Die Chiefs sind besser als der aktuelle Eindruck
Die Niederlagen gegen die Eagles, Packers und Bills schmerzen noch die geschundenen Chiefs-Seelen, aber: Gerade aus dem letzten Spiel gibt es vieles Positives abzuleiten.
Die Frustration von Chiefs-Spielern, -Verantwortlichen und -Fans ist riesig nach drei Niederlagen aus vier Spielen nach der BYE-Week. Ich glaube noch nie hat sich ein NFL-Team mit einer 8-5-Bilanz so schlecht geredet, wie die Chiefs in dieser Woche. Wenig war zu spüren vom Optimismus der Super-Bowl-Saison, von der Rückkehr von Chris Jones und den jungen Stars, die sich entwickeln können.
Umso mehr haben wir über die vielen Strafen der Offensive in dieser Saison (beeindruckende 61) gesprochen – in der letzten Saison waren es mit 42 Strafen noch die wenigsten aller Offensiv-Units. Wir regen uns über die 20 gedroppten Pässe auf – das nächstschlechteste Team hat 15 Drops in dieser Saison. Und über die unzähligen Turnover (22) mit denen sich das Team regelmäßig in den eigenen Fuß schießt. Ja, das ist alles inakzeptabel, aber es gibt Grund zur Hoffnung!
1) Der Tiefpunkt ist erreicht - die Message ist angekommen
Kein Spieler bei den Chiefs hat nicht verstanden, dass die gezeigte Leistung nicht ausreichen wird, um dieses Jahr um einen weiteren Titel mitzuspielen. Das-wird-schon-Statements sind in dieser Woche endlich ausgeblieben und es wird sich im Trainerteam noch stärker auf die “Fundamentals” konzentriert: Disziplin, Konzentration, Kommunikation und Vorbereitung.
Der detailverliebte Andy Reid sorgt noch stärker dafür, dass in seinem Team Verantwortung für eigene Fehler übernommen wird. Etwas für das der letztjährige OC Eric Bieniemy berühmt und berüchtigt war. Er hat Fehler offen vor Mitspielern und Coaches angesprochen und dafür gesorgt, dass so etwas nicht nochmal passiert. Unter Matt Nagy war das bisher nicht immer zu spüren. Spätestens seit dieser Woche ist das allen klar und wird offensiv kommuniziert.
2) Mahomes ist wieder mehr Mahomes
Gegen die Bills hat Mahomes immer wieder aufgezeigt, wieso er der beste QB der Liga ist und Fähigkeiten besitzt, die andere einfach nicht haben. Nachdem die Bills mit 14-0 führten, stand er nach einem fragwürdigen Offensive-Pass-Interference gegen Kelce bei 2nd Down und 18 Yards und hat einen Traumpass auf Richie James geworfen – Timing, Spiral und Positionierung waren perfekt bei dem Ball. Auch wenn ihn der Receiver mal wieder nicht fangen konnte.
Ähnliches ein paar Spielzüge später mit Marquez Valdes-Scantling oder Skyy Moore und trotzdem hat Mahomes weder es erzwungen, noch Sicherheitsbälle an der Line of Scrimmage geworfen, sondern mit Kelce, Rice und McKinnon seinen Rhythmus gefunden. Er wirkte selbstbewusst und hatte die Offensive wieder mehr im Griff. Das fühlt sich doch schon deutlich besser an.
Auch die Zahlen der Offense sind nicht sensationell, aber zumindest ok. Mit 253,5 Passing Yards pro Spiel sind die Chiefs die #6, 107,8 Rushing Yards die 17. beste Run-Offense. Und auch 22,5 Punkte im Schnitt sind noch die 11. beste Offense. Nicht herausragend, aber zumindest gut.
3) Die vier letzten Spiele sind ein Trainingslager
Die Chiefs haben die wirklich knackigen Gegner der Regular Season hinter sich. Das bedeutet auch, dass wir mit gut exekutierten Basics die vier letzten Gegner schlagen sollten. Alle vier Gegner spielen mit Backup-Quarterbacks und haben massive Probleme im Team. Die Patriots sind offensiv zahnlos und schaffen selten mehr als zehn Punkte, die Raiders sind auf der Suche nach einer neuen Philosophie, die Bengals kämpfen ohne Joe Burrow um jeden Yard und die Chargers haben aktuell weder fähigen Quarterback noch Receiver auf dem Platz.
Für die Chiefs ist das eine perfekte Situation, um die letzten vier Wochen der Saison als eine Art Trainingscamp zu nutzen. Wie können wir unsere Receiver einsetzen? Was müssen wir an Basics besser exekutieren? Und wie sieht eine funktionierende Offense aus? Das können wir jetzt in vier Spielen testen und uns Spiel um Spiel verbessern. Mit dem Ziel dann noch einige spannende Plays für die Postseason im Köcher zu haben.
4) Die emotionale Motivation ist da
Nach dem letztjährigen Super-Bowl-Sieg haben mehrere Spieler zugegeben, wie sie im Sommer zuvor durch die negativen Einschätzungen motiviert worden sind. Ohne Tyreek Hill trauten die Experten den Chiefs nicht mehr den Sieg in der Division zu und schrieben das Team für das Jahr ab. Andere Teams in der AFC West sollten die Helden der Saison werden. Das sorgte für emotionalen Antrieb – ein wichtiger Grund, um dann die Liga zu dominieren.
Die aktuellen Reaktionen gegen Mahomes, gegen die Chiefs als jammerndes Team, das sich ungerecht behandelt fühlt und das teilweise Abschreiben des Teams im aktuellen Playoff-Race könnte eine ganz ähnliche Reaktion hervorrufen und das Team zusammenbringen. “Gemeinsam zeigen wir es denen da draußen!” Ganz passend zum Saisonmotto “United”.
Ich erwarte in der aktuellen Saison auf jeden Fall vier Siege gegen die restlichen Teams und wünsche mir eine Steigerung der Offense. Der Fokus muss auf den Spielern liegen, die abliefern. Neben Travis Kelce und Rashee Rice können das Noah Gray, Kadarius Toney, Justin Watson und vielleicht ja auch Justyn Ross sein. Richie James hat auch eine gute Chance verdient – die Snapcounts von MVS und Skyy Moore sollten sich weiter reduzieren. Außerdem muss der Run weiter gut integriert werden. Jerick McKinnon sah gut aus, Isiah Pacheco kommt hoffentlich fit und auskuriert wieder ins Team und wird weiter eingesetzt.
So gibt es eine wirkliche Chance, dass wir auch in dieser Saison weit kommen können. Und dann haben die Chiefs es auch 2024 in Las Vegas drauf den nächsten Titel zu gewinnen!
Glaubt Ihr, FAU wird noch einen Impact haben? Wenn ich Spiele der Lions sehe, wird man schon etwas wehmütig, weil Laporta nur drei Picks nach ihm vom Board gegangen ist.
Wäre ein mittelfristig potentieller Kelce-Ersatz gewesen.
Ich halte es nach dem Packers Game wie Marius. Ich erwarte kaum noch was und lass mich aber gern überraschen. Umso weniger wird man am Ende enttäuscht. Auch wenn unser Schedule leicht aussieht, sollte man die verbliebenen Spiele dennoch mit genügend Konzentration und einer Ernsthaftigkeit angehen.