Broncos-Preview: Nix zu holen?
Woche 10 bringt die Denver Broncos zum AFC-West-Duell in die Stadt. Werden sie es schaffen, die Chiefs wie im vergangenen Jahr erneut zu ärgern, oder wird es, wie so oft, für sie nix zu holen geben?
Im zweiten Jahr unter Cheftrainer Sean Payton haben die Denver Broncos mit einem 5-4-Start in die Saison eine solide Bilanz vorzuweisen, doch nach der schmerzhaften Niederlage gegen die Baltimore Ravens müssen sie wieder auf die Beine kommen. Mit Bo Nix haben sie einen inkonsistenten Rookie-Quarterback, können jedoch auf eine der besten Verteidigungen der NFL zählen. Auf der anderen Seite streben die Kansas City Chiefs mit einem Heimsieg eine perfekte Bilanz von 9-0 an.
Kansas City Chiefs
Wide Receiver JuJu Smith-Schuster (Oberschenkel) hat die gesamte Woche nicht trainiert und fällt offiziell für das dritte Spiel in Folge aus. Der Einsatz von Defensive Tackle Turk Wharton (Knie), der am Freitag trainierte, nachdem er die ersten beiden Tage der Woche verpasst hatte, ist fraglich. Alle anderen Spieler gelten als einsatzbereit. Defensive End Mike Danna hat die letzten drei Spiele aufgrund einer Brustmuskelzerrung verpasst, wird aber voraussichtlich am Sonntag zurückkehren. Cornerback Nazeeh Johnson (Gehirnerschütterung) wird nach einer einwöchigen Abwesenheit ebenfalls wieder spielen.
WR JuJu Smith-Schuster - OUT
DL Tershawn Wharton - QUESTIONABLE
Denver Broncos
Denver hat in seinem Bericht sieben Spieler aufgeführt. Ein Spieler war nur eingeschränkt einsatzbereit: Linebacker Drew Sanders (Achillessehne). Center Luke Wattenberg (Knöchel) nahm am Donnerstag wieder vollständig am Training teil. Beide Spieler stehen derzeit auf der Reserve-/Verletztenliste der Broncos und trainieren diese Woche während ihrer 21-tägigen Rückkehrfrist. Für Sanders kommt das Spiel gegen die Chiefs noch zu früh, Einsatz ist noch fraglich. Auch S Delarrin Turner-Yell wird das Spiel aufgrund einer Knieverletzung verpassen.
LB Drew Sanders - OUT
S Delarrin Turner-Yell - OUT
C Luke Wattenberg - QUESTIONABLE
Bilanz
Das Division-Duell zwischen den Kansas City Chiefs und den Denver Broncos fand bisher 128 Mal statt, darunter ein Spiel in der Divisional Round 1998. Die Chiefs führen in der Serie mit 72 zu 56 und gewannen seit 2015 jedes Spiel, abgesehen von der Niederlage Ende Oktober 2023 in Woche 8 mit 9-24. Es war gleichzeitig die erste Niederlage von Patrick Mahomes gegen die Broncos, wodurch sein persönlicher Rekord in diesen Duellen jetzt bei 12-1 steht. Zwei Wochen zuvor hatten sich die Chiefs in einem Low-Score-Game noch mit 19 zu 8 durchgesetzt.
Ausgangslage
Nach Niederlagen zum Saisonauftakt gegen die Seahawks und Steelers starteten die Broncos Ende September eine kleine Siegesserie gegen die Buccaneers, Jets und Raiders, bevor sie sich knapp den Chargers geschlagen geben mussten. In den Duellen gegen die Saints und Panthers konnten sie wieder gewinnen, doch gegen die Ravens setzte es in Woche 9 eine deutliche 41-10-Niederlage.
