Ravens-Preview: Road to Three-peat?!
Nach dem traditionellen Super Bowl Banner Drop werden die Karten für die kommende NFL-Spielzeit neu gemischt. Mit den Baltimore Ravens wartet direkt ein Contender mit offenen Rechnungen.
Die NFL-Saison beginnt mit einem echten Kracher zweier AFC-Schwergewichte aus dem Vorjahr: Ravens vs. Chiefs. Lamar vs. Mahomes. Revanche vs. Repeat. Das Spiel in der Nacht von Donnerstag auf Freitag verspricht Spannung, Dramatik und einen allerersten Härtetest für beide Kontrahenten.
Bilanz letzte fünf Spiele
Die Chiefs haben von den letzten fünf Duellen gegen die Ravens nur eines verloren und stehen bei 4-1. Dabei konnten sie 146 Punkte erzielen und ließen nur 112 Punkte zu. So endete übrigens das letzte Duell im Januar 2024 - die Älteren werden sich erinnern:
In der großen Season-Preview haben wir uns den finalen Roster der Chiefs vorgenommen und alle Spiele der regular season durchgetippt:
Playmaker Chiefs | Offense
In 16 Spielen im letzten Jahr erzielte Patrick Mahomes insgesamt 4.183 Passing Yards (sechstbester Wert in der NFL), warf 27 Touchdowns (achtbester Wert in der NFL), kassierte 14 Interceptions und vervollständigte 67,2 % seiner Versuche. Er schaffte 389 Yards auf dem Boden, erzielte jedoch keinen einzigen Rushing-Touchdown. Sein Durchschnitt betrug 24,3 Yards pro Spiel und 5,2 Yards pro Versuch.
Isaiah Pacheco erreichte in 14 Spielen einen Durchschnitt von 66,8 Rushing Yards pro Spiel (insgesamt 935 Yards) und erzielte dabei sieben Rushing Touchdowns. Er hatte außerdem 44 Catches für 244 Yards und zwei Touchdowns. Insgesamt 49 Mal wurde er dafür anvisiert und erreichte durchschnittlich 17,4 Yards pro Spiel.
In 16 Spielen der letzten Saison verzeichnete Rashee Rice 79 Catches (4,9 Receptions pro Spiel bei 6,4 Targets pro Spiel) für 938 Yards und sieben Receiving Touchdowns.
Travis Kelce hatte 93 Catches für 984 Yards und fünf Touchdowns. Er schaffte in 15 Spielen durchschnittlich 6,2 Yards pro Spiel und wurde 121 Mal anvisiert.
Gestiegene Erwartungen
Man kann und darf von der Chiefs Offense in diesem Jahr deutlich mehr erwarten als im Vorjahr. Der Receiver-Room ist nicht nur bei den WRs schneller, dynamischer und variabler geworden, auch bei den TEs und RBs haben einzelne Spieler bereits in der PreSeason ihr Können aufblitzen lassen. Besonders Patrick Mahomes wird vermutlich schon im Season-Opener wieder mehr seine Armstärke mit langen Bällen ausspielen und sollte tief mal keine Anspielstation zu finden sein, bleibt immer noch Travis Kelce als potenziell sichere Bank, der mit bald 35 Jahren selbst schwierig geworfene behind-the-back Pässe fängt.
Im Auftaktspiel wird es für die Offense darum gehen, früh aggressiv zu spielen und die Ravens vor Herausforderungen zu stellen. Variabilität ist das Zauberwort und sollte mit dem gestärkten Kern an Passempfängern um Rice, Worthy und Co und der Tiefe bei den RBs durchaus machbar sein.
Die O-Line darf das Vorjahr in weiten Teilen möglichst weit hinter sich lassen. LT-Rookie Kingsley Suamataia sollte sich relativ zügig an das NFL-Niveau gewöhnen und als Starter die Blindside von Mahomes beschützen. Um ihm das Leben zu erleichtern, sollte man den Ravens Pass Rush um DT Nnamdi Madubuike unter Kontrolle bringen. Dazu gehört auch allzu offensichtliche Passversuche zu vermeiden. RT Jawaan Taylor hat hoffentlich seine Flaggen-Sammlung verkauft, C Creed Humphrey verfügt neben einem neuen Vertrag auch über eine neue Methode den Ball zu snappen, G Trey Smith spielt ab Woche 1 um einen neuen Vertrag und G Joe Thuney ist endlich wieder vollständig gesund und kