Commanders-Preview: Kann Mariota den Chiefs wieder gefährlich werden?
Bevor die Chiefs mit Patrick Mahomes ein Abo für das AFC Championship buchten, zerstörte Marcus Mariota kurios die Träume von Alex Smith und vielen Chiefs-Fans. Kann er das wiederholen?
Eigentlich ist das Monday Night Football Game zwischen den Chiefs eine klare Sache: Zuhause im Arrowhead Stadium kann Mahomes das Team wieder auf klaren Playoff-Kurs bringen, Commanders-QB Jayden Daniels fällt verletzt aus und die Chiefs-Offense ist heiß wie lange nicht mehr. Wenn da nicht ein Mariota-Trauma wäre…
Der heutige Backup-Quarterback stand 2018 den Chiefs in der Wildcard-Round der Playoffs gegenüber und war in der ersten Halbzeit chancenlos: Es stand beim Pausentee klar 21:3 für das Team von Andy Reid und Alex Smith. Patrick Mahomes hatte einige Wochen zuvor seinen ersten Karriereeinsatz gehabt – saß in seiner Rookie-Saison, wie die meiste Zeit, aber auch an diesem Abend nur auf der Bank.
Von dort verfolgte er das Drama in Nashville und wurde Zeuge, wie Marcus Mariota den Ball warf und Cornerback Darrelle Revis den Ball blockte. Mariota konnte dann seinen eigenen Pass fangen und mit dem Ball in die Endzone laufen. Der Anfang vom Ende. Nach dieser absurden Szene spielten nur noch die Titans und gewannen das Spiel mit 22:21.
Gameover: Die Chiefs verloren damals mal wieder in der KO-Phase, wo sie zuvor seit 1994 nicht mehr siegreich waren. Die Chiefs-Fans waren mal wieder emotional am Boden, hatten sie doch zuvor so viel Hoffnung in Alex Smith, Tyreek Hill, Travis Kelce und Kareem Hunt gehabt. Wie konnten sie ahnen, dass mit Mahomes ab 2019 die erfolgreichste Phase des Franchise starten würde.
Jetzt trifft Marcus Mariota nach sieben Jahren erneut auf die Chiefs und die Szenerie hätte sich nicht drastischer ändern können: Dieses Mal wird es ein Night-Game im Arrowhead Stadium und das Red Kingdom wird dafür sorgen, dass es ein besonderes Match wird. Aber Mariota selbst ist auch nur noch Backup, konnte sich nach seinem ersten Playoff-Sieg nicht als Franchise-Face etablieren.
Ganz anders bei den Chiefs: Drei Super-Bowl-Siege, Mahomes nicht nur als Gesicht des Teams, sondern der ganzen Liga und ein Team, dass Hoffnung hat, dass es in diesem Jahr wieder weit in die Playoffs und vielleicht sogar zum fünften Super-Bowl-Sieg der Chiefs reichen könnte. Aber fangen wir erstmal von vorne an:
Kansas City Chiefs
Out: Josh Simmons, OT
Doubtful: Trey Smith, OG
Es kommt nach den News der letzten Tage nicht überraschend, dass Rookie-LT Josh Simmons nicht gegen die Commanders auf dem Feld sein wird. Er verweilt weiter bei seiner Familie in San Diego und ist nicht bei dem Team. Andy Reid hatte in der Pressekonferenz am Freitag aber erstmals mitgeteilt, dass das Team im positiven Kontakt mit Simmons ist und er in den nächsten Wochen wieder zum Team zurückkehren wird. Reid sprach erneut von familiären Angelegenheiten, die Simmons privat beschäftigen. Weitere Details gibt es nicht und es ist nur legitim, dass diese Infos ausreichen müssen.
Bei Trey Smith gab es Donnerstag eigentlich erstmal gute Nachrichten: Aus dem Team wurde bekannt, dass die Rückenprobleme bei Smith kein Grund zur Sorge sind. Aber es kam anders: Smith musste auch Freitag und Samstag auf das Training verzichten und bekommt aktuell den Status “Doubtful” - damit ist davon auszugehen, dass er am Montag nicht aktiv ist und durch Mike Caliendo auf RG ersetzt wird. Der hatte die Rolle auch in der zweiten Halbzeit gegen die Raiders eingenommen und einen guten Job gemacht.
Ansonsten waren auch RB Kareem Hunt (Knie) und CB Jaylen Watson (Rücken) angeschlagen, aber bis Samstag wieder ausreichend fit, um das ganze Training mitzumachen und ohne Fragezeichen für das Spiel am Montag zu bleiben. Die Chiefs sind also nur in Offensive Line betroffen (abgesehen von der schweren Verletzung von DT Omarr Norman-Lott). Alle anderen Teambereiche sind topfit. Weiterhin eine außergewöhnlich postive Situation.
