs Defense: Gesamt (32), Rush (31), Pass (28), Scoring (T12)
Bengals Offense: Gesamt (30), Rush (30), Pass (24), Scoring (T28)
Mit 452 zugelassenen total Yards (267 Passing / 185 Rushing) hatte die Chiefs Defense gegen Lamar und die Ravens Offense einen stressigen Arbeitstag. Dagegen sehen die Stats der Bengals Offense eher noch nach Preseason aus: QB Joe Burrow warf nur 164 Yards und blieb ohne TD. Dabei wirkte er im ersten Spiel nach seiner Operation am Handgelenk merklich eingerostet. Im Anschluss gab es etliche Spekulationen, dass seine Hand immer noch nicht wieder bei 100% sei, was Burrow jedoch bestritt. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass mit WR Tee Higgins eine extrem wichtige Anspielstation verletzungsbedingt ausfiel und gegen die Chiefs erneut auszufallen droht. Auch das Run Game um Neuzugang RB Zack Moss (44 Rushing Yards) hatte keine Sternstunde und Burrow war hier ebenfalls keine wirkliche Hilfe. Die erste Hälfte gegen die Patriots dürfte als eine der schwächsten der letzten Jahre in die Bengals-Historie eingegangen sein: auf drei schnelle 3 and out-Drives folgte ein Fumble, den die Patriots umgehend mit einem Fieldgoal bestraften und mit einer 10-0 Führung in die Pause gingen.
Dennoch sollte sich die Chiefs Defense von der Performance nicht täuschen lassen - bei aller Rivalität und besonders gegen den amtierenden Super Bowl Champion sollte und wird die Offense anders agieren. Aus diesem Grund muss der Pass Rush der Chiefs alle vier Quarter konstant Druck ausüben. Im Spiel gegen die Ravens forderten die beiden DTs Chris Jones und Turk Wharton die unerfahrene O-Line besonders zu Beginn häufig im Inneren heraus. Als Ravens QB Lamar Jackson im weiteren Verlauf begann, sich mehr zu bewegen, ließ der Druck nach und KC kam am Ende nur auf eine pressure rate von 23,1%, was Rang 28 im Vergleich aller NFL-Defenses bedeutete.
Joe Burrow ist bekannt dafür, den Ball schnell zu seinen Playmakern bringen zu wollen - im Spiel gegen die Patriots erreichte er die fünftschnellste Zeit der Liga. Es wird auf Jones und Wharton ankommen, konstant aus der Mitte heraus zu stören und Optionen zunichte zu machen. Unsere DEs George Karlaftis und Mike Danna werden sich darauf konzentrieren, die Pocket von der Seite her zu verengen. Mit unserem alten Bekannten LT Orlando Brown Jr. und Trent Brown auf der Gegenseite verfügt Cincinnati zwar über relativ große und breite Spieler, die aber durchaus anfällig für schnelle und präzise Angriffe von außen sind.
Die größte Gefahr für unser Defensive Backfield lauert in der Luft. In den letzten Jahren war CB L’Jarius Sneed der Eckpfeiler, um die Kreise des besten WRs zu stören, diese Aufgabe wird nun CB Trent McDuffie übernehmen, der bereits in Woche 1 Ravens WR Zay Flowers zusetzte. Mit WR Ja’Marr Chase wartet allerdings ein körperlich stärkerer und talentierterer WR als Flowers, daher täte DC Steve Spagnuolo gut daran, die man coverage zu variieren und auf mehrere Schultern zu verteilen. McDuffie könnte dann auch auf die beiden anderen WRs Andrei Iosivas und Trenton Irwin angesetzt werden.
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Ich hab bei spotify 31:21 getippt
Denke die Bengals sind noch nicht so weit wie wir. Burrow Handgelenk, Chase Thematik, Higgins fehlt. Das dürfte für unsere Defense "leichter" sein als in der Vergangenheit, unterschätzen sollte man die Bengel aber nicht
Super Zusammenfassung. Vielen Dank. Meine Vorhersage 24:17 Go Chiefs