Matt Nagy wird neuer Offensive Coordinator – und in Zukunft Head Coach?
Das Kingdom – Der Newsletter des deutschen Chiefs-Podcast
Die Meldung am Freitag Abend deutscher Zeit war keine Überraschung mehr. Matt Nagy, der QB-Coach der Chiefs, wird ab sofort die freigewordene Rolle des Offensive Coordinators übernehmen. Den Posten hat er schon von 2016 bis 2017 zwei Jahre lang bekleidet, bevor er als Head Coach die Chicago Bears übernahm und sein jetziger Vorgänger, Eric Bieniemy, als OC sein Nachfolger wurde.
Jetzt häufen sich die Gerüchte, dass Matt Nagy in den kommenden Jahren der Nachfolger von Andy Reid werden könnte. Grund genug sich die Karriere, Leistungen und Fakten unseres neuen Offensiv-Chefs im Detail anzuschauen.
Wer ist Matt Nagy?
Die Karriere von Matt Nagy startet als College-Quarterback bei den Delaware Fightin' Blue Hen als Ersatzmann. Erst in seiner dritten Saison konnte er sich als Starter durchsetzen und stellte im Jahr 2000 den damaligen Schulrekord mit 3.436 Passing Yards und 29 Passing Touchdowns ein. Erst 2007 wurde der von einem gewissen Joe Flacco übertroffen.
Trotz der beeindruckenden Leistungen in seinen letzten zwei Jahren in Delaware wurde er im NFL Draft 2001 nicht ausgewählt. Er war zu langsam und zu klein. Er wollte aber weiter spielen und entschied sich danach für eine andere Liga: Matt Nagy war sechs Jahre Teil der Arena Football League und legte dort über 18.000 Passing Yards und 374 Passing Touchdowns auf. Eine weitere Chance in der NFL bekam er trotzdem nicht - zumindest nicht als Spieler.
Um über die Runden zu kommen arbeitete Nagy schon neben seiner Karriere als Immobilienverkäufer – mit dem Ende der AFL-Karriere und der 2008 stattfindenden Finanzkrise war seine Zukunft damals sehr ungewiss. Bis der damalige Head Coach der Philadelphia Eagles, Andy Reid ihn anrief. Der suchte noch Unterstützung im Coaching-Staff und sein Mitarbeiter Brett Veach (da klingelt doch was!) erinnerte sich an seinen früheren Quarterback aus Delaware. Dort hatte Veach als Wide Receiver die Bälle von Nagy gefangen. Aber seht selbst:
Bei den Eagles fing Matt Nagy ganz unten an: Erst war er nur Praktikant im Sommer, dann wurde er der zum Assistant-Coach. Ähnlich wie Brett Veach gefiel Andy Reid die Einstellung und der Arbeitsethos des früheren Spielers. Der war sich nicht zu fein die Bälle nach dem Training einzusammeln oder die Ersatz-Quarterbacks aufzuwärmen. 2012 war Matt Nagy schon Offensive-Qualitycontrol-Coach der Eagles als sich Andy Reid aus Philly verabschiedete. Nur wenige Tage später war klar, dass “Big Red” den Weg nach Kansas City antreten wird. Und Matt Nagy, Doug Pederson und Brett Veach entschieden sich mitzugehen.
Matt Nagy kommt nach Kansas City
Bei den Chiefs fing Matt Nagy als Quarterback Coach an und wurde nach dem Abgang von Doug Pederson, der als Head Coach zurück zu den Eagles wechselte, zusammen mit Brad Childress zum Offensive Coordinator der Chiefs. Childress saß bei Spielen oben in der Skybox und analysierte die Plays, Nagy war per Mikrofon vom Spielfeldrand im Kontakt mit dem Quarterback Alex Smith. Playcaller blieb auch damals weiterhin Head Coach Andy Reid.
Unter Matt Nagy entwickelte sich die Chiefs-Offense zu einer der besten in der NFL. In 2017 hatte Quarterback Alex Smith das beste Passer Rating aller NFL-Spielmacher, warf 26 Touchdowns und über 4.000 Passing Yards. Gleichzeitig arbeitete Matt Nagy schon damals mit dem gedrafteten QB-Talent in der Hinterhand, Patrick Mahomes. Der ist voll des Lobes über die Zeit mit seinen zwei Mentoren Smith und Nagy. Gerade die Erfahrung von Nagy als früherer Quarterback und dessen Fähigkeit des Playbook der Chiefs einfach zu erklären und ihm verständlich zu machen, war ein wichtiger Faktor, dass Mahomes in Jahre 2 so durchstarten konnte.
Das letzte Spiel der Saison war in den Playoffs eine bittere Niederlage gegen die Tennessee Titans. Die Chiefs hatten zeitweise 21-3 geführt und am Ende 22-21 verloren. Nagy nahm daraufhin die Schuld für die Niederlage auf seine Kappe: Es war ein “Failure in my book“. Trotzdem belohnten Nagy die Chicago Bears mit einem Angebot zum Head Coach und der Hoffnung, dass er das QB-Talent Mitch Trubisky zum NFL-Star entwickeln könnte.
Ein Traumeinstand in Chicago
Das erste Jahr bei den Bears war fast wie ein Traum für Nagy. Er konnte den Star-Defensive-Coordinator Vic Fangio davon überzeugen beim Team zu bleiben und holte Childress mit nach Chicago. Am Ende der Regular Season stand ein beeindruckender 12-4-Rekord zu Buche und der Einzug in die Playoffs. Dort scheiterten die Bears mit dem wohl berühmtesten Double-Doing an den Eagles und seinem früheren Kollegen Doug Pederson. Trotzdem erhield Matt Nagy die Auszeichnung als Coach of the Year der NFL und blickte zuversichtlich in die Zukunft.
Aber nach dieser ersten Saison ging in Chicago schief, was schiefgehen konnte. In den beiden nächsten Jahren enttäuschte das Team trotz starker Defensive jeweils mit einem 8-8-Record und verschlimmbesserte sich mit Neuverpflichtungen wie dem Eagles-Helden Nick Foles oder Andy Dalton. Der letzte Versuch war dann das QB-Talent Justin Fields, das die Bears wieder an die Spitze bringen sollte, nachdem sich Trubisky wirklich nicht verbessern konnte. Die Entwicklung von Fields ist vielleicht der größte Kritikpunkt an Nagy. Er schaffte es nicht, das Run-Potential von Fields zu aktivieren.
Nach der ersten Losing-Season als Head Coach musste Matt Nagy dann die Bears verlassen. Ein guter Start in Chicago stellte sich am Ende nach vier Jahren als Enttäuschung heraus. Nagy selbst war selbstkritisch und sah gerade die nicht optimale Kommunikation mit Spielern und Coaches als ein Problem seinerseits bei den Bears. Gerade die kleinen Sachen für die man als Head Coach verantwortlich ist, waren für ihn neu und hatten ihn teilweise überfordert.
Zurück nach Kansas City
Im Frühjahr 2022 vermeldeten dann die Chiefs, dass Matt Nagy als QB-Coach zurück an alter Wirkungsstätte war. Eine Überraschung auf der einen Seite, weil das Team auch ohne ihn gut funktionierte. Die Chiefs hatten mit Mahomes den Super Bowl gewonnen, danach gegen die Bucs verloren und im Jahr drauf den Einzug nur hauchdünn in der Overtime verpasst, auf der anderen Seite ist Reid bekannt dafür sehr loyal zu sein und Menschen weitere Chancen zu geben.
Für Matt Nagy war es wichtig weiter dicht an der NFL zu bleiben, weil er motiviert ist die nächste Chance zu nutzen. Es ist wahrscheinlich, dass die Chiefs um GM Brett Veach schon damals mit dem “alten Bekannten” als Nachfolger von Eric Bieniemy planten, weil allen klar war, dass der seinen Weg zum Head Coach gehen wird – wenn jetzt auch erstmal mit dem kleinen Umweg über die OC-Rolle bei den Commanders.
Ich glaube, man kann jetzt schon feststellen, dass Matt Nagy den Chiefs Konstanz gibt. Er kenn die Offense, er braucht keine Eingewöhnungszeit und es ist zwischen den Spielern und ihm viel Vertrauen vorhanden. Auf der Position des QB-Coaches möchte Reid hingegen jetzt gerne laut Medienberichten “neue Ideen und Impulse” ins Team bringen. Die Position ist also fast spannender.
Matt Nagy als kommender Head Coach?
Wird Nagy zeitnah der Nachfolger von Andy Reid? Das ist von außen sehr schwer zu sagen, aber es gibt ein paar Indizien. Reid hatte vor dem Super Bowl darüber gesprochen, dass er nach dem Spiel auch überlegen muss, wie lange es für ihn noch weitergeht. Er ist 64 Jahre alt und seit über 20 Jahren als Cheftrainer in der NFL tätig. Er hat den langersehnten Ring jetzt gleich doppelt gewonnen und hat in einer Spielzeit nur wenig Freiraum für die Familie, Freunde oder weitere Hobbys. Es wäre nur logisch, wenn seine Karriere in den nächsten Jahren selbstgewählt endet, denn er muss es niemandem mehr beweisen.
Auf der anderen Seite merkt man Andy Reid an, wie er die Jahre mit Patrick Mahomes, Travis Kelce und Brett Veach genießt. Wieviel Spaß es ihm bringt die jungen Talente immer wieder an das Team zu führen und die Liga Jahr um Jahr um den Verstand zu bringen, weil die Chiefs nicht nur die AFC West gewinnen, sondern konstant an der Spitze ist.
Wenn der Tag eintrifft, kann man davon ausgehen, dass Matt Nagy der klare Favorit auf den Posten ist. Er kennt das Spielkonzept von Reid, hat woanders wertvolle Erfahrung gesammelt und ist im Gegensatz zu DC Spagnuolo noch jung genug, um für die nächsten 10-15 Jahre die Lösung des Teams sein zu können. Das ist der Anspruch der Clark-Familie, die idealerweise die erfolgreiche Ära mit Mahomes so lange verlängern möchten, wie möglich.
Drücken wir erstmal die Daumen, dass wir “Big Red” noch so lange wie möglich an der Seitenlinie sehen!
Go Chiefs!
Vielen Dank für die Aufarbeitung 👍
Ich würde gerne Free Agengy News sehen, da dieses Jahr das ganze wieder sehr spannend ist.