Wieso die Chiefs Orlando Brown Jr. laufen lassen und wer ihn ersetzen könnte
Die besten Alternativen im NFL Draft
Das war ein kleiner Schock gestern. Die meisten Experten und Fans hatten damit gerechnet, dass die Chiefs mit dem Franchise-Tag die Blind-Side von Patrick Mahomes auch für das nächste Jahr sichern und gleichzeitig versuchen einen langfristigen Vertrag mit Orlando Brown Jr. abzuschließen.
Pustekuchen! Die Chiefs haben jetzt noch bis zum 15. März, um doch noch ein neues Arbeitspapier mit dem Left Tackle zu verhandeln. Ansonsten darf sich OBJ als Free Agent versuchen und mit anderen Teams in Vertragsgespräche gehen.
Im Laufe des Abends sind immer mehr und mehr Details zu der Entscheidung bekannt geworden: Auf der einen Seite will das Team weiter flexibel sein und nicht durchgängig die Last des 20-Millionen-Franchise-Tag durch die Offseason tragen. Das erschwert smarte Free-Agent-Deals. Auf der anderen Seite führt das Franchise-Tag auch zu einer komplizierten Verhandlungsposition: Orlando Brown Jr. wüsste für nächstes Jahr schon, dass er 20 Millionen garantiert hat und könnte in der kommenden Offseason wieder einen langjährigen Vertrag verhandeln.
Ein drittes Franchise-Tag würden die Chiefs ihm in keinem Fall verpassen, weil dieses entweder 144 Prozent der 20 Millionen aus 2023 wären, 120 Prozent des Durchschnitts der fünf höchstdotierten Verträge in der Offensive Line oder der Durchschnitt der höchsten fünf Gehälter der bestbezahlten Position. Bevor jemand anfängt zu rechnen: Die bestbezahlte Position in der NFL ist Quarterback und der Durchschnitt bei ca. 45 Millionen US-Dollar. Also deutlich mehr als der “Positional Value” eines Left Tackle.
Das bedeutet aber als Konsequenz, dass für die Chiefs ein zweiter Franchise-Tag sie für dieses Jahr in eine ungünstige Verhandlungsposition gebracht hätte. OBJ könnte einfach dieses Jahr die 20 Millionen US-Dollar mitnehmen und wäre 2024 Free Agent - also eine teure, aber keine langfristige Lösung. Das ist das Ziel des Teams und daher haben sie auf den Franchise-Tag verzichtet.
Gleichzeitig glauben die Chiefs, dass sie Brown ein faires Angebot gemacht haben. In der letzten Saison lag das bei einem Sechsjahresvertrag über 139 Millionen US-Dollar mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt über 23,16 Millionen US-Dollar. Davon wären die ersten beiden Jahre - also knapp 46 Millionen US-Dollar garantiert.
Der Spieler wollte mehr Garantien, die Chiefs sich nicht so lange festlegen, weil die Leistung von OBJ nicht immer auf dem höchsten Niveau war. Gerade wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre anguckt. Das sind die Pressure-Rates, die Orlando Brown Jr. über seine Seite zugelassen hat:
2019: 3,5 Prozent
2020: 4,1 Prozent
2021: 4,6 Prozent
2022: 5,4 Prozent
Gerade die letztjährigen 5,4 Prozent sind unterdurchschnittlich für Left Tackles in der NFL und damit kein gutes Argument für einen großen Vertrag. Daher glauben GM Brett Veach und seine Kollegen, dass keine anderen Teams soviel Geld für Brown ausgeben werden und er doch das Angebot der Chiefs annimmt. Ob das so klappt? Das ist aktuell schwer zu sagen und werden wir voraussichtlich am 15. März oder in den Tagen danach herausfinden. Fingers crossed!
Was machen die Chiefs, wenn Orlando Brown Jr. woanders unterschreibt?
Die Chiefs haben mehrere Möglichkeiten: Sie könnten versuchen einen anderen Spieler in der Free Agency zu bekommen oder einen Trade mit einem Team im Rebuild zu versuchen. Die größten Offensive-Tackle-Namen in der Free Agency sind aber durchgängig Right Tackles wie Mike McGlinchey, Jawann Taylor oder Kaleb McGarty und würden kurzfristig nicht funktionieren, weil sie umgeschult werden müssten.
Ein Trade-Kandidat könnte Donovan Smith von den Bucs sein – aber auch der wäre teuer und keine Lösung für die nächsten 5 Jahre, weil er dieses Jahr schon 30 Jahre alt wird. Mal von dauerverletzten Dallas-Tackles abgesehen. Daher ist der Draft Ende April wahrscheinlich die beste Variante für Brett Veach und die Chiefs.
Bevor wir in die Analyse starten: Der Artikel von gestern erklärt euch, wie ihr die Ergebnisse des Combine einschätzen könnt:
Das sind die spannendsten Left Tackle Kandidaten für den Draft:
1) Top-Kandidaten, die für die Chiefs mit Pick 31 nicht realistisch sind:
Das sind die drei Top-Spieler auf Offensive Tackle und die können gut in den ersten 15 Picks weggehen. Da werden die Chiefs wenig Chancen haben, weil mit den Titans (Pick 11), Jets (Pick 13), Patriots (Pick 14) und auch den Bengals (Pick 28) schon vier Teams Bedarf auf der Tackle-Position haben. Die Bengals könnten die Chiefs möglicherweise mit einem Trade schlagen – wenn einer der 3 Top-Kandidaten im Verlauf des Drafts durchrutscht. Das sind die Spieler:
Peter Skoronski (Northwestern) – PFF Draft-Rank: 12
Skoronski hat gute Hände, ist beweglich und hat fast keine Schwächen. Für manche NFL-Teams sind seine Arme etwas zu kurz, aber das reicht trotzdem für die Tackle-Position. Er sollte direkt als Starter in der Liga durchstarten können.
Paris Johnson Jr. (Ohio State) – PFF Draft-Rank: 19
Johnson ist körperlich der perfekte Offensive Tackle, er hat riesige, lange Arme und ist in der Lage Angreifer auf verschiedene Arten zu blocken oder zur Seite zu schieben. Ihm fehlt etwas die Erfahrung, aber das ist eher ein Plus, weil da noch mehr Potential sein könnte.
Broderick Jones (Georgia) – PFF Draft-Rank: 25
Obwohl Jones ein etwas höheres PFF-Ranking hat, wird er deutlich früher im Draft ein Team finden. Er hat im Combine nochmal bestätigt, dass er explosiv ist, einen unglaublich guten Frame hat und ihm vielleicht noch ein College-Jahr fehlt, um ein Top5-Pick zu sein.
2) Realistische Kandidaten für die Chiefs an Position 31 im Draft
Anton Harrison (Oklahoma) – PFF Draft-Rank: 23
Harrison ist ein ordentlicher Tackle, dem die Mobilität für einen Job in der Inside Offensive Line fehlt. Er hat beim Combine alle Einschätzungen bestätigt, muss aber noch an Kraft und Gewicht zulegen, um nicht in der NFL von Angreifern überlaufen zu werden. (“Der sogenannte Bull-Rush”)
Dawand Jones (Ohio State) – PFF Draft-Rank: 31
Jones ist kein geborener Left Tackle – dafür ist er etwas schwer und unbeweglich. Er sollte noch in der zweiten Runde verfügbar sein und wäre ein Kandidat für die rechte Seite, wenn auch Andrew Wylie nicht bei den Chiefs bleibt.
Matthew Bergeron (Syracuse) – PFF Draft-Rank: 54
Bergeron ist ein stabiler Tackle, der Erfahrungen auf beiden Seiten der O-Line hat. Er sieht nie richtig schlecht aus, produziert aber auch wenig Highlights.
Darnell Wright (Tennessee) – PFF Draft-Rank: 70
Wright hat im Gegensatz zu vielen Konkurrenten deutlich mehr Erfahrung. Er ist extrem explosiv, um für das Run-Game Gaps zu kreieren und daher keine Option als Left-Tackle, sondern eher auf der rechten Seite oder sogar als Guard einsetzbar.
Cody Mauchy (North Dakota) – PFF Draft-Rank: 88
Mauchy hat fast keine Erfahrung als Tackle, aber ist vielleicht der beste Athlet der Klasse (Merke: Die Grafik unten bezieht sich auf die Tackle-Position, nicht die Athletik allgemein). Er wäre erst mit viel Trainingszeit als Tackle einsetzbar – vielleicht etwas schneller als Center oder Guard.
Wer ist euer Favorit? Wie gefallen euch solche Artikel, die etwas tiefer gehen? Wir freuen uns über euer Feedback!
Übrigens: Das ein schlechter Combine nicht bedeutet, dass man eine NFL-Karriere haben kann, zeigt gerade Orlando Brown Jr. Seine Combine-Leistung ist so historisch schlecht, dass er damit lange aufgezogen wurde: