Jaguars-Preview: Machen die Chiefs wieder Spaß?
Zwei Niederlagen zum Saisonstart, viele Verletzte und eine Offense ohne Stabilität - zwei Partien später sind die Chiefs-Fans wieder voller Hoffnung. Was können wir gegen Jacksonville erwarten?
Ein NFL-Sonntag ohne die Chiefs fühlt sich erstmal verloren an, dabei können wir uns erstmal anschauen, wie sich die Chargers gegen die Commanders schlagen und ob die Broncos eine Schnitte gegen den amtierenden SB-Sieger Eagles haben. Eigentlich doch ganz komfortabel.
Ihr habt euch wieder mehr Preview-Content gewünscht und das ist für mich total nachvollziehbar. Das wollen wir euch gerne hier im Newsletter liefern. Schickt uns gerne etwas Feedback, ob es so passt. Es wird immer einen ersten Teil geben für alle frei zugänglich + eine tiefere Analyse für unsere Paid-Abonnenten, die DAS KINGDOM unglaublich toll unterstützen. Diese Woche gibt es einen ersten Vorgeschmack für alle - komplett lesbar.
Das Spiel gegen die Jacksonville Jaguars haben die meisten Experten und Fans zu den einfacheren Matchups der ersten sechs Spiele gerechnet. Nachdem man zuerst mit den Eagles, Chargers und Ravens drei Top-Teams erwartete, sind die Lions ein weiterer Contender in Woche 6. Das Team um Quarterback Trevor Lawrence und CB & WR Travis Hunter ist aber alles andere als ein Underdog. Mit einer starken Defense und einer mittelmäßigen Offense reichte es zu respektablen drei Siegen gegen Teams wie die 49ers, Texans und Panthers, nur gegen die Bengals gab es eine knappe Niederlage.
Kansas City Chiefs (Samstag)
CB Kristian Fulton (Limited Practice)
Die Chiefs sind wieder richtig gesund: Auch Xavier Worthy brauchte gegen die Ravens einen Hit im ersten Quarter, um ein gutes Gefühl zu bekommen und hatte danach keine Einschränkungen mehr. Trotzdem ist sein Name noch auf dem Injury Report zu lesen, aber er trainiert vollständig mit.
Das gilt auch für Patrick Mahomes (Leiste), Hollywood Brown (Knöchel), JuJu Smith-Schuster (Knie), Jawaan Taylor (Knie), Michael Danna (vorderer Oberschenkel), Charles Omenihu (Knöchel) und James Winchester (hinterer Oberschenkel). Gerade Danna scheint nach seinen Ausfällen am Montagabend gegen die Jaguars dabei zu sein.
Nur Cornerback Kristian Fulton wird wohl wieder ausfallen, nachdem er die beiden ersten Spiele auf dem Feld war, aber auch einen Großteil der Vorbereitung verpasst hat. Da sowohl Trent McDuffie als auch Jaylen Watson aktuell in Topform sind und man mit Nohl Williams einen Rookie hat, der im Ravens-Spiel schon bei fast 40 Prozent der Plays auf dem Platz stand und nur wenig Fehler macht.
Jacksonville Jaguars (Samstag)
DE Travon Walker (hat nicht trainiert)
LB Yasir Abdullah (hat nicht trainiert)
RB Bhayshul Tuten (limitiert)
WR Dyami Brown (limitiert)
OG Ezra Cleveland (limitiert)
OT Chuma Edoga (limitiert)
OT Anton Harrison (limitiert)
OT Patrick Mekari (limitiert)
OT Wyatt Milum (limitiert)
S Eric Murray (limitiert)
Der Injury Report der Jaguars sieht deutlich länger und komplexer aus. Gerade um Star-Passrusher Travon Walker gibt es mehrere Fragezeichen. Er wurde in dieser Woche am Handgelenk operiert, nachdem er das Levi’s Stadium der 49ers in einer Armschlinge verlassen hatte. Überraschenderweise soll er aber aktuell “Day to Day” sein und möglicherweise am Montag spielen können.
Gerade in der Offensive Line haben die Jaguars viele angeschlagene Spieler. Cleveland, Mekari und Harrison sind allesamt Starter und ihre Fitness könnte für den Edge-Rush der Chiefs zu einer leichten Beute werden. Nur Center Robert Hainsey und LT Walker Little sind komplett fit. In der Defense ist neben Walker nur Safety Eric Murray limitiert gewesen. Die insgesamt stärkere Verteidigung könnte als in voller Stärke gegen Mahomes & Co antreten.
Jaguars Offense vs. Chiefs Defense
Was ist mit Brian Thomas Jr. los?
In seiner Rookie-Saison hat die Nummer 7 der Jaguars nicht nur Fans des Teams, sondern auch viele Fantasy-Spieler glücklich gemacht. In 17 Spielen sorgte Thomas Jr. für 1.282 Yards, 10 Touchdowns und viele Punkte. Doch 2025 ist er noch nicht so richtig in die Spur gekommen. Nach einem knappen Viertel der Saison hat er nur 12 Bälle gefangen bei 32 Targets, sowohl 164 Yards als auch 0 Touchdowns auf das Tableau gebracht.
