Chiefs fokussieren sich auf die Defense an Draft-Tag 2
Die Chiefs konzentrieren sich in Runde 2 & 3 auf die wichtigsten Needs und verstärken sowohl die Defensive Line mit zwei Spielern als auch das Defensive Backfield mit einem Ballhawk-Cornerback.
An Tag 2 des NFL Draft gibt es keine “Blue Chip Talents” mehr – keine Spieler ohne große Schwächen, die vom ersten Gameday an eine Lücke im Roster füllen und Stammspieler sind. Meist brauchen die Spieler Zeit, sind durch physische Eigenschaften (zu klein, zu schmächtig, zu kurze Arme usw.) limitiert oder haben charakterliche Schwächen.
Das ermöglicht aber in den ersten Jahren in der Liga plötzliche Leistungssteigerungen und Entwicklungen, die vorher nicht denkbar waren. Chiefs-Stars wie Chris Jones (2. Runde, Pick #37), Travis Kelce (3. Runde, Pick #63) oder Kareem Hunt (3. Runde. Pick #86) wurden erst am zweiten Tag ins Team geholt und haben sich dann überdurchschnittlich verbessert. So wünscht man sich das.
Chiefs verbessern massiv die “Trenches”
Aus der bitteren Super-Bowl-Niederlage haben Headcoach Andy Reid und GM Brett Veach scheinbar primär mitgenommen, dass sie auf beiden Seiten der “Trenches”, der Defensive und Offensive Line besser werden müssen. Daher ist es keine Überraschung, dass die drei ersten Picks 2025 in genau die Positionen ging. Aber nun zu den Spielern der zweiten Runde:
Runde 2, Pick #63: DT Omarr Norman-Lott
Omarr Norman-Lott hat die ersten drei Jahre seiner College-Karriere bei Arizona State verbracht und war meist nur Rotationsspieler mit kurzen Einsätzen, er wechselte dann das College und wurde in Tennessee zum Starter, der zwar etwas kleiner und schmächtiger ist als man sich einen Defensive Tackle wünscht, aber dafür einen explosiven Push hat, gut seine Hände einsetzt und nicht nachgibt, um den gegnerischen Quarterback zu erreichen.
Seine fehlende Masse setzt er dabei smart ein und drückt sich oft an der O-Line vorbei, um Tackle for Loss und Sacks zu generieren. Er hat daher die beste Passrush-Win-Rate im Vergleich mit den anderen DT im Draft mit 18,9% und kann gerade bei 3rd-Down-Situationen zusammen mit Chris Jones richtig Druck machen.
Norman-Lotts Schwäche ist die Run-Defense. Er lässt sich teilweise wegschubsen und verpasst Tackles bzw. beendet sie nicht richtig. Da hat er noch großes Potential sich zu verbessern und muss das auch, um den Draftpick der Chiefs zu rechtfertigen.
Für mich ist Omarr Norman-Lott am besten mit Turk Wharton zu vergleichen, der vor der Saison zu den Carolina Panthers gewechselt ist. Der war zwar “Undrafted Free Agent”, aber ähnlich gebaut mit vergleichbaren Stärken und Schwächen. Aber: Von Omarr Norman-Lott kann man mehr Entwicklung erwarten.
Runde 3, Pick #66: EDGE Ashton Gillotte
Ashton Gillotte ist mit knapp unter 1,90 Meter eigentlich zu klein für einen effektiven Passrusher, aber mit sehr viel Power aus den Beinen und einem guten Bullrush schafft er trotzdem viel Pressure auf den Quarterback. Ihm fehlt etwas die Armlänge, um sich aus Blocks zu befreien und die Länge und der Speed, um einen optimalen Radius um einen Tackle zu schaffen. Daher sorgt er für viel Druck, aber kann diese selten in Sacks umsetzen.
Seine Energie ist aber das, was die Chiefs überzeugt hat. Ashton Gillotte gibt in jedem Snap auf dem Feld alles und knallt sich in die Gegner rein, die von seinem Antritt und der Power schnell genervt sind. Diese Einstellung hat Gillotte im College von vielen Mitspielern und Kontrahenten unterschieden und dafür gesorgt, dass er viel auf dem Spielfeld stand.
Gegen das Run-Game sieht Gillotte mit seiner Masse, Power und guten Tackling-Fähigkeiten hingegen sehr gut aus. Er stoppt die Running Backs sehr verlässlich und kann Löcher stopfen. Eine wichtige Fähigkeit, die ihm erlaubt auch bei frühen Downs auf dem Platz zu stehen.
Eine besondere Bindung hat Ashton Gillotte zu seiner Mutter Veronica Gillotte, die ihn auf der High School als Krafttrainerin entwickelt hat und oft auf seinen Social-Media-Kanälen auftaucht. In einem Interview vor dem Draft wollte sie aber nicht vor die Kamera.
Mein Vergleich für Ashton Gillotte wäre Melvin Ingram, der 2021 bei den Chiefs gespielt hat und eine lange, produktive NFL-Karriere mit über 50 Sacks hatte. Dazu müsste Gillotte aber Lösungen finden, um den Quarterback verlässlicher zu erreichen und nicht nur Pressure zu generieren.
Mit Blick auf 2026: Trade für einen Ballhawk-Cornerback
Mit Norman-Lott und Gillotte haben die Chiefs die Defensive Line optimiert – beide werden schon in der ersten Saison einen Impact auf die Verteidigung haben. Der Defensive Tackle Norman-Lott wird neben Chris Jones gerade bei Third Downs Snaps bekommen, Ashton Gillotte wohl eher in den ersten Downs eingesetzt, um den Run zu stoppen und auf der Gegenseite von George Karlaftis für Pressure zu sorgen.
Ende der dritten Runde fokussierten sich die Chiefs dann im Draft auf das Defensive Backfield und sahen die Chance einen “Lieblingsspieler” zu bekommen – dafür mussten sie aber mit den Patriots Picks swappen. Kosten dafür waren ein Viertrundenpick 2026. Der Pick den die Chiefs für Joe Thuney vor einigen Wochen von den Bears bekommen haben.
Runde 3, Pick #85: CB Nohl Williams
Mit Nohl Williams haben die Chiefs einen Spieler als Cornerback gefunden, der perfekt ins System von DC Steve Spagnuolo passt. Er ist am stärksten an der Line of Scrimmage, wo er den Receiver in der Press Coverage begleitet. Er ist physisch und unangenehm und fühlt sich Outside deutlich wohler als im Slot.
Williams ist ein echter Ballhawk und hat in seiner letzten Saison am College sieben Interceptions gefangen und eine für ein Pick Six in die Endzone gelaufen. Aber auch seine “Forced Incompletions” sind beeindruckend: Zehn Catches hat er aktiv verteidigt. Nohl Williams ist am besten, wenn er gegen den Receiver um den Ball kämpft. Er war an der Highschool auch Wide Receiver und das kann man sehen.
Nohl Williams hat aber auch Schwächen: Er hat zwar eine gute Endgeschwindigkeit (4,5 Sek. im 40-Yard-Dash), aber hat keinen explosiven Antritt und langsamere Richtungswechsel. Man wird in den kommenden Monaten sehen, wie weit das Williams in der NFL schadet und ob er das Potential für einen Starter hat oder damit ein zu großes Risiko ist, weil starker X-Receiver ihn abhängen.
Spannend ist Williams, weil er sehr variabel einsetzbar ist und damit das perfekte Profil für Spags hat. Er kann als Returner sogar in den Special-Teams eingesetzt werden, kann tacklen und rushen. Sein leichtes Gewicht verhindert vielleicht die Chancen im Blitz, aber auch das kann sich ja ändern.
Gerade weil in einem Jahr die Rookie-Verträge von Trent McDuffie, Nazeeh Johnson, Jaylen Watson und Joshua Williams auslaufen, wird Nohl Williams neben Kristian Fulton eine wichtige Rolle als Outside-Cornerback einnehmen. McDuffie soll zusammen mit Jaylen Watson wieder mehr in der Mitte des Feldes eingesetzt werden.
Insgesamt ist Nohl Williams ein smarter Pick mit großem Potential. Ich kann ihn mir sehr gut in der L’Jarius-Sneed-Rolle vorstellen, der ja sogar Star-Receiver wie Tyreek Hill zur Verzweiflung gebracht hat. Das wäre das Potential, wenn er sich an das NFL-Level anpasst.
Tag 3: Fünf weitere Picks für die Zukunft
Am letzten Tag des Drafts werden die Chiefs voraussichtlich fünf weitere Talente picken. Gut vorstellen kann ich mir einen weiteren Offensive Linemen, einen Running Back, Tight End und Wide Receiver. Aber auch die Edge-Position ist so tief besetzt, dass man jetzt noch gute Talente mit Potential findet. Das sind unsere Picks:
Runde 4: #133
Runde 5: #164
Runde 6: -
Runde 7: #226, #251, #257 (Mr. Irrelevant - der letzte Pick des Drafts)
Mein Wunschpick für den letzten Tag wäre der Runningback Damien Martinez aus Miami. Der ist ein echtes RB-Workhorse und könnte uns in der Zukunft sehr helfen. Vergleichen würde ich ihn mit David Montgomery von den Lions. Meine Daumen sind gedrückt. Habt ihr auch noch einen Wunsch für Tag 3?
Ich bin erstmal zufrieden, Needs wurden adressiert. Ob es gepasst hat wird man in ein bis zwei Jahren sehen. Ich wünsche mir persönlich zwei Spieler: Safety Reed von Penn State und RB Neal von Kansas
Ich bin bisher zufrieden und vermute, ähnlich wie du, dass die letzten Runden der offense gehören.
Danke für die tollen und vor allem schnellen Analysen !!