Der Albtraum der Ravens: Drue Tranquill
Vor dem Spiel gegen die Ravens haben wir alle über das gefährliche Running-Game von Lamar Jackson und seinen RBs gesprochen. In der Analyse fällt auf: Ohne Tranquill wäre das viel stärker gewesen.
Die Gameballs für den Sieg gegen die Baltimore Ravens haben Fabi, Marius und ich an L’Jarius Sneed, Travis Kelce und Deon Buch verteilt, die mit Big Plays den Chiefs den Sieg gebracht haben. In der Analyse fehlt neben Quarterback Patrick Mahomes ein weiterer Name auf jeden Fall: Linebacker und Tackle-Maschine Drue Tranquill. Denn er hat nicht nur die Rolle von Willie Gay Jr. als Spy - also Spion – für die Runs von Lamar Jackson übernommen, sondern immer wieder die Plays der Ravens auf ein Minimum reduziert.
Der aktuelle DAS KINGDOM Podcast direkt nach dem Ravens-Spiel:
Dabei ist die Saison für Drue Tranquill gar nicht so einfach. Er ist als Backup aus Los Angeles von den Chargers gekommen, der sich den Platz im Team sichern wollte. In der Vorbereitung wurde aber klar, dass er zwar Gold wert ist, weil er der Linebacker-Position bei den Cchiefs mit seiner Geschwindigkeit und Spielintelligenz eine Coverage-Komponente gibt, die es bisher nicht gab und weshalb die Mitte des Feldes eine Schwäche dieser Defense war, aber den richtigen Starting-Job gewann er gegen Bolton, Gay und Chenal auch nicht.
Doch Nick Bolton verletzte sich im Laufe der Spielzeit und Tranquill konnte zeigen, dass er in der Lage ist dessen Position mehr als nur gut auszufüllen. Der Ausfall war fast nicht zu merken. Jetzt in den Playoffs gegen die Ravens musste Tranquill für Willie Gay Jr. einspringen, der Problem mit der Mobilität seines Nackens hat und daher nicht rechtzeitig fit wurde. Für Tranquill, der bei den Chiefs einen 1-Jahresvertrag über nur drei Millionen US-Dollar Gehalt abgeschlossen hat, eine Mammutaufgabe.
Lass uns das mal genauer anschauen. Was waren seine Jobs gegen Lamar, das Laufspiel und die Receiver:
Schon vor dem Spiel war klar, dass wir für die lauflastigen Ravens einen Spy brauchen – also einen Verteidiger, der “geopfert” wird, um jederzeit mitzubekommen, wenn Lamar Jackson sich entscheidet aus einem Passing-Play einen Run zu machen und die Defense damit überrascht.
Tranquill verhindert Outside-Runs
Hier ist Drue Tranquill (#23) auf der rechten Seite direkt im ersten Play des Spiels nicht nur dafür zuständig, so schnell wie möglich zum Ball zu kommen und vielleicht das Tackling zu machen, sondern er schiebt sich und seinen Gegenspieler in die Lane nach außen und verhindert so, dass Running Back Justice Hill (#43) frei nach rechts sprinten kann und freies Gras hat. Hill bricht nach innen und wird direkt von Leo Chenal (#54) getackled
Tranquill zerstört Run-Lanes
Manchmal geht es als Spieler gar nicht darum, den Spieler mit den Ball zu erreichen, sondern zu verhindern, dass die Taktik des Gegners aufgeht. Drue Tranquill nimmt hier nicht nur einen der Vorblocker des Runningbacks aus dem Spiel, sondern schafft Raum, damit seine Kollegen wie Nick Bolton zum Ball kommen. Das der Gegenspieler gefühlt doppelt so schwer ist, stört da kaum.
Tranquill verhindert Receiver-Routen
Auch in der Press-Coverage an der Line of Scrimmage ärgert Tranquill die gegnerischen Receiver mit kurzen Schubsern, die sie aus der Balance bringen und das Timing auf bestimmten Routen verändern. Auch wenn der Ball dann nicht beim Receiver ankommt, weiß er nach dem Körperkontakt mit Tranquill, dass es weh tun wird, wenn er ihn fängt. So kommt er auch in so einem Spiel in den Kopf des Gegners.
Tranquill stoppt den Running Back
3&1 klingt nach einem einfachen First Down für eine dominante Run-Offense wie die Ravens. Das es dann doch nicht so einfach ist, liegt am Instinkt und dem Tackling von Tranquill, der den Runningback auf der Stelle zur Vollbremsung bringt und ein 4th Down erzwingt.
Tranquill verhindert Big Plays
Wenn Lamar Jackson anfängt zu laufen, ist Gefahr im Verzug. Meist sind es nicht nur ein paar Yards, sondern ein First Down & viel mehr. Dass das hier nicht klappt, liegt in beiden Fällen an Tranquill, der die Mitte des Feldes mit 2-3 schnellen Schritten zur Seite schließt.
Auch beim Marcus-Mariota-Revival-Play als Lamar Jackson seinen eigenen Pass fängt, ist Drue Tranquill der handlungsschnellste Spieler auf dem Platz. Hätte er das Tackling gegen Lamar Jackson nicht gemacht, hätte der massiv viel Platz gehabt und ziemlich sicher einen Touchdown erlaufen. Sieben Punkte weniger, weil er noch vor dem Catch die Gefahr gesehen und richtig reagiert hat. Chapeau!
Tranquill liest Lamar Jackson
Auch hier reagiert Drue Tranquill unfassbar schnell: Er sieht die Ballübergabe und ist der erste Spieler bei Zay Flowers. Durch sein Tackling bringt er Flowers wieder in die Mitte und verhindert das Ausbrechen in den Raum Richtung Sideline. Stark!
Wenn Tranquill sich übrigens verschätzt und nicht zum Gegner kommt, sieht das schnell ganz anders aus. Es hat auch gegen die Ravens noch nicht alles gepasst, wie das folgende Video zeigt:
Tranquill jagt Lamar Jackson
Auch als Passrusher auf der Jagd nach Lamar hat Tranquill beachtliche Erfolge gegen die Ravens gehabt. Im ersten Video verpasst er zwar das frühe Tackle und den Sack, aber sorgt dafür, dass Lamar sich nicht mehr auf seine Receiver konzentrieren kann und den Ball wegwerfen muss.
Und erneut wird Tranquill nicht mit dem Sack belohnt, zerstört aber ein mögliches Play von Lamar in dem er ihn immer weiter nach hinten drängt und dieser den Ball dann zur Seite wegwirft.
Tranquill hat richtig Eindruck hinterlassen
Für kleines Geld haben die Chiefs mit Drue Tranquill einen lernwilligen, mentalstarken und beeindruckenden Athleten von den Chargers geholt, der von OC Spags viel gelernt hat. Nach der Saison war das Spiel gegen die Ravens die Meisterprüfung im Defensivsystem der Chiefs, die er mit Bestnote bestanden hat. Jetzt wird es gegen die 49ers darauf ankommen Christian McCaffrey und Deebo Samuel zu stoppen. Tranquill wird dafür ein sehr wichtiger Faktor sein.
Wichtig, dass Tranquill sowohl kontinuierlich in der Season als auch in den wichtigen Momenten in den Playoffs vielseitige Leistung zeigt und damit seinen Wert präsentiert, während Bolton nur langsam zu seiner alten Form zurückfindet. Er kann die fehlende Mobilität von Chenal und Bolton ausgleichen, aber auch genauso hart tackeln. Dadurch sind wir auf allen drei LB-Positionen tiefer besetzt und müssen nicht direkt bei einem Ausfall aufs Practice Squad zurückgreifen.
Hoffentlich wird bei dem Versuch ihn zu halten der Vorzug zu Gay gegeben, obwohl ich am liebsten beide behalten würde
Ich liebe ihn. Ein mega Spieler. Er muss unbedingt gehalten werden