Die Chiefs gewannen auch im MNF-Game gegen die Buccaneers und bleiben damit weiterhin ohne Niederlage. Am letzten Tag der Trade-Deadline hielt man in Kansas City allerdings Füße und Telefonhörer still, obwohl Cornerback und Left Tackle weiterhin Schwachstellen im Roster sind. Reicht der Kader für den Threepeat?
Chiefs Offense vs. Broncos Defense
Chiefs Offense: Gesamt (10), Rush (14), Pass (10), Scoring (10)
Broncos Defense: Gesamt (6), Rush (9), Pass (6), Scoring (3)
Die Offense der Chiefs erzielt im Durchschnitt 352,5 Yards und 23 Touchdowns. Über das Passing Game kommen sie auf 230,1 Yards und 11 Touchdowns. Im Run-Game erreichen sie 122,4 Yards und ebenfalls 11 Touchdowns, was Rang 14 in der Liga bedeutet. Mit durchschnittlich 25,4 Punkten pro Spiel und 23 Total Touchdowns steht die Offense auf Platz 10. Nach der Bye Week hat sich die Red Zone-Performance deutlich verbessert; mit einer TD-Rate von 58,1 % belegen sie nun Platz 12. Die Third-Down-Offense führt die Liga mit einer Erfolgsquote von 53,2 % an.
Die Defense der Broncos steht mit 295,2 zugelassenen Yards und 17 Touchdowns auf Platz 6 in der Liga. Besonders stark ist die Pass-Defense, die nur 186,6 Yards und 11 Touchdowns zulässt. Gegen den Lauf belegen sie mit 108,7 Yards und 6 Touchdowns den 9. Platz. Mit durchschnittlich nur 17,9 zugelassenen Punkten und 17 Touchdowns pro Spiel liegt die Broncos-Defense auf dem dritten Platz. In der Red Zone verteidigen sie mit einer TD-Rate von 47,8 % solide auf Rang 8. Bei Third Downs erreichen sie eine Erfolgsquote von 36,8 %, was Platz 16 bedeutet.
Comeback Könige im vierten Quarter
Im Training Camp lässt HC Andy Reid seine Spieler lange und zermürbende Drives einstudieren. Manchmal dauern diese über 18 Spielzüge, ohne dass Spieler ausgewechselt werden, und alle müssen bis zur völligen Erschöpfung durchhalten. Diese Long-Drive-Übungen, die auch während der regulären Trainingswochen absolviert werden, sind bei den Spielern logischerweise nicht besonders beliebt. Doch sie verfolgen einen klaren Zweck: Sie bereiten das Team darauf vor, im vierten Quarter seinen besten Football zu spielen. In dieser Saison haben die Chiefs bereits acht Spiele in Folge gewonnen, in denen sie zu irgendeinem Zeitpunkt in der zweiten Halbzeit zurücklagen.
Im Rhythmus bleiben
In den letzten beiden Spielen brachte Patrick Mahomes 74 % seiner Pässe an den Mann und erzielte fünf Touchdowns (bei einer abgefälschten Interception). Er führte eine Offensive an, die 71 % ihrer Third-Down-Versuche verwandelte. Mit Ankunft von WR DeAndre Hopkins hat sich der Rhythmus im Passspiel etalbiert, doch die Broncos haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, diesen Schwung zu stören. Denvers Cornerback Patrick Surtain II hat in dieser Saison, nur ein Passer Rating von 55,4 zugelassen. Zudem führt er das Team mit drei Interceptions und sechs verteidigten Pässen an. Surtain leitet eine Passverteidigung, die in dieser Saison die sechstwenigsten Passing Yards pro Spiel (186,6) zugelassen hat. Es könnte also ein Geduldsspiel für die Offense der Chiefs werden und besonders Travis Kelce und DeAndre Hopkins sollten nicht mit allzu viel Freiräumen rechnen.