Schwache Werte für einen WR1, der auch keine wirklich große Konkurrenz im Team hat. WR-Rookie Travis Hunter ist bisher auch noch nicht in der NFL angekommen und wartet auf sein Breakout-Game: Er steht bei 118 Yards, 13 Receptions und genauso viel Touchdowns wie Kollege Thomas Jr. Bester Receiver im Team ist Tight End Brenton Strange mit 182 Yards, aber auch ohne Passing Score. Die gehen auf seinen Kollegen TE Hunter Long (2), die beiden Running Backs Travis Etienne (1) und Bhayshul Tuten (1) und den angeschlagenen WR Dyami Brown (1).
Running Game als Gefahr?
Deutlich potenter als das von Quarterback Trevor Lawrence angeführte Spiel durch die Luft ist das Running Game. Gerade Etienne sorgte in den ersten 4 Spielen für starke 394 Yards und zwei Touchdowns. Aber auch Tuten schaffte 88 Yards und einen Score. Beide ohne einen Fumble. Grund für diese Verbesserung ist Headcoach Liam Coen, der schon bei den Bucs im letzten Jahr das Run-Game priorisiert hatte. Dort sprang er mit Rookie Bucky Irving vom letzten Rushing-Platz auf die #4.
Im letzten Jahr konnten die Jags knapp 100 Yards Rushing pro Spiel erreichen, jetzt sind es nach 4 Matches 144 Yards. Wenn sie so weitermachen, stünden 2.448 Yards in der Statistik - mehr als jemals zuvor in der Franchise-History. Und das obwohl weder die Running Backs noch die Offensive Line große Veränderungen erhalten hat. Grund ist die taktische Vorgabe des Headcoaches.
Und die verlangt deutlich mehr Komplexität als in der Vergangenheit. Er vermischt Zone- und Gap-Blocking, spielt unterschiedliche Run-Schemes aus gleichen Formationen und verwirrt den Gegner mit Läufen und Bewegungen vor dem Snap. Die bisherigen Gegner haben sich schwer getan die Plays frühzeitig zu lesen und sind in die Fallen von Coen und seiner Offense gelaufen.
Lasst die Jaguars den Ball werfen
Für die Chiefs wird es defensiv entscheidend sein, dass sie das Run-Game stoppen und die Verantwortung zu QB Lawrence schieben. Der hat im letzten Spiel gegen die 49ers zwar besser ausgesehen, tut sich aber weiter schwer. Gerade unter Druck.
Liam Coen lässt Lawrence den Ball jetzt deutlich kürzer und schneller werfen und versucht so ein starkes Timing bei Würfen auszunutzen und den Druck auf den Spielmacher zu reduzieren. In Woche 4 hat Lawrence 21/30 Passversuchen bis maximal 10 Yards geworfen und war damit deutlich erfolgreicher als in den Vorwochen. Brian Thomas Jr. hat er konsequent außen eingesetzt und nicht wie zuvor in der Mitte des Feldes, wo er bei den 49ers auf Fred Warner getroffen wäre. Kein gutes Matchup!
Insgesamt klingt es so, als ob Liam Coen von den Chiefs lernt und das Offensivspiel risikoloser gestaltet und mit kleinen Schritten über den Platz gehen möchte. Das funktioniert aber nur, wenn Lawrence keine Fehler macht und das Run-Game kurze 3rd-Downs produziert. Ihr wisst also, worauf es für die Chiefs-Defense ankommt: Laufspiel stoppen und Druck machen!
Jaguars Defense vs. Chiefs Offense
Die größte Stärke der Jaguars? Turnover erzwingen
Die Jacksonville Jaguars haben aktuell eine durchschnittliche Offense, aber eine Turnover-Maschine in der Defense. Mit einer zugelassenen EPA per Dropback von -0,14 Punkten sind die Jaguars die zweitbeste Verteidigung der Liga. Ein wichtiger Faktor sind dabei die 13 Turnover (Interception oder Fumble), Höchstwert in der NFL, denn ansonsten wären die Jaguars nur eine mittelmäßige Defense.
Gerade die Linebacker Devin Lloyd (3 Interceptions, 1x Fumble Recovered) und Foyesade Oluokun (1x Interception, 2x Fumbles Forced, 1x Fumble Recovered) sowie die beiden Pressure-Maschinen Josh Hines-Allen (0,5 Sacks, 1 Tackle for Loss), Travon Walker (2 Sacks, 2x Tackle for Loss) und Arik Armstead (2,5 Sacks, 2 Tackle for Loss, 1x Forced Fumble) sind die Stars der Verteidigung.
Die Defensive Backs Jourdan Lewis, Antonio Johnson, Andre Wingard und Eric Murray profitieren dann durch den Druck an der Line of Scrimmage und fangen regelmäßig Interceptions.
Was ist der Schlüssel für die Chiefs-Offense?
Mit der Offensive Line aus dem letzten Jahr würde mir diese Jaguars-Defense wirklich Angst machen. Wenn Mahomes keine Zeit bekommt, sind seine Receiver selten offen und er muss Risiko gehen. Das kennen wir allzu gut und führt eigentlich konsequent zu Turnovern oder Verletzungsrisiko. Die gute Nachricht: DIE LINE STEHT.
