Was aktuell in der Chiefs-Offense schiefläuft
Die Chiefs sahen in der Offensive an den ersten zwei Spieltagen nicht aus, wie eine Chiefs-Offensive unter Andy Reid. Viele individuelle Fehler, Strafen und Turnover waren die Folge.
Unsere Erwartungshaltung ist spätestens seit Patrick Mahomes als Starting Quarterback immens. Die Chiefs-Offense liefert und liefert und liefert. 30 Punkte sind keine Seltenheit und wir erwarten eigentlich auch mindestens 300 Passing Yards. Und ohne einen Touchdown von Travis Kelce schalten wir den Fernseher wirklich ungern aus. Zumindest die Mahomes-Kelce-Kombo hat gegen die Jaguars geliefert. Der Rest sah aber nicht gut aus, wie gewohnt.
Woran liegen die Offensivprobleme aktuell?
Erinnert ihr euch noch an 2021? Da haben die Chiefs nach dem verlorenen Super Bowl die O-Line fast komplett ausgetauscht und noch in Woche 7 der Folgesaison verloren wir gegen die Tennessee Titans mit 3-27. Die wohl krasseste Niederlage der Chiefs unter Mahomes - mal abgesehen vom Super Bowl gegen die Bucs & Brady ein paar Monate zuvor.
Nach dem Spiel war ich mir kurzfristig sicher, dass Mahomes geknackt wurde. Es folgten schmeichelhafte Siege gegen die Giants, Packers, Raiders und Cowboys, bevor sich das Team im Dezember fand und nur knapp durch eine katastrophale Halbzeit gegen die Bengals nicht in den Super Bowl einzog. So schnell kann es gehen.
Die Probleme 2023 sind nicht ansatzweise so eklatant wie vor zwei Jahren, sondern sind mit Coaching und Erfahrung zu lösen. Was sind also die Gründe?
1) Probleme der jungen Wide Receiver
Marquez Valdes-Scantling und Justin Watson, die als Veteranen das System Andy Reid gut kennen, sind für die Chiefs in der letzten Saison die “Field-Stretcher”. Sie nutzen ihre Geschwindigkeit, um die Cornerbacks und Safeties über den Platz zu ziehen und Räume zu öffnen. Das funktioniert weiterhin gut und sobald die beiden Separation schaffen, fliegt der Ball in ihre Richtung.
Aber: Die Räume davor werden sowohl im Route-Running von den jungen Passempfängern, aber auch auch durch Drops, Turnover und Strafen noch nicht ideal genutzt. Das sind dann Sachen, die man im ersten Durchlauf nicht sieht, aber wenn ein Receiver seine Route etwas zu eng läuft, riskiert er, dass ein anderer Spieler nicht genug Raum hat, um den Ball zu bekommen. Genau sowas passierte in den ersten Spielen immer wieder.
Das sind technische Fehler, mit denen gerade die Offense der Chiefs nicht funktioniert. Die kurzen, effektiven Pässe mit YAC-Potential brauchen exaktes Route-Running und nur ein paar Meter oder Sekundenbruchteile sorgen für Interception-Risiko und nicht zufangende Bälle. Das muss und wird besser werden.
2) Individuelle Fehler bei kleinen Dingen
Alleine fünf Strafen von Right Tackle Jawaan Taylor und zwei weitere von Left Tackle Donovan Smith zerstörten die Hoffnungen auf erfolgreiche Drives meist schon im Ansatz. Dazu kamen Fumble, Interception und Drops, gerade im ersten Spiel. Mahomes fasste es passend zusammen: “Kleine Dinge machen in dieser Liga einen großen Unterschied. Wir müssen weiter machen, um bei den Sachen besser zu werden.”
Genau diese Akribie geht der Chiefs-Offense gerade ab. Da kommt dann noch dazu, dass der Silent-Count beim Snap scheinbar Probleme bereitet hat und Creed Humphrey einige Shotgun-Snaps viel zu niedrig platzierte hatte. Es ist Sand im Getriebe – nichts bei dem man sich im Verlauf der Saison Gedanken machen müsste, aber ungewöhnlich viel, dass die Coaches und Fans es ignorieren könnten.
Hoffentlich funktioniert zumindest der beste Passempfänger der Chiefs, Travis Kelce, im kommenden Match mit den Chicago Bears wieder besser. Ob nun sein Knie noch im Weg war oder er durch Taylor Swift einen “Cruel Summer” hat – ein Kelce in Normalform würde viele der kleinen Probleme vergessen machen. Vamos, El Travedor!
3) Das Run-Game durchgängig etablieren
Die Chiefs unter Andy Reid werden immer ein Pass-dominierte Offense haben. 75-80 Prozent der Snaps durch die Luft sind in den letzten Jahren keine Überraschung mehr, aber trotzdem macht es sich das Team immer wieder schwer, weil der Gegner gar nicht mehr damit rechnet, dass Mahomes den Ball direkt nach dem Snap abgibt.
Genau deshalb war Kareem Hunt in der Anfangszeit von Mahomes und Pacheco im letzten Jahr so wichtig: Die Gegner musste auch den Boden respektieren – genau, wie sie die tiefen Läufe von MVS und Watson nicht ignorieren können. Erst dadurch entstehen einfache Würfe und schnelle First-Downs. Ich würde mir mal wieder ein 100-Yards-Rushing-Spiel von Pacheco wünschen und wäre glücklich, wenn wir Ja’Mical Perine mal in der regulären Saison auf dem Platz stehen. Bisher nicht passiert, wäre aber wichtig!
Der perfekte Gegner: Die Chicago Bears
Im Arrowhead Stadium wartet am Sonntag vielleicht der beste Gegner, um viele Problemchen abzustellen und sich auszuprobieren. Die Bears sehen aktuell nicht nur wie eines der schwächsten Teams der Liga aus, mit dem Rücktritt ihres Defensive Coordinators, Alan Williams wegen persönlichen gesundheitlichen Problemen und den Missverständnissen von Aussagen von Justin Fields brennt der Baum in Chicago.
Ich erwarte nicht nur eine dominante Defensivleistung von Chris Jones & Co, sondern auch sehr viel weniger Druck für Mahomes durch die Verteidiger der Bears. Mein Wunsch wäre eine klare Führung in der ersten Halbzeit und eine zweite Halbzeit in der auch die zweite, junge Garde um Justyn Ross, Rashee Rice, Felix Anudike-Uzomah und BJ Thompson nicht nur in den Special Teams glänzen kann.
Die Defens wird weiter stabil bleiben und sich sogar noch etwas verbessern. Die Offens hat jetzt den perfekten Gegner um sich zu beweisen und zu zeigen was in den Jungen wilden steckt. Die WR müssen jetzt überzeugen, LT und RT werden sich bessern, da sehe ich keine Probleme.
Die Chiefs werden die Offense in den Griff bekommen ! Ich hoffe nur, dass die Defense mindestens das Level des zweiten Spiels hält ! Go Chiefs !