Washington Commanders
Out: Jayden Daniels, QB
Out: Colson Yankoff, TE
Questionable: Matt Gay, K
Questionable: Daron Payne, DT
Die News, dass QB-Talent Jayden Daniels gegen die Chiefs ausfällt, kam überraschend früh von den Commanders. Damit fehlt dem Team aus der Hauptstadt ihr wichtigster offensiver Faktor, aber gleichzeitig gibt es auch gute Nachrichten, denn die beiden Top-Wide-Receiver der Commanders sind zurück. Terry McLaurin und Deebo Samuel haben gegen die Cowboys gefehlt und dürfen jetzt wieder dabei sein.
Gleichzeitig gibt es aber auch Bedenken auf der defensiven Seite. Mit Defensive Tackle Daron Payne ist ein wichtiger Spieler im Passrush und besonders der Run-Defense - für die angeschlagene O-Line, sowie die beiden Running Backs Isiah Pacheco und Kareem Hunt wäre ein möglicher Ausfall voraussichtlich ein Segen. Der Ausfall von Tight End Colson Yankoff hingegen ist zu vernachlässigen – er ist kein Starter und hätte sowieso nur in den Special Teams eine Chance auf Spielzeit.
#1: Wie gut ist die Commanders-Offense mit Mariota?
Marcus Mariota ist seit elf Jahren in der Liga, hat die Herzen vieler Chiefs-Fans 2018 gebrochen, aber hat nicht die Qualität von Rookie-Überraschung Jayden Daniels, der im letzten Jahr mit 12-5 in der Regular Season die NFL geschockt hat und in den Playoffs bis ins NFC Championship Game gekommen ist. Trotzdem ist er für die Commanders ein mehr als nur guter Backup, weil er dem Spielstil von Daniels nicht ganz so fremd ist – ohne die Qualität als Runner zu haben.
Mariota hat diese Saison durch Verletzungen von Daniels schon drei Partien bestritten und hat 60,3 Prozent seiner Pässe angebracht für 426 Yards, drei Touchdowns, aber auch zwei Interceptions und wurde fünf Mal per Sack zu Boden geworfen. Damit die Commanders auch nur eine Chance gegen die Chiefs haben wollen, muss Mariota ein fehlerloses Spiel machen.
Gegen die Cowboys hat er in seinem ersten Drive im dritten Quarter eine desaströse Interception geworfen, die DaRon Bland zum Pick-Six zurückgetragen und damit die Resthoffnung der Commanders auf ein Comeback zerstört hat. Wenn Mariota solche Fehler am Montagabend passieren, werden die Chiefs um Mahomes diese sehr wahrscheinlich ausnutzen.
Gleichzeitig hat Mariota mit McLaurin und Samuel auch deutlich bessere Offensivwaffen, die ihm gegen die Cowboys fehlten – das Ergebnis müssten mehr als 250 Passing Yards und 2-3 Touchdowns sein. Das Problem dabei: Die Chiefs geben nur 174.6 Passing Yards und am drittwenigsten Punkte in der Liga ab – mehr als 20 gegnerische Punkte sind bei Kansas City Mangelware. Und das wird auch für Mariota eine Herkulesaufgabe.
#2: Ist der Run die große Chance für die Commanders?
Nicht ganz so gut wie in der Luft, ist die Chiefs-Defense am Boden - obwohl seit 33 Spielen kein gegnerischer Running Back mehr über 100 Yards geschafft hat. Das könnte die Chance für Rookie-Runningback Jacory Croskey-Merritt sein, der im Commanders-Backfield die meisten Snaps bekommt nachdem sich Austin Ekeler für die Saison verletzt hat und Brian Robinson zu den 49ers gewechselt ist.
Die Commanders sind das zweitbeste Rushing-Team der Liga mit 148,9 Yards pro Spiel im Schnitt – gerade bei Early Downs wird es entscheidend sein, dass Croskey-Merrit mehr als nur 2-3 Yards pro Versuch schafft, damit es keine langen Third-Downs für Mariota werden. Da stehen die Commanders mit knapp 35 Prozent im hinteren Drittel der NFL.
Gerade gegen Chris Jones & Co wird es nicht einfacher, auch wenn mit Omarr Norman-Lott ein wichtiger Run-Stopper fehlt und es noch keinen wirklichen Ersatz gibt. Defensive Coordinator Steve Spagnuolo hat angekündigt, dass die Defensive Ends wie Mike Danna oder Charles Omenihu innen aushelfen müssen, damit keine Lücke entsteht.
