Deep Dive: Wieso haben wir solche Probleme mit den Bengals?
Das Kingdom – Der Newsletter des deutschen Chiefs-Podcast
Ich hab euch im Laufe der Woche gefragt, welches Thema ihr euch wünscht und die Antwort war ziemlich klar: Wieso haben wir so viele Probleme mit den Cincinnati Bengals und Joe Burrow? Die einfache Antwort: Die Bengals spielen gegen uns teilweise wirklich beeindruckend guten Football. Und doch waren die Chiefs vor genau einem Jahr in der ersten Halbzeit das viel bessere Team. Genau da haben die Bengals dann aber Mahomes & die Offense für ein Spiel geknackt. Aber fanden wir mal von vorne an.
Spiel 1: Mahomes vs. Burrow – 31-34 L
Am vorletzten Spieltag der Vorsaison spielten die Chiefs gegen die Bengals und es war der ganz große Auftritt von Ja’Marr Chase, der mit 260 Receiving-Yards mehr hatte als Mahomes Passing-Yards (259). An dem Spieltag verloren die Chiefs den Top-Spot in der AFC und mussten deshalb am Super Wildcard Weekend gegen die Steelers antreten.
Im finalen Drive stoppten die Chiefs die Bengals eigentlich . Bei 4th & Inches warf Burrow einen Incomplete Pass in die Endzone. Eine Strafe gegen L’Jarius Sneed rettete Cincy in letzter Sekunde und führte zu einem Game-Winning-Fieldgoal. Das First-Down erlaubte Burrow die Uhr zuvor runterlaufen zu lassen. Eine bittere Niederlage, aber Mahomes sagte Burrow direkt nach Spielende schon die wichtigsten Worte: “Wir sehen uns in den Playoffs wieder!“
Schon damals war bemerkbar, dass die Bengals Travis Kelce unglaublich gut aus dem Spiel nehmen konnten und Tyreek Hill taktisch zu stoppen war. Das hatten nicht nur die Bengals damals aus dem verlorenen Super Bowl gegen die Bucs gelernt. Zwei tiefe Safeties und schon verliert das Chiefs-Spiel die explosive Tiefe. Gleichzeitig hatten die beiden Top-Receiver aber damals auch unglaublich unglückliche Drops:
Erst Tyreek Hill nach einer 62-Yards-Bombe:
Und später auch Travis Kelce nach einem unfassbaren Wurf von Mahomes:
Noch relevanter waren aber die Probleme in der Defensive nach einer klaren 14:0-Führung in der ersten Halbzeit. Verpasste Tacklings, Chase alleine gegen nur einen Receiver und sehr unglückliche Strafen der Schiedsrichter gegen die Chiefs. (Der Whitehead war übrigens Allen Baynes, nicht Carl Cheffers) Im letzten Drive traf man dann insgesamt gefühlt nur falsche Entscheidungen: Die Chiefs versuchten gleichzeitig die Bengals aufzuhalten und die Zeit zu stoppen, um wieder an den Ball zu kommen. Das klappte nicht und so verlor man beides: Keine Chance mehr Mahomes den Ball in die Hand zu drücken und drei sichere Punkte für den Bengals-Kicker Evan McPherson.
Das war ja aber nur das Spiel in der Regular Season. Die Hoffnung damals: Reid, Bieniemy und Spagnuolo lernen aus den Fehlern, Schwächen und Schwierigkeiten des Spiels und setzen es dann in der Postseason besser aus. Nochmal sollte man so eine Führung ja nicht verspielen…
Spiel 2: Mahomes vs. Burrow – 24-27 L
Was ist schlimmer als eine unnötige Niederlage in der Regular Season und den Verlust des #1-Seed? Eine unnötige Niederlage in der Postseason und der verpasste Einzug in den Super Bowl! Auch knapp vier Wochen später führte Mahomes mit den Chiefs zur Halbzeit klar und deutlich mit 21-19 und eigentlich sah es nach dem dritten SB in Folge aus. Doch die Bengals stellten in der Defensive um und unser Quarterback bekam keinen Fuß mehr auf den Boden. Einfach bitter!
Schon vor der Halbzeit endete ein 80-Yard-Drive der Chiefs an der Goalline ohne Punkte. Cornerback Eli Apple hielt Tyreek Hill aus der Endzone mit auslaufender Uhr, zuvor verzichtete Andy Reid auf sichere drei Punkte von Kicker Harrison Butker. Doch nach der Halbzeit stellten die Bengals ihre Defensive komplett um. Sie brachten nur noch drei Spieler an die Line und verteidigten im Raum mit den restlichen Acht.
Das sah in der Praxis so aus:
Obwohl die Bengals mit minimaler Mannstärke vorne Druck machten, hatten sie Erfolg, weil Mahomes keine Anspielstation fand. Mit der Zeit konnte unsere O-Line dann auch nicht standhalten gegen z.B. Trey Hendrikson und schon rannte Mahomes mal wieder um sein Leben. Diese Taktik hatten in dieser Saison einige Teams gegen uns versucht – mit relativ wenig Erfolg. Durch kurze Pässe auf Kelce, JuJu oder gerade McKinnon als Hot Routes wurde das ziemlich ineffektiv. McKinnons so positive Saison hatte vielleicht genau damit zu tun, dass Mahomes ihn als Puffer und schnelle Lösung brauchte, wenn sonst niemand frei war.
