König Felix: Mehr als nur ein Local Hero
Mit dem letzten Pick in der ersten Runde haben die Chiefs Felix Anudike-Uzomah gewählt. Ein besonderer Spieler mit starken KC-Wurzeln. Wir stellen ihn vor.
Celistine Anudike-Uzomah strahlt über das ganze Gesicht. Er ist ist zusammen mit seinem Bruder und einigen weiteren Verwandten zum ersten Mal in der Umkleidekabine der Kansas City Chiefs. Keine 24 Stunden zuvor wurde Felix von den Chiefs im NFL Draft 2023 aus 31. Pick von seinem Heimatteam ausgewählt. Jetzt stehen sie in den heiligen Hallen ihres Lieblingsteams, das gleichzeitig auch das Team von Felix Anudike-Uzomah sein wird.
Seine Schwester hatte auf der Parade nach dem Super Bowl-Sieg noch zu ihrer Mutter gesagt: “Das wird das letzte Jahr als Chiefs-Fan sein“ – wissend, dass die Chance groß ist, dass ihr Bruder Felix bei einem der 31 anderen Teams landet und sie das dann anfeuern müssen. Doch schon damals antwortet ihre Mutter: “Sag das nicht. Man weiß ja nie!” Die Mama hatte recht und für Felix geht mit dem Draft ein unglaublicher Traum in Erfüllung: unerwartet, unfassbar und auch am Tag danach noch völlig surreal.
Habt ihr auch etwas Gänsehaut? Wir wollen hier im Newsletter die Geschichte hinter King Felix, der aus KC zu den Chiefs in die NFL kommt, für euch erzählen. Wie sieht seine High School und College-Karriere aus? Was ist das für ein Typ? Und wieso können wir uns auf ihn so freuen? Let’s Go!
Erst Fan, dann ernsthafter Football-Spieler
Felix war schon in seiner Kindheit Fan der Chiefs. Damals war das Team weder erfolgreich, noch hatte die ganz großen Namen in den eigenen Reihen. Tight End Tony Gonzalez verbrachte seinen Karriere-Herbst in Atlanta und Kyle Orton war der QB1 der Chiefs. Übergangsweise war Romeo Crennel als Headcoach nach der Entlassung von Todd Haley eingesprungen. Im Dezember 2011 erlebte Anudike-Uzomah sein erstes Spiel im Arrowhead Stadium. Die 13-0-Packers waren zu Besuch in KC und die Chiefs taumelten eigentlich in Richtung Irrelevanz.
Aber an diesem Abend war so eine magische Nacht der Defense. Angefeuert von der Red Sea, den treuen Anhängern der Chiefs, gewannen die Chiefs gegen die übermächtigen Cheeseheads mit 19-14, hielten Aaron Rodgers bei 235 Passing-Yards und nur einem Touchdown. Die perfekte Saison der Packers war nicht mehr möglich.
Zu klein, zu schwach, zu dünn
Für Felix war es der Start seiner Fan-Karriere, an eine Spielerkarriere in der NFL war damals nicht mal zu denken. In der Highschool war er als Passrusher eher Spielball der Offensive Line. Mit nur knapp 90 Kilogramm konnte er nur wenig Pressure ausüben. Mehr wiegen wollte er aber eigentlich nicht, weil sonst seine Leistungen im Basketball und Dreisprung im Winter und Frühjahr gelitten hätten. Football war keine wirkliche Option, auch wenn er technisch und mit seiner Geschwindigkeit am Ende der Schulzeit deutlich besser wurde.
Mit seinen ersten schnellen Schritten konnte er die Gegner überlisten und dann in einem engen Bogen auf den Quarterback zu rennen. Trotz der körperlichen Nachteile war er der Defensivstar seiner Highschool im Südosten Kansas Citys. Die Lee Summit Highschool liegt nur knapp 14 Meilen Fahrtweg vom Trainingsgelände und dem Stadion der Chiefs entfernt. Sein Highschool-Coach sah ihn ihm aber noch lange keinen NFL-Profi. Zu dünn und zu schwach.
So war es auch kein Wunder, dass sich kein großes College für ihn interessierte. Viele Coaches sahen ein langjähriges Entwicklungsprodukt vor sich. Einige Unis guckten sich Felix Anudike-Uzomah bei Probetrainings genauer an, aber ein Stipendium war er ihnen nie wert. Nur wenn er als “Walk On”-Spieler - also als normaler Student, der für seine College-Zeit selbst zahlen müsste und keine finanzielle Unterstützung erhielt, könnten sie sich ihn im Kader vorstellen.
Letzte Ausfahrt Wildcats
Das war keine Option für Felix und so hatte er sich gegen eine Sportkarriere im College entschieden. Die Alternative war ein ganz normales Journalismus-Studium an der Universität von Missouri, bei Mizzou. Doch in letzter Minute meldeten sich im Frühjahr 2020, kurz nach dem Super Bowl-Sieg der Chiefs in Miami, die Kansas State Wildcats bei ihm. Ein Stipendium konnten sie ihm aktuell auch nicht bieten, aber wenn er im Herbst zum Anfang des Semesters erscheinen würde, sähe das anders aus. Er vertraute dem Weg und sagte zu.