Starten wir mit den Guards: Während Trey Smith in der ganzen Saison noch keinen Sack zugelassen hat, ist Kingsley Suamataia langsam in der NFL angekommen. Im Spiel gegen die Ravens hat er nicht mehr mal Pressure bei einem Pass-Block erlaubt und wenn man das Spiel gegen die Giants (mit gutem Passrush) war es nur ein einziger Pressure in 82 Passing-Snaps in beiden Partien. Das ist eine wirklich positive Entwicklung.
Noch beeindruckender ist nur LT Josh Simmons, der in 178 Passing-Snaps nur einen einzigen Sack zugelassen hat. Das sind Werte mit denen man bei einem Rookie nicht nur leben kann, sondern sehr glücklich sein muss. Mit Khalil Mack, Nolan Smith, Brian Burns, Kayvon Thibodeaux und Abdul Carter hat er schon einige namenhafte Passrusher als Gegenüber kennengelernt.
Er sieht einfach nicht wie ein Rookie aus, sondern super erfahren. Macht keine dummen Fehler und hat eine ausgezeichnete Fußarbeit. So kann er sogar kleine Umstimmigkeiten retten und sich in den Weg des Angreifers bewegen. Das ist so unglaublich gut - ich freue mich, dass wir die nächsten Jahre hoffentlich den LT für Mahomes gefunden haben.
Und Jawaan Taylor? Der hat gegen die Ravens endlich mal keine Strafen provoziert (aber: schon 6 Flaggen in 2025) und kommt in Jacksonville nach Hause. Nur einige Meilen vom Stadion entfernt ist er aufgewachsen und will bestimmt beweisen, dass er weiterhin die Starting-Position bei den Chiefs innehält. Hoffentlich geht es so weiter wie gegen die Ravens. Ansonsten ist es Zeit für Jaylon Moore – endlich.
Das Passing-Game wird immer besser – und der Run?
Neben der O-Line können wir uns mit der Rückkehr von Xavier Worthy auf ein dynamisches Passing Game freuen. Durch den Fokus auf unseren schnellsten Passempfänger profitiert die ganze Offense, besonders aber: Travis Kelce, Hollywood Brown und JuJu Smith-Schuster, der mehr Raum und damit auch Möglichkeiten bekommen. Tyquan Thorntons Rolle ist im Gegensatz zu den ersten Spielen etwas kleiner geworden, aber wird weiter da sein. Dafür ist er zu stark darin Seperation zu schaffen - gerade in der Redzone.
Schon jetzt ist aus der Chiefs-Facility zu hören, dass die Offense ab Woche 7 angsteinflössend wird. Mit Rashee Rice dazu gibt es dann eine Vielzahl an Anspielstationen, die alle Playmaker sind. Wahrscheinlich so viele, wie seit einer langen Zeit nicht mehr für Mahomes. Das wird wirklich gut!
Gleichzeitig struggelt aber noch das Run-Game: Obwohl Isiah Pacheco etwas besser aussah, Kareem Hunt weiter sehr effizient Short-Situations löst, macht mir eigentlich nur Brashard Smith gerade wirklich Hoffnung. Der junge Running Back kann aus wenig viel machen, hat einen beeindruckenden Speed und kann Bälle fangen. Er war vorher im College ja selbst WR und das merkt man, sobald er an den Ball kommt - er ist explosiv und kann im Gegensatz zu Pacheco & Hunt immer noch einen Gang hochschalten.
Im letzten Spiel gegen die Ravens hatte Smith beeindruckende 26% der Snaps gespielt - das lag aber auch an der klaren Führung und viel Garbage Time. Meiner Meinung nach sollten die Chiefs die Snaps von Smith weiter erhöhen, weil er gerade mit dem Ball Dinge kann, die wir sonst nicht haben und vermissen.
Natürlich wäre ein Trade für einen Running Back mit mehr Potential von einem Team, das die Saison schon aufgegeben hat (Breece Hall, Jets; De’Von Achane, Dolphins; Alvin Kamara, Saints) nett, aber nicht wirklich realistisch. Unsere Lösung aktuell kann eigentlich nur Brashard Smith heißen!
Ich gehe von einem Sieg der Chiefs aus, weil die Offensiv-Maschine wieder läuft und die Jaguars bisher sehr von ihren Turnovern profitieren. Es wird aber wichtig sein, dass die Chiefs nicht von Anfang an hinten liegen und aufholen wollen. Dann passieren Fehler, die diese Jaguars-Defense gerne ausnutzt.
Gleichzeitig traue ich Spags und der Defense zu, dass sie das komplexe Run-Game der Jaguars entschlüsseln können und so Lawrence unter Druck setzen und er dementsprechend Fehler macht oder seine Receiver nicht findet. Es wird aber auf die Lineback um Nick Bolton, Drue Tranquill und Leo Chenal ankommen, sowohl den Run als auch die kurzen Pässe zu stoppen - mit der Hilfe von McDuffie und Watson. Das sollte gelingen.