#3: Hält die Offensive Line ohne Simmons und Smith?
Auf der anderen Seite des Balles sind die Chiefs im Gegensatz zum Start der Saison durch die Ausfälle von Left Tackle Josh Simmons und Right Guard Trey Smith geschwächt. Aber: Auch die Commanders haben eklatante Probleme im Passrush. Mit Deatrich Wise und Dorance Armstrong fehlen beide Starter und der frühere Broncos-Star von Miller ist wahrscheinlich die größte Gefahr für Patrick Mahomes.
Gleichzeitig muss man festhalten, dass Jaylon Moore bisher keine spürbare Schwäche in der Protection war und vielleicht nur im Run keinen ganz so großen Punch wie Josh Simmons hatte. Bei Mike Caliendo kommen uns allen natürlich Flashbacks zum Super Bowl im vergangen Jahr, aber gegen die Raiders sah auch er stabil aus. Neben einem wiedererstarkten und flaggenlosen Jawaan Taylor und dem besten Center der Liga scheint sich Caliendo wohler zu fühlen und er wird von Andy Reid als “Starter-Kaliber” eingeschätzt. Hoffentlich zeigt er auch gegen zahnlose Commanders das Niveau der Vorwoche.
#4: Bleibt Kareem Hunt effektiver als der Tush Push?
Wusstet ihr, dass die Chiefs eine Wunderwaffe haben, die besser als der Eagles-Tush-Push performt? Er heißt Kareem Hunt und hat in dieser Saison 14 von 16 Short-Yardage-Situationen in First Downs verwandelt. Die Eagles um Jalen Hurts haben nur 11 von 13 solcher Snaps erfolgreich umgesetzt. Vorteil Hunt vor Hurts.
#5: Kann Mahomes die Probleme im Commanders-Backfield nutzen?
Besonders schwach waren die Commanders übrigens nicht in der Run-Defense, sondern durch die Luft. Das Backfield ist gerade gegen explosive, lange Pässe angreifbar und gibt die meisten Yards pro Pass in der gesamten Liga ab: 7,8 Yards. Auch die 364,3 Yards pro Spiel sind kein guter Wert - damit belegen die Commanders Platz 27 in der NFL. Auch Ligahöchstwert sind die acht Pässe über 40 Yards, die das Team in den ersten Wochen der Saison nicht verhindern konnte.
Größter Schwachpunkt ist Cornerback Marshon Lattimore, der beim Draft 2025 erst als Teil eines Trades nach Washington gekommen ist und in der letzten Saison lange verletzt war. Alleine im Spiel gegen die Cowboys hat er zwei große Penalties verursacht und bei vier Passversuchen zu seinem Gegenspieler vier Completions für 71 Yards erlaubt. Gleichzeitig hat er das niedrigste PFF-Grade aller Cornerbacks. Ihr könnt euch also vorstellen, welchen Verteidiger Mahomes suchen wird, um Xavier Worthy oder Tyquan Thornton anzuspielen.
#6: Die Geschichte spricht eindeutig für die Chiefs
Gegen wenige Teams haben die Chiefs eine so gute historische Bilanz wie gegen die Washington Commanders. Von den 11 Begegnungen haben die Chiefs zehn gewonnen. Das letzte Mal haben die Chiefs 1983 gegen die damaligen Redskins verloren. Gerade zuhause im Arrowhead Stadium gab es bisher nur Siege. Seit der Namensänderung zu Commanders haben die beiden Teams übrigens noch nie gegeneinander gespielt.
Ein Fakt habe ich nicht in die Texte oben eingesetzt bekommen: Patrick Mahomes trifft mit Kliff Kingsbury auf seinen alten Mentor, der ihn bei Texas Tech als Headcoach gefördert und entwickelt hat. Jetzt ist er Offensive Coordinator bei den Commanders und steht eigentlich für eine Pass-Heavy Offense mit vielen Punkten und Wurfversuchen. Durch die Verletzung von Daniels erwarte ich aber deutlich weniger Pässe, sondern mehr Läufe um die Chiefs vom Platz zuhalten.
Daher wird es nicht ganz so punktereich, wie man vielleicht erwarten würde. Die Chiefs werden trotzdem ihre Vier-Spiele-Serie von über 28 offensiven Punkten ausbauen und mit 31-13 gewinnen.
Was meint ihr?
GO CHIEFS.










Erstklassige Zusammenfassung. DANKE. Immer eine Freude Sonntags zu lesen. Meine Prediction ist 21:10 Go Chiefs.