Wie die Chiefs-Defense die Gegner knackt
Es ist erstaunlich, wie die Chiefs-Verteidigung zwar am Anfang der Spiele Schwierigkeiten hat die Gegner zu stoppen, aber nach einigen Drives nicht mehr zu bezwingen ist. Das ist der Grund.
Auch gegen den Bengals konnte die Chiefs-Defense die Angreifer um QB Jake Browning, Ja’Marr Chase, Tee Higgins und Joe Mixon bei unter 20 Punkten halten. Nach einem schnellen Field-Goal und zwei Touchdowns Anfang des zweiten Viertels, wurde der Dauerrivale der Chiefs offensiv relativ leise und konnte nach der Halbzeitpause überhaupt nicht mehr punkten. Wieso ist das so? Hier kommt die Erklärung!
Die ersten drei Drives des Gegners sind für die Chiefs meist ganz normal nach vorbereitetem Gameplan. Wir stehen relativ erwartbar und arbeiten mit unserer Basis-Defense. Bedeutet: das Defensive Backfield mit den Safeties Justin Reid und Mike Edwards/Bryan Cook und den Cornerbacks L’Jarius Sneed und Trent McDuffie ist auf dem Feld und die spielen eigentlich fast immer 100 Prozent der Snaps - werden also nicht ausgewechselt. Dazu kommen die Linebacker Nick Bolton, Willie Gay Jr. und Leo Chenal und unsere D-Line mit Mike Danna, George Karlaftis, Chris Jones, Charles Omenihu oder Derrick Nnadi.
Für die Coaches ist diese Phase in jedem Spiel besonders: jetzt lernen sie, wie die gegnerische Offensive die Chiefs knacken möchte und sehen, wo sie angreifen wollen. Bei den Bengals war schnell zu sehen, dass sie die Mitte des Feldes attackieren und mit starkem Support den Passrush blocken. Tiefe Ball waren fast kein Element - trotz schnellen Receivern. Diese Informationen helfen den Coaches, um die eigenen Spieler darauf einzustellen und zu reagieren.
Unsere Analyse des Bengals-Spiel als Podcast:
Nach drei Drives wird umgestellt – dank Nick Bolton
Damit diese Umstellungen schon deutlich vor der Halbzeit vonstatten gehen können, verlässt der “Defense-Quarterback” Nick Bolton den Platz und wird durch Drue Tranquill ersetzt. Für einen ganzen Drive (+ die beiden Einsätze der Chiefs-Offense) wird Bolton von den Coaches neu gebrieft und ihm wird offenbart, wie der Gegner agiert. Zusammen entwickelt er mit DC Spags und seinen Position-Coaches eine neue Strategie, die er dann auf dem Platz mit seinen Mitspielern ca. ab dem fünften Drive umsetzt.
Klingt fast zu einfach, oder? Aber die Zahlen bestätigen es!
Wenn man sich die 21 frühen Drives mit Nick Bolton auf dem Platz anschaut, dann machen die Gegner durchschnittlich 37,43 Yards gut und schaffen 2,10 Punkte. Nach der “Pause” für Bolton sehen die Chiefs viel besser aus: In 57 Drives nach der Umstellung schaffen die Gegner nur noch 19,96 Yards und 0,74 Punkte. Krass, oder?
Spags schafft Ansatz, weil Game-Plan oft nicht reicht
Für DC Steve Spagnuolo ist diese Taktik mit Nick Bolton als “pausierenden Taktikfuchs” eine Reaktion auf die Problematik, dass Gegner immer besser verstehen, wie sein Gameplan aussehen könnte. Sie wissen, wie er gerne gegen bestimmte Gegnertypen antritt und passen ihre Strategie dementsprechend an. Teilweise exklusiv für die Chiefs, so das es nur wenig Möglichkeiten gibt, die Ansätze in anderen Spielen zu scouten. Für die Chiefs entwickeln viele Teams besondere Spielzüge und Looks.
Die neue Taktik mit Nick Bolton hat Spag schon im letzten Jahr im kleinen Rahmen getestet. Damals hat er nicht Nick Bolton als Hirn der Verteidigung rausgenommen, sondern Willie Gay Jr., der dann mit dem Wissen der Coaches bestimmte Rollen eingenommen hat und den Gegner besser lesen konnte. In diesem Jahr ist es nicht nur eine Person, sondern Nick Bolton wird taktisch fit gemacht und setzt es dann für die ganze Defensive um.
Was setzt er es denn genau um?
Natürlich ist in den kommenden Drives dann nicht nur Bolton für die Kommunikation der neuen Defensivtaktiken zuständig, sondern die Coaches schicken andere Packages - kommen aus anderen Formationen -um den QB unter Druck zu setzen oder setzen andere Spieler aufeinander an. Damit die gegnerische Offensive nicht mit Audibles, also Veränderungen direkt vor dem Spielzug, reagieren kann, ist Nick Bolton in der Verantwortung, solche Anpassungen zu erkennen und dementsprechend Maßnahmen einzusetzen.
Gerade weil wir auch kritisiert haben, wie wenig Drue Tranquill teilweise eingesetzt wird, ist die Rolle von Nick Bolton und die Dynamik der Linebacker-Gruppe sehr entscheidend, wieso die Defense so unfassbar gut performt. Da geht es nicht nur um die Qualität auf dem Platz, sondern auch die taktische Komponente des Mannes mit dem grünen Punkt auf dem Helm. Das hat Tranquill zwar in der Verletzungspause von Bolton übernommen, aber nicht auf dem gleichen Niveau wie die #32. Also bleibt er der primäre Mike-Linebacker.
Die Chiefense ist eine Top-Unit – mit zu wenig Turnover
Und das funktioniert unfassbar gut: die Chiefs Defense lässt am zweitwenigsten Total Yards zu (besser sind nur die Browns) und die drittwenigsten Yards per Play (besser sind nur die Browns und Ravens), sowie die drittwenigsten Punkte pro Spiel (besser sind nur die Ravens und 49ers). Auch bei Pressure Rates (#2), Sacks (#2) und Yards after Catch (#2) ist die Verteidigung unfassbar beeindruckend.
Das einzige verbesserungswürdige Thema sind Turnover. Während unsere Offense regelmäßig den Ball abgibt (27 Turnover, Platz 27/32), fabrizierte die Defense nur 16 Turnover in der gesamten Saison. (Platz 29/32). Weniger haben nur die Rams, Titans und Panthers geschafft.
Aber das ist vielleicht ein Thema für einen anderen Newsletter. Genießt die Woche. Wir sind zum achten Mal in Folge Divisionsieger! Wenn ihr keinen Newsletter oder Podcast verpassen wollt:
Sehr interessant und gut erklärt
Coole Info, war mir so nicht bewusst. Gerne mehr davon!