Doch dann kam Corona. Während andere Sportler die Isolation in den eigenen vier Wänden mit Videospielen, Junk-Food und Langeweile überstanden, war der Ehrgeiz von Felix geweckt. Er legte bis zum Herbst nicht nur über 10 Kilogramm zu, sondern trainierte im Keller des Hauses seiner Eltern exzessiv und wurde stärker und muskulöser. Außerdem studierte er täglich die besten Passrusher in der NFL und im College, um seine Spiel zu verbessern. Die Trainer bei den Wildcats erkannten ihn fast nicht wieder. Er war ein anderer Spieler geworden.
Schon im Training merkten Gegenspieler und Coaches, dass er auch ohne die perfekte Technik für seine Position mit Geschwindigkeit, Power und Wendigkeit das Duell an der Line of Scrimmage regelmäßig gewinnen würde. In der ersten von Corona auf fünf Spiele verkürzten Saison schaffte er als Freshman nur einen Sack, aber schon im zweiten Jahr am College lieferte Felix überragende 11 Sacks, in Jahr drei waren es dann 8,5 Sacks. Dazu brachte er noch 8 Forced Fumbles aufs Scoreboard. Auf sein letztes Jahr bei K-State verzichtete er dann. Er wollte in die NFL.
Was zeichnet Felix Anudike-Uzomah aus?
Felix Anudike-Uzomah wurde im Draft-Scouting oft nachgesagt, dass er durch seine Größe und den “Frame” körperlich limitiert ist. Für die NFL hat er weiterhin auf der Position des Edgerushers nicht die perfekte Statur – er kann nicht nochmal 15 Kilogramm zunehmen, weil er dann an Speed und Explosivität einbüßen würde. Genau die gleichen Worte hörte Anudike-Uzomah schon von vielen College-Coaches, die nicht glaubten, dass er den Sprung von der Highschool zu ihnen schaffen würde.
Felix hat in seinen Jahren auf dem Football-Feld immer wieder die eigenen Trainer überrascht, weil er wie ein Schwamm die Tipps und Ratschläge aufsaugt, er ist nicht nur fleißig, sondern bittet immer wieder um Tape, das er studieren kann und will gecoacht werden.
Das lieben besonders NFL-Trainer und gerade die Chiefs. Sowohl Andy Reid als auch DC Spagnuolo wollen Spieler in ihren Reihen, die sich weiter verbessern wollen. Und Felix ist im Januar erst 21 Jahre alt geworden. Blutjung und perfekt, um in der Liga weiterzuwachsen. Aus Sicht des Chiefs-Frontoffices ist er noch am Anfang seiner Entwicklung und kann noch viel besser werden. Daher stand er im Draft 2023 an Position 31 ganz oben auf dem Big Board. Um sicherzugehen, dass er der richtige Spieler ist, trafen sich die Chiefs ingesamt vier Mal mit ihm vor dem Draft.
Als Passrusher hat Felix einen sehr guten “Bend”, wie Football-Coaches sagen. Damit ist die Kurve gemeint, die er um den Offensive Tackle laufen kann. Durch einen niedrigen Stand und eine gute Balance ist er in der Lage einen möglichst kurzen Weg um die Bodyguards des gegnerischen QBs zu laufen. Man kann sich das etwas vorstellen, wie den Wendekreis eines Autos. Felix Anudike-Uzomah ist eher ein wendiger Toyota als ein sperriger Alfa Romeo.
Überraschung am Draft-Tag
Und trotz der vielen Besuche war Felix selbst überhaupt nicht sicher, ob er gedraftet wird. Er ging sicher von Tag 2 aus und war am ersten Drafttag zusammen mit seiner Familie sogar an der Union Station, wo die große Bühne des Drafts steht. Dort erkannte ihn niemand. Als sein Name dann von Clark Hunt in den Abendhimmel von Kansas City gerufen wurde, war er zuhause und von dem Anruf der Chiefs kurz zuvor emotional überwältigt. Wenn ihr etwas tiefer in den Draft Day und die Tage danach eintauchen wollt, empfehle ich euch das folgende Video. Gänsehaut pur:
Wenn ihr mehr über die Skills auf dem Feld erfahren wollt, ist dieser Artikel vom “Chief in the North” zu empfehlen:
Ich bin ziemlich gehyped was FAU angeht. Vielleicht gab es im Draft bessere auf seiner Position, den Bezug zu den Chiefs find ich aber noch besser. Er wird alles geben um ein erfolgreicher Teil seines Teams zu sein. Denke wir werden viel Freude an ihm haben
Sehr interessant, bitte gerne noch mehr von sowas👍👍👍