Vorsicht vor dem Pass Rush
Das Spiel am Sonntag könnte für die Chiefs wie ein Blick in den Spiegel wirken. Die Broncos-Defense liegt mit 4,71 Yards pro Spielzug auf Platz 2 in der Liga und ähnelt damit fast der eigenen Defensive. Mit 31 Sacks belegt das Team aus Denver ebenfalls auf Platz zwei und landet mit einer Pressure-Rate von 12,7 % auf Platz vier. Mit S Brandon Jones, CB Riley Moss und LB Cody Barton haben sie gleich drei Spieler, die in dieser Saison bereits über 50 Total Tackles verzeichnen. Die besten Edge Rusher der Broncos sind die beiden LBs Nik Bonitto mit 6,0 Sacks und Jonathon Cooper mit 5,5 Sacks. Bonitto setzt auf Geschwindigkeit und Flexibilität, um den Passgeber unter Druck zu setzen, während Cooper seine Kraft einzusetzen weiß - zusammen eine perfekte Ergänzung.
Beide Spieler können sowohl links als auch rechts spielen, sodass die Offensive Tackles der Chiefs, Wanya Morris und Jawaan Taylor, jeweils auf beide vorbereitet sein müssen. Morris hat meistens Schwierigkeiten gegen längere und schnellere Edge Rusher, weshalb es für Denver sinnvoll wäre, Bonitto in den meisten Pass Rush Snaps gegen ihn einzusetzen. Taylor hingegen kommt normalerweise mit Speed Rushern zurecht, hatte jedoch in der Vergangenheit Probleme mit Power Rushern, sodass er voraussichtlich viele Snaps gegen Cooper haben wird.
Mit John Franklin-Myers und Zach Allen verfügt Denver auch im Inneren der Line über ein dynamisches Pass Rush Duo, dass die O-Line der Chiefs unter Kontrolle bringen muss. Myers nutzt seine Schnelligkeit, um langsamere Gegenspieler zu überwinden. Allen hingegen ist eher ein Power-Rusher, der seinen großen und langen Körperbau einsetzt, um seine Gegner unter Druck zu setzen. Er führt das Team in Sachen QB-Hits an.
Blitzen und Strafen
Ein paar andere matchupspezifische Aspekte, die man im Auge behalten sollte, sind die Tendenz der Broncos zum Blitzen (36 %, Platz drei in der Liga), ihre Third-Down-Verteidigung (Platz 16) und ihre Disziplin (drittmeisten Strafen). Die ersten beiden Aspekte könnte eine Chiefs-Offensive zu ihrem Vorteil nutzen, und wenn Drives aufgrund von Disziplin-Strafen automatisch verlängert werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, Punkte zu erzielen.
Chiefs Defense vs. Broncos Offense
Chiefs Defense: Gesamt (5), Rush (3), Pass (15), Scoring (4)
Broncos Offense: Gesamt (25), Rush (15), Pass (27), Scoring (23)
Die Chiefs-Defense spielt auch in dieser Saison wieder überragend und kommt trotz einer kleinen Schwächephase im letzten Spiel auf durchschnittlich nur 293,6 Yards pro Spiel und 16 zugelassene Touchdowns, was Platz 5 in der Liga bedeutet. Gegen den Pass verteidigt man mit 209,8 Yards pro Spiel und 11 Touchdowns auf Rang 15. Die Run-Defense bleibt eine der besten der Liga und belegt mit 83,9 Yards und 5 Touchdowns den 3. Platz. Auch bei den zugelassenen Punkten und Touchdowns pro Spiel stehen die Chiefs mit 18,4 Punkten und 16 Touchdowns auf dem 4. Platz. In der Red Zone liegt ihre TD-Rate bei 53,8 %, was im Mittelfeld der Liga rangiert. Bei Third Downs verteidigen sie mit einer Quote von 36,2 % auf Platz 15.
Die Offense der Broncos kommt auf durchschnittlich 308,6 Yards und 18 Touchdowns. Das Passing Game erzielt 187,1 Yards und 9 Touchdowns, was nur Platz 27 in der Liga bedeutet. Im Run-Game sind sie mit 121,4 Yards und 7 Touchdowns deutlich erfolgreicher und belegen Rang 15, knapp hinter den Chiefs. Im Schnitt erzielen die Broncos 20,3 Punkte und 18 Total Touchdowns, was Platz 23 bedeutet. In der Red Zone erreichen sie eine TD-Rate von 53,3 %, was nur für Rang 21 reicht. Auch bei Third Downs schneiden sie mit einer Rate von 33,6 % nur im hinteren Liga-Drittel ab.
Arbeit für die Corner
Ohne den verletzten Jaylen Watson muss sich die Verteidigung von Kansas City auf Nazeeh Johnson oder Joshua Williams verlassen, um den zweiten Receiver der Broncos zu decken. Da die WR Lil'Jordan Humphrey und Troy Franklin sich manchmal die Arbeit aus dem Slot oder von außen teilen, dürften ihnen die entsprechende Aufmerksamkeit zuteil werden. Da QB Bo Nix häufig den tiefen Pass sucht, könnte sich das Arbeitspensum für S Bryan Cook erhöhen, um ihn als Unterstützung für die Corner einzusetzen. Ein großer Vorteil für die Passverteidigung der Chiefs ist, dass die Broncos auf dem Papier keinen starken Tight End haben. Lucas Krull hat in dieser Saison bisher nur acht Catches für 75 Yards erzielt.
Lob für Nix
Der neue Broncos-Quarterback konnte zwar vergangene Woche gegen die Ravens nur 223 Passing Yards erzielen, wobei er neben einer Interception auch viermal gesackt wurde, insgesamt zeigt er in dieser Saison aber durchaus vielversprechende Ansätze. Woche für Woche gelingt es Bo Nix, die gegnerische Verteidigung besser zu lesen, und er setzt dabei seine Beine ein, um Plays zu verlängern und sich mehr Zeit bei seinen Reads zu verschaffen. Mit 295 Rushing Yards und 5,1 im Schnitt ist er der zweitstärkste Läufer des Teams. Am Timing muss Nix allerdings noch arbeiten: er verpasst zu viele Versuche und hat große Schwierigkeiten mit Man Coverage. Deshalb finden sich die Broncos bei Pass-EPA und Pass-Erfolgsquote unter den fünf schlechtesten Teams der Liga. Auch unter Druck agiert er teilweise sehr unbeholfen und hat unter allen Starting-QBs die wenigsten Yards pro Versuch (4,2) erzielen können.
Durchschnittliches Laufspiel
Über den Lauf sind die Broncos ein eher durchschnittliches Team. RB Javonte Williams schafft vor oder nach dem Kontakt nur wenige Yards. Denvers Hauptläufe finden entweder innerhalb oder außerhalb der Zone statt, mit einer Vorliebe, im Schatten von Right Guard Quinn Meinerz oder Center Alex Forsyth zu laufen. Besonders bei Williams sollte man auf seine Rolle als Receiver achten, da er bei den meisten Zielen unter den Halfbacks den fünften Platz belegt.
Untergrund beachten
Auch das Spielfeld im Arrowhead Stadium sollte an diesem Sonntag genau im Blick behalten werden. Nach dem Chiefs-Spiel am Montagabend gegen Tampa Bay trafen die Kansas Jayhawks am Samstag im College-Duell auf Iowa State. Das Spiel gegen die Broncos markiert somit bereits das dritte innerhalb weniger Tage, in einer Woche, die von einigen Regenschauern geprägt war. Bereits im MNF-Game hatte der rutschige Untergrund etlichen Spielern, darunter Patrick Mahomes, zu schaffen gemacht.
Sehr gut beschrieben, Marius. Danke dir.
Musste bei der Überschrift schmunzeln ☺️
Super und Hut ab trotz des stressigen Munich Wochenendes noch eine Analyse nebenher zu schreiben 💪👍
Ich sag 27:14 Chiefs