Im AFC Championship Game 2022 hatte er es teilweise auch mit diesen kurzen Pässen versucht, aber die wirkten nicht einstudiert und vielen dann mehrfach zu kurz, weil Mahomes fast aufgeregt wirkte:
Den Höhepunkt erreichte das Mahomes-Dilemma im letzten Drive der Chiefs in der regulären Zeit. Es stand 21-24 für die Bengals und ein Touchdown hätte die drohende Verlängerung oder Niederlage noch abwenden können. Bis zur 5-Yard-Linie arbeitete sich das Team vor und dann schien Mahomes Angst vor der eigenen Courage zu bekommen.
Bei 2nd & Goal wartete er lange und lief dann nach links, obwohl sowohl Mecole Hardman (#17) eine starke Route läuft als auch Jerick McKinnon (#1) frei durch die Endzone stolzierte. Es wirkte als hätte Mahomes mehr Angst davor einen Turnover zu kreieren, als sich mit drei Punkten und der Overtime abzufinden.
Beim 3rd & Goal waren dann sowohl Kelce (#87) als auch Byron Pringle (#13) frei in der Mitte und Mahomes schaffte es nicht den Ball loszuwerden, sondern wurde von den Bengals gesacked. Das waren gleich zwei gute Chancen das Spiel noch zu gewinnen.
Das war die spielerisch schlechteste Halbzeit von Mahomes in seiner Karriere. Er konnte trotz seiner Erfahrung und dem Start in der ersten Halbzeit nicht mit den taktischen Umstellungen der Bengals umgehen. Ein Spiel aus dem er viel Motivation für das Frühjahr und den Sommer mitgenommen hat und seitdem hat er gezeigt, dass er mit diesem schwachen Moment unglaublich reif umgegangen ist. Er hat an sich gearbeitet und in dieser Saison die beste Leistung aller NFL-Spieler gezeigt. Unser #MVPat.
Spiel 3: Mahomes vs. Burrow – 24-27 L
In Woche 13 der aktuellen Saison musste Mahomes wieder gegen Burrow und die Bengals spielen. Damals war der Druck für die Bengals, die 0-2 in die Saison gestartet sind, deutlich größer als der bei den Chiefs, die in ihrer Division direkt den ersten Platz eignenommen hatten und klar Kurs auf die Playoffs genommen hatten. Trotzdem war es ein erster Fingerzeig, wie die Chiefs mit der Niederlage im Vorjahr umgehen würden und was sie daraus gelernt haben.
Wenn man die drei Spiele vergleicht, dann hat gerade die Defense sich stabilisiert. Steve Spagnuolo weiß genau, was ihn mit den Bengals & Burrow erwartet. Ein Top-Quarterback, der sich an den Gegner anpasst. Wenn die Chiefs ihm 1on1s seiner Top-Receiver geben, fliegt der Ball tief. Wenn Pressure an der Goal-Line kommt, findet er schnelle kurze Lösungen. Und wenn die Chiefs beides gut decken, greift Burrow die Mitte des Feldes an. Dort sind Nick Bolton & Co nicht so mobil, wie die Receiver und erleben Mismatches gegen die Bengals. Hier ein Beispiel:
Gleichzeitig müssen wir gegen die eher mittelmässige O-Line viel mehr Druck erzeugen – auch ohne direkt zu blitzen. Das hat Anfang Dezember gar nicht funktioniert. Nur ein einziger Sack und wenig Pressure erlauben Burrow sich seine Anspielstationen auszusuchen. Und schnell werfen kann er.
Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Chiefs-Defense nach kurzen Pässen schnell den Gegner zu Boden bringt. Ein 3- oder 4-Yard-Pass ist nicht durchgängig zu verhindern, aber wenn dann noch 5 YAC dazu kommen, ist das eine effektive Spielweise. So wie Chase hier zu einem unglaublich wichtigen First-Down im Spiel in Woche 13:
Und in der Offensive? Mahomes und sein Team haben gelernt auch mit einer so ungewöhnlichen Coverage-Situation umzugehen. Gerade mit seiner aktuellen Knöchelverletzung und mglw. fehlender Mobilität wird die Protection der O-Line aber entscheidend sein, damit die Chiefs über das Spielfeld laufen können. Wenn Travis Kelce wieder so gut gecovert wird, kommt es auf den Run um Pacheco & McKinnon an und die Slot-Receiver JuJu & Kaderius Toney.
Zu Dritt dürfen die Bengals Mahomes auf jeden Fall niemals so unter Druck setzen können:
Für das Spiel am Sonntag sind alle Daumen gedrückt! In unserer Podcast-Preview hört ihr noch mehr, was die Chiefs diese Woche im Gameplan machen müssen, um die Bengals zu schlagen und in den Super Bowl einzuziehen. Lasst uns eine positive Bewertung und einen Follow da!