Veach-Season: Chiefs finden Brown-Nachfolger in Jacksonville
OT Jawaan Taylor unterschreibt für 4 Jahre und 80 Millionen US-Dollar
Als um 17 Uhr deutsche Zeit die große Free-Agent-Phase der NFL begann, dauerte es ein paar Minuten bis die ersten Deals bekannt wurden. Die Chiefs hielten sich in den ersten Stunden völlig zurück. Um dann eine der größten Kaderlücken mit einem fetten Deal zu schließen: Der Offensive Tackle Jawaan Taylor wechselt für vier Jahre und 80 Millionen US-Dollar (60 Millionen davon garantiert) von den Jaguars zu den Chiefs. Obwohl er bisher auf der rechten Seite der O-Line eingesetzt wurde, ist ein Wechset auf die Blind Side wahrscheinlich.
Die erste Meldung in Verbindung mit der Offensive Line und den Chiefs kam schon nach knapp 90 Minuten: Andrew Wylie, im letzten Jahr Right Tackle der Chiefs und zumindest in der Regular Season einer der Schwachpunkte in der Pass-Protection folgt OC Eric Bieniemy nach Washington. Er erhält dort 24 Millionen US-Dollar für 3 Jahre. Die Chiefs waren laut Quellen bereit ihm für den gleichen Zeitraum 15 Millionen US-Dollar zu zahlen. Der Druck auf die Verantwortlichen wuchs durch der Abgang aber durchaus.
So dauerte es nicht lange, dass Brett Veach den ersten Vertrag der Free Agency unter Dach und Fach brachte: Der Right Tackle Jawaan Taylor wechselt nach Kansas City für 80 Millionen US-Dollar über vier Jahre. PFF hatte Taylor als den potentiell zweitstärksten Right Tackle eingeschätzt. Die Nummer eins Mike McGlinchey ist aber im Gegensatz zu Taylor im etwas anderen Wide-Zone-Run-Scheme von Shanahan groß geworden und hat daher seine Stärken im Run-Blocking. Taylor hingegen kennt den Spielansatz von Andy Reid nur zu gut in Jacksonville mit Doug Pederson, einem früheren OC von Reid.
Seine Stärke: Ganz klar Pass-Protection
Wenn man sich die letzten Spielzeiten von Jawaan Taylor anschaut, dann kann man schnell sehen, dass er als Right Tackle von Jahr zu Jahr immer stärker im Verteidigen des Passes geworden ist. 2020 in seiner Rookie-Saison war er mit 8 Prozent Pressure bei Pass-Blocking-Snaps noch der Dritthöchste in der Liga, so verbesserte er sich 2021 auf 4,8 Prozent und in der letzten Saison sogar auf 2,5 Prozent – der viertbeste Wert in der NFL. Das hing bestimmt auch mit den schnellen Passquoten von Trevor Lawrence zusammen, aber wenn man sich das Tape anschaut, wirkt Taylor geschmeidig und souverän. Und mit 25 Jahren ist ein weiterer Entwicklungsschritt durchaus denkbar.
Besser waren auf seiner Position nur Tristan Wirfs (Bucs), Lane Johnson (Eagles) und Jack Conklin (Browns). Für viele Medien gehörte Taylor in die Top10 der besten Free Agents 2023, weil er weder Verletzungsprobleme hatte, noch sein volles Potential bisher erreicht hat. Schwächen hat Jawaan Taylor wenn überhaupt im Run-Blocking. Dort stellte er sich bei etwa 20 Prozent der Laufspielzüge nicht gut an und machte Fehler. Das ist zwar gerade in der Pass-dominanten Offense der Chiefs nicht so schlimm, ist aber ein Thema an dem mit ihm gearbeitet werden sollte.
Links oder rechts: Wo findet Taylor sein neues Zuhause?
Ganz entscheidend ist aber, dass die Chiefs nach ersten Medienberichten glauben, dass Jawaan Taylor auch als Left Tackle eingesetzt werden könnte. Das wäre, wenn es wie bei Orlando Brown Jr. klappt, der vor dem Wechsel bei den Ravens auch auf der rechten Seite im Einsatz war, ein cleverer Move. Mit Lucas Niang haben die Chiefs noch einen Right Tackle im Kader , der in seiner Rookie-Saison richt gut aussah und sich dann leider schwer verletzte. Vielleicht kommt jetzt sein zweiter Frühling. Oder der Draft bringt einen neuen Akteur auf rechts…
Mit einem Wechsel der Positionen wäre das durchschnittliche Gehalt von Taylor von 20 Millionen US-Dollar pro Jahr auch deutlich entspannter zu sehen: Für einen Top-Spieler auf LT müssten die Chiefs normalerweise mehr als 3-4 Millionen US-Dollar mehr pro Jahr ausgeben. So könnte sich der große Vertrag nach ein paar Monaten vielleicht schon als Schnäppchen herausstellen.
Ein großer Pluspunkt für die Rochade könnte übrigens der Offensive-Line-Coach Andy Heck sein, der in den letzten zwei Jahren schon Orlando Brown Jr. umschulte und sein Meisterstück in der 0-Sack-Performance seiner Spieler im Super Bowl schaffte. Er ist seit 19 Jahren bei den Jaguars und Chiefs für die O-Line zuständig und war davor selbst am College und in der NFL als QB-Protector auf dem Feld.
Seine Lieblingsposition damals: Left Tackle.
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