Tag 2: Rashee Rice & Wanya Morris verstärken die Chiefs
Brett Veach fokussiert sich in Runde 2 und 3 auf die Offensive
Während der Trade nach oben aus fehlendem Interesse der anderen Teams nicht zustande kam, konnten die Chiefs an Tag 2 für beide Picks nach vorne rutschen und gaben dafür einige spätere Picks weg. Der Wide Receiver Rashee Rice (SMU) und der Offensive Tackle Wanya Morris (Oklahome) fanden dafür den Weg nach Kansas City. Wir wollen hier im Newsletter die Rolle und die Talente der beiden Spieler analysieren und einen Ausblick auf Tag 3 des Drafts wagen.
Zuerst aber noch ein Blick zurück auf Tag 1 des Drafts. General Manager Brett Veach sprach am Freitag in der Pressekonferenz über die Situation der Chiefs Ende der ersten Runde. Prinzipiell hätten die Chiefs gerne etwas weiter vorne gepickt, um die noch höher eingeschätzten Passrusher Myles Murphy oder Nolan Smith in KC begrüßen zu dürfen.
Verhindert haben das aber scheinbar AFC-Konkurrenten, die kein Interesse daran hatten, dass die Chiefs einen weiteren Draft-Steal erhalten und das Team verstärken. Nur die Cowboys waren gesprächsbereit an Position 26, die aber mehr verlangt haben, als Veach geben wollte. Jetzt ist es mit “King Felix” Anudike-Uzomah ein talentierter Spieler geworden mit starken Wurzeln in der Stadt. Alles andere als eine B-Lösung. Good Job, Brett Veach!
Pick 55: WR Rashee Rice (SMU)
Die Chiefs machen mit dem Pick von Rashee Rice genau da weiter, wo wir sie alle eingeschätzt haben. Der erste Need Passrush wurde in Runde 1 erfüllt, offen waren an Tag 2 noch Wide Receiver und Offensive Tackle. Vom Receiver-Typus müssen die Chiefs idealerweise JuJu Smith-Schuster ersetzen. Einen Big-Body-Slot-Receiver, der neben Travis Kelce als fast immer anspielbares Sicherheitsnetz und starkem YAC-Potential First Downs produziert.
Dafür haben die Chiefs neben Pick 63 auch 122 und 249 nach Detroit geschickt, um dafür neben Position 55 auch Pick 194 zu erhalten. Das ist fair. Die Chiefs hatten Rice als Top30-Visit nach Kansas City eingeladen und, das kam kurz nach dem Pick raus, ihn auch zu Patrick Mahomes nach Dallas geschickt, um die Chemie auf dem Feld zu testen. Im Gegensatz zu den Fotos mit Quentin Johnston und Zay Flowers erreichte der Besuch aber nicht die Öffentlichkeit. Waren die anderen beiden Receiver also nur eine PR-Wolke? Vielleicht! Auf jeden Fall smart gespielt vom Frontoffice der Chiefs.
Was für einen Spieler erhalten die Chiefs mit Rashee Rice?
Rice hat in der letzten Saison für die SMU Mustangs eine starke Spielzeit hingelegt: 96 Receptions, 1.355 Yards und 10 Touchdowns standen am Ende zu Buche. Auch beim Combine konnte er mit einer 4,51 Sek. Zeit im 40 Yards Dash – bzw. nur 1,5 Sekunden für die ersten 10 Yards – und beeindruckenden Sprung-Werten (Broad Jump & Vertikal) überzeugen.
Rashee Rice ist auf jeden Fall mehr als ein reiner Slot-Receiver, eigentlich ist er ein Klon von JuJu Smith-Schuster. In 2021 hat er einen Großteil der Snaps im Slot gespielt, im letzten Jahr war die primäre Outside-Waffe der Mustangs. Mit 18 Deep-Catches war er sogar die drittbeste Deep-Threat in der Nation. Im Prinzip ist Rice ein perfekter Kandidat für die vielseitige Offensive von Andy Reid. Er kann außen, er kann innen und ist immer in der Lage aus 3-4 Yards das doppelte zu machen.
Gleichzeitig ist Rashee Rice aber kein Tyreek Hill. Obwohl er einen starken Antritt hat, fehlt ihm etwas der “zweite Gang”, die massive Endgeschwindigkeit, um über die Länge des Feldes den Verteidiger abzuschütteln. Rice gewinnt solche tiefen Bälle eher über kurze Moves, gutes Ball-Tracking, seine Sprungkraft und die Fähigkeit Contested-Catches zu machen. Und das obwohl er jetzt kein Riese ist mit 1,85 Meter. Woran er auf jeden Fall noch arbeiten muss, ist mit Press-Coverage an der Line of Scrimmage klarzukommen.
Pick 92: OT Wanya Morris (Oklahoma)
Der dritte große Need war Offensive Tackle. Mit den Abgängen von Orlando Brown Jr (LT) und Andrew Wylie (RT) war die Positionsgruppe mit Jawaan Taylor als potentieller neue Left Tackle verstärkt worden. Das Frontoffice der Chiefs hatte in den letzten Wochen zwar wiederholt Lucas Niang und die Entwicklung von Darian Kinnard gelobt, aber eigentlich war klar, dass wir noch einen spannenden Prospect auf Tackle brauchen. Gerade wenn die ein oder andere Verletzung während der Saison auftritt.
Was für einen Spieler erhalten die Chiefs mit Wanya Morris?
Morris füllt eine wichtige Lücke in der Offensive. Den Chiefs gefällt bei Morris primär seine Variabilität, Armlänge und Körpergröße. Er hat erst für Tennessee auf Left Tackle gespielt und war im Rookie-Jahr als Starter gesetzt und verließ das Team nachdem der Coach entlassen wurde. 2021 wechselte er zu den Oklahoma Sooners und war da zuerst Backup hinter Anton Harrison auf LT und spielte im letzten Jahr dann als Right Tackle. Morris hat Erfahrungen an beiden Enden der Offensive Line und ist daher für die Chiefs von Tag 1 ein gesetztes Backup für Taylor und Niang – mit der Chance den Job als Starter auf RT zu gewinnen oder die Notlösung zu sein, wenn der Wechseln von Taylor auf LT nicht klappt.
Morris hat aber auch schwache Seite: Sobald der Passrusher zu dicht an ihn kommt, verliert er teilweise die Balance und lässt sich vom Bullrush nach hinten drücken, was in der Pocket gefährlich sein kann. Die Chiefs werden sich erhoffen, dass er mit ihrer Erfahrung und intensiven Training den nächsten Schritt machen kann. Außerdem hatte Wanya Morris kleinere Off-Field-Issues: Er hat einen gegnerischen TCU-Fan, der aufs Feld gelaufen ist, geschlagen – zu seinem Nachteil im Blickfeld einer Kamera und wurde von seinem College wegen akademischen Nicht-Leistungen für zwei Spiele gesperrt.
Der Pick ändert auf jeden Fall die Situation in der O-Line. Jetzt könnten die Chiefs zum Beispiel darüber nachdenken Darius Kinnard zum Guard umzuschulen, damit er im nächsten Sommer die Position von Joe Thuney übernehmen könnte und so viel Salary Cap gespart werden würde. Oder die Chiefs legen auf Guard nochmal nach in diesem Draft.
Tag 3: Wie geht es für die Chiefs weiter?
Die Chiefs haben ihre drei wichtigsten Needs mit den ersten drei Picks beantwortet. Trotzdem gibt es noch ein paar Positionen, die Verstärkung benötigen. Da wäre die Inside D-Line – die Rolle neben Chris Jones nach dem Abgang von Khalen Saunders ist noch offen. Oder ein Cornerback, um eine Lösung für das Vertragsende von L’Jarius Sneed im kommenden Jahr zu haben. Auch ein Backup-Runningback wäre interessant, wenn Clyde Edwards-Helaire keine Rolle mehr im Team hat – was in der Offseason bisher so wirkt. Auch mit einem Tight End haben die Experten vor dem Draft gespielt.
Die Chiefs haben aktuell an Tag 3 noch fünf Picks:
Runde 4: #134
Runde 5: #166
Runde 6: #178
Runde 6: #194
Runde 7: #250
Welche Spieler sind an Tag 3 interessant?
DE/DT Adetomiwa Adebawore (Northwestern)
“Tomi” ist wie King Felix aus Kansas City und wurde nach einem beeindruckenden Combine (40 Yards in 4,49 Sekunden 🤯) von Experten in Richtung Anfang Runde 2 getippt. Jetzt ist er an Tag 3 noch verfügbar, aber wohl nicht mehr an Pick 134 - die Chiefs müssten also investieren. Sie würden dafür einen Freak-Athleten bekommen, der den Passrush weiter verstärkt.
DE Dylan Horton (TCU)
Ein ganz anderer Edgerusher wäre Dylan Horton, der gute Chancen hat an #134 noch verfügbar zu sein. Er hat Stärken im Run-Defending und Potential im Pass-Rush, um nach Minimum einem Jahr die Chiefs dort weiter zu verstärken.
DT Keondre Coburn (Texas)
Kommt aus dem gleichen Ort wie Patrick Mahomes (Tyler, Texas) und ist ein massiver Spieler. Als einzelner Tackle ist es fast unmöglich ihn zu stoppen, wenn er mit seiner Masse und der Kraft in Bewegung kommt. Seine Passrush-Techniken sind aber sehr rudimentär und er muss lernen z.B. seine Hände deutlich besser einzusetzen. Er könnte aber für Chris Jones ein Geschenk sein, wenn er lernt besser im Passrush zu werden.
DT Desjuan Johnson (Toledo)
Desjuan Johnson haben die Chiefs zum Top30-Visit eingeladen und sich zuvor mit ihm auch schon getroffen. Die meisten Experten sehen ihn eher als Undrafted Free Agent, der in den nächsten Tagen sich ein Team aussuchen kann, aber das hohe Interesse der Chiefs macht einen Late-Round-Pick möglich.
S JL Skinner (Boise State)
Skinner ist ein Safety, der die Mitte des Feldes dominieren kann. Er liebt es zu tacklen und hat die Athletik, um Quarterbacks zu überraschen. Schwerer tut er sich als Deep Safety, weil er teilweise panisch Pass Interference begeht oder zu aggressiv das Big Play forciert.
CB Kelee Ringo (Georgia)
Ringo ist ein großer Cornerback mit einer hohen Geschwindigkeit auf dem Feld, um mit den schnellsten Receivern mitzuhalten – ein DK Metcalf auf der anderen Seite des Balles. Aber er hat noch Probleme die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn der Ball kommt.
CB Jakorian Bennett (Utah)
Bennett ist vielleicht der beste Fit für die Chiefs der restlichen Cornerbacks. Er hat im College als Nickel- oder Outside-CB gespielt, war Safety und kann in den Special Teams eingesetzt werden. Er ist schnell genug, hat aber noch Probleme in der Zone-Coverage, was in der NFL zu fatalen Lücken führen kann. Seine Variailität ist für die Chiefs aber ein spannender Faktor.
RB Deuce Vaughn (Kansas State)
Vaughn ist als K-State Running Back im Fokus der Medien in KC. Er ist für einen RB sehr klein, aber dafür wenig und schwer zu Boden zu bringen. Klingt etwas nach der Chiefs-Legende Dante Hall? Vaughn kann nämlich auch gut ins Passing Game integriert werden. Ein Spieler, der den Chiefs sehr viel Spaß bringen könnte.
WR Tyler Scott (Cincinnati)
Scott ist schnell und explosiv. Aber noch sehr rough im Route Running und der Separation. Seine Hände sind noch nicht stark genug und er lässt sich von Verteidigern vom Weg abbringen. Könnte aber extrem gut zum Offensivkonzept der Chiefs passen.
WR AT Perry (Wake Forest)
Schneller Receiver, der als Deep Threat das Spiel der Chiefs vertikaler machen kann. Wäre ein langfristiger Ersatz von Marquez Valdes-Scantling bei den Chiefs.
TE Zack Kuntz (Old Dominion)
Zack Kuntz ist ein Monster. Mit ihm auf dem Feld sehen die anderen Spieler wie Kinder aus. Aber seine Entwicklung als Receiver ist noch nicht ansatzweise abgeschlossen. Er wäre ein Rohdiamant als TE, der in den kommenden Jahren massiv geschliffen werden müsste.
TE Will Mallory (Miami)
Mallory ist der typische Receiving-Tight-End, der langfristig vielleicht als Ersatz von Travis Kelce aufgebaut werden könnte. Er hat eine vertikale Geschwindigkeit, der aber als Blocker noch an sich arbeiten muss.
FB Hunter Luepke (North Dakota State)
Wir brauchen nach dem Abgang von Michael Burton noch einen Fullback. Vielleicht ist Hunter Luepke ja der richtige Mann. Luepke kann auf jeden Fall mehr als nur zu blocken, sondern ist deutlich dynamischer und kann auch einen Ball fangen. Wäre eine neue, spannende Addition für die Chiefs-Offense.
Again and again begeistert von der fachlichen Tiefe eures Newsletters!
Toll geschrieben. Man merkt das da ein Profi dran sitzt