Bengals-Preview: Finden die Chiefs den richtigen Schalter?
An Silvester geht es für die Chiefs gegen den härtesten Rivalen der letzten Jahre um den Division-Sieg und den damit verbundenen Playoff-Einzug. Aber ohne Joe Burrow ist die Ausgangslage anders.
Die Niederlage gegen die Raiders hat die Stimmung im Arrowhead Drive 1 massiv erschüttert. Die Probleme des Teams sind nicht mehr wegzudiskutieren und die Offense leidet nicht nur an der fehlenden Verlässlichkeit der Wide Receiver. Aber: Mit dem Spiel gegen die Bengals können sich die Chiefs rehabilitieren und den Weg in die Postseason finden.
Da wir durch Krankheit nicht in der Lage waren einen Preview-Podcast aufzunehmen, findet ihr alle wichtigen Infos hier im Newsletter. Außerdem könnt ihr alles zur aktuellen Lage des Teams im Podcast nach dem Raiders-Spiel finden:
Donovan Smith (Nacken), Kadarius Toney (Hüfte) und L’Jarius Sneed (Wade) haben diese Woche jede Trainingseinheit verpasst. Cornerback Jaylen Watson (Krankheit) verpasste das Training am Mittwoch, kehrte am Donnerstag aber bereits wieder zurück. Isiah Pacheco (Gehirnerschütterung) trainierte zwar am Freitag erstmalig in dieser Woche, ist aber nach wie vor im Concussion-Protocol, Clyde Edwards-Helaire musste am Donnerstag krankheitsbedingt passen, für ihn übernahm La’Mical Perine die Rolle des RB1 im Training.
Trey Smith (Knöchel / Knie) konnte nur eingeschränkt trainieren, Mecole Hardman war die zweite Woche wieder voll mit dabei. Da Kadarius Toney erneut ausfällt, haben die Chiefs am Samstag Hardman von der IR aktiviert.
Kansas City Chiefs:
Isiah Pacheco (Gehirnerschütterung) - Questionable
Clyde Edwards-Helaire (Krankheit) - Questionable
L’Jarius Sneed (Wade) - Questionable
Kadarius Toney (Hüfte) - Out
Donovan Smith (Nacken) - Out
Mecole Hardman (Daumen) - aktiviert von IR am 30.12.
Bei den Bengals zeichnet sich die Rückkehr von WR Ja’Marr Chase ab, der am Donnerstag zumindest wieder limitiert ins Training eingestiegen ist. Auch CB Cam Taylor-Britt könnte gegen die Chiefs sein Comeback geben, denn er war wieder in allen Trainingseinheiten mit dabei. Hierfür müssten die Bengals ihn allerdings noch von der IR aktivieren.
Cincinnati Bengals
TE Mitchell Wilcox (Fuß) - Questionable
WR Ja’Marr Chase (Schulter) - Questionable
CB Jalen Davis (Leiste) - Questionable
DE Cameron Sample (Knie) - Questionable
CB Cam Taylor-Britt (Knöchel) - IR
Es sollte ein echter Silvester-Kracher werden: Chiefs vs Bengals, Showdown um den #1 Seed in der AFC, Joe Burrow vs Patrick Mahomes, Ja’Marr Chase vs L’Jarius Sneed - das perfekte Silverster-Menü war angerichtet. Bis der Saisonverlauf beider Teams die Vorzeichen etwas veränderte - aber die Dramatik bleibt.
Ausgangslage
Seit der Saison 2007 haben die Cincinnati Bengals sieben der letzten neun Spiele der Serie gewonnen. Im letzten Aufeinandertreffen siegten die Chiefs hochdramatisch im AFC Championship Game mit 23:20 und zogen in den Super Bowl LVII ein. Ein Jahr zuvor holten sich die Bengals den Sieg in Overtime an gleicher Stelle im Championship Game und feierten den Einzug in den Super Bowl LVI, den sie später gegen die LA Rams verloren. Die Aufeinandertreffen der regular season fanden in den letzten zwei Jahren allesamt in Cincinnati statt - die Bengals gewannen jeweils beide Spiele.
Mit einem Sieg an Silvester können die Chiefs den neunten Playoff-Einzug in Serie klarmachen und sich zum achten Mal hintereinander zum Champion der AFC West krönen. Sollten Raiders (spielen gegen die Colts) und Broncos (treffen auf die Chargers) beide verlieren, könnte man sich sogar einen weiteren Ausrutscher erlauben. Für das Selbstvertrauen wäre dieses Szenario allerdings nur begrenzt wünschenswert.
Die Bengals haben nach dem Saison-Aus von QB Joe Burrow und dem aktuell letzten Platz der AFC North nur noch minimale Chancen auf eine Playoff-Teilnahme in dieser Saison. Backup-QB Jake Browning hatte Mitte November bei einem Record von 5-5 übernommen und holte in der Folge zwei dramatische Overtime-Siege gegen die Jaguars und Vikings. Zudem konnte ein deutlicher Erfolg gegen die Colts eingefahren werden. Die beiden Niederlagen gegen den Division-Rivalen aus Pittsburgh - eine davon in der Vorwoche - haben den Lauf der Bengals etwas ausgebremst.
Dennoch: drei der letzten vier Spiele wurden gewonnen und nur mit einem Sieg über die Chiefs können sie die Hoffnung auf die Wildcard-Round noch am Leben halten.
“Ich habe jede Woche gesagt: Die Jungs arbeiten hart, um besser zu werden […] Letztendlich müssen wir rausgehen und es beweisen. Ich weiß, jeder hört uns das sagen, aber wenn wir es nicht beweisen, glaube ich nicht, dass es irgendjemand glauben wird.”
Patrick Mahomes
Chiefs Offense
Mit der Niederlage gegen die Las Vegas Raiders am 1. Weihnachtsfeiertag und der damit verbundenen schwächsten Vorstellung der Chiefs-Offense in dieser Saison sind die Fragezeichen größer denn je. Patrick Mahomes, der verzweifelt versuchte, die sechste Saison-Niederlage zu verhindern, erhielt sogar mit 34.2 die schlechteste PFF-Grade seiner Karriere.
Die aktuellen und mittlerweile sehr vielschichtigen Probleme unserer Offense haben wir in den vergangenen Wochen im Podcast mehrfach thematisiert und im letzten Newsletter nochmal ausführlich zusammengefasst. Hier könnt ihr nochmal reinlesen:
Was ist gegen die Bengals drin?
Ohne sich allzu oft zu wiederholen: die bekannten Fehler abstellen und sich darauf konzentrieren, was aktuell überhaupt mit dieser Offense möglich ist. Mahomes liegt bei 27% vollständiger Pässe über 20+ Yards - geteilter letzter Platz aller Full-Time Starting QBs in diesem Jahr. Bei den durchschnittlichen Air Yards pro Versuch ist er mit 6,6 Vorletzter. Andy Reid und Matt Nagy sollten daher auf die Kurz- und Mitteldistanz setzen, um das Passspiel in Ganz zu kriegen, um die Erfolgserlebnisse für QB und Receiver gleichermaßen zu erhöhen. Travis Kelce, Rashee Rice und Richie James sind die Spieler, die das Vertrauen von Mahomes bekommen sollten. Auch die Aktivierung von Mecole Hardman könnte in der RedZone eine zusätzliche Gadget-Option sein.
Die Pass Defense der Bengals ist momentan vermutlich die größte Schwachstelle und zeigte besonders gegen Steelers QB Mason Rudolph eine unterirdische Performance - über 10 Yards per Attempt sind schon eine Hausnummer. Alle Hoffnung liegt auf der Rückkehr von Cam Taylor-Britt. Auch der Pass Rush war extrem zahnlos und kam lediglich auf einen Sack und drei QB-Hits.
Damit wir ähnlich profitieren wie die Steelers, sollte unsere O-Line eine deutliche Leistungssteigerung an den Tag legen: 10 QB-Hits und vier Sacks im letzten Spiel waren deutlich zu viel des Guten und besonders Wanya Morris absolvierte sein schwächstes Spiel als Starter. Das Donovan Smith nach wie vor nicht im Training ist und auch Trey Smith diese Woche nur eingeschränkt trainieren konnte, macht die Gesamtsituation nicht unbedingt besser.
Von unserem Laufspiel erwarte ich leider nicht allzu viel. Zwar liegt die Run Defense der Bengals im hinteren Drittel der Liga, allerdings kommen wir bei den “Expected Points per Attempt” auch nur auf Rang 21, bei der Erfolgsquote gar auf Position 27 und das wohlgemerkt mit unseren Startern. Neben dem sicheren Ausfall von Jerick McKinnon und dem unsicheren Zustand von Isiah Pacheco wurde Clyde Edwards-Helaire unter der Woche auch noch von einer Erkältung ausgebremst. Damit ist momentan La’Mical Perine, der auf ganze drei Offensive Snaps in dieser Saison kommt, gefühlt der “Last Back Running”. Mit dem schwachen Run Blocking unserer Tackle und dem unzureichend erfolgreichen Support durch die Tight Ends werden die Lücken wieder sehr rar sein.
Chiefs Defense
Bei allem Frust über die Offense fällt die bärenstarke Performance der Defense Woche für Woche leider fast immer hinten runter. Gegen die Raiders gelang vermutlich das Meisterstück, mit nur 62 (!) zugelassenen Receiving Yards und keinem einzigen Offensive-Touchdown. Lediglich gegen den Run hat man noch kein durchgängig adäquates Mittel gefunden, das direkt von Beginn an Wirkung zeigt. So kam der eigentliche Backup-RB der Raiders, Zamir White, am Ende bei 22 Carries auf 145 Rushing Yards und holte damit u.a. acht neue First Downs. Bengals RB Joe Mixon kam gegen die Steelers in 11 Läufen nur auf 43 Yards und war überhaupt kein Faktor. Das dürfte er gegen die Chiefs Defense ändern wollen.
Bengals QB Jake Browning erwischte gegen die Steelers im Vergleich zu den vier Spielen davor ebenfalls einen gebrauchten Tag: zwar gelangen 335 Yards und ein TD, dafür warf er aber auch 3 Interceptions, die im weiteren Spielverlauf allesamt zu Punkten für den Gegnern führten. Die beiden WR Tyler Boyd und Tee Higgins waren zwar stets bemüht - besonders Higgins kam am Ende auf 140 Receiving Yards - konnte aber die Turnover am Ende auch nicht mehr ausgleichen. Die Rückkehr von Ja’Marr Chase käme da aus Sicht der Bengals sehr gelegen. Besonders seine Rekord-Performance von 266 Yards und 3 TDs kurz nach Neujahr 2022 dürfte bei einigen der damaligen Chiefs-Secondary für Albträume gesorgt haben.
Nachdem den Bengals im Januar die Posse bezüglich Burrowhead gehörig um die Ohren geflogen ist, scheint besonders Chase Gefallen an einem weiteren Kapitel gefunden zu haben. Großspurig diktierte er am vergangenen Donnerstag über 12 Minuten feinstes Trashtalk-Material in die Reporter-Mikros, dass die Secondary der Chiefs nichts besonderes sei und die Verteidigung auch keinen wirklichen Superstar wie Jalen Ramsey in ihren Reihen hätte. Falls die Wade von L’Jarius Sneed noch einen weiteren Grund gebraucht hat, um rechtzeitig für das Spiel fit zu werden - hier ist er.
Der First Seed ist definitiv futsch, jetzt geht es nur noch um den Einzug in die Playoffs. Wenn man den Frust der letzten Wochen richtig kanalisiert, durchbricht man hoffentlich auch endlich die Negativ-Spirale. In Woche 17 sollte dann auch der letzte Spieler begriffen haben, um was es geht. Ein Sieg gegen die Bengals könnte dabei helfen, den Kopf freizubekommen und wieder in die Spur zu finden, zudem den Weg für eine Mahomes-Bye-Week im letzten regular season Game der Saison frei machen. Durch die vielen Verletzten ist aktuell Kreativität gefragt, auch das Playcalling, das Game-Management und die Disziplin werden in einem engen Spiel am Ende den Unterschied ausmachen. Spiele gegen die Bengals waren zuletzt immer extrem enge Kisten - auch an Silvester wird es erneut kein Offensiv-Feuerwerk geben, dafür regelt es wieder einmal die Defense und sorgt für eine weitere U20-Punkte-Performance des Gegners.
Erstmal gute Besserung euch allen!
Der Passrush von Cincy ist nicht die ganze Saison so harmlos. Trey Hendrickson könnte unsere O-Line gewaltig zum wackeln bringen.
Ich hoffe wir werden den Run nicht ganz aufgeben nur weil unsere etablierten RBs fehlen … aber leider ist bei unserem Playcalling davon auszugehen und dann sind wir zu ausrechenbar und Hendrickson wird Mahomes öfter jagen als uns lieb ist.
Unsere Defense wird vermutlich erstmal 1-2 TDS von Browning und JC, TH, TB zulassen bevor sie spätestens in der zweiten Halbzeit die Bengals offense völlig stilllegen.
Am Ende steht dann hoffentlich ein 17:14 für unsere chiefs. Mehr Offensive Punkte kann ich mir einfach kaum vorstellen. Danach heißt es Pause für Mahomes und hoffentlich jegliches Potential dann in den Playoffs abrufen.
PS: ich beineide Fabi für seinen Optimismus 😂 34 Punkte schaffen die Chiefs nicht mal in meinen Träumen.
In diesem Sinne, GO CHIEFS!
Wünsche euch gute Besserung. Gut analysiert. Habe aber Magenschmerzen für Silvester. Wenn ja wird es eng. Hoffe es wird reichen. Mein Tip, bzw. Hoffnung: Chiefs 21 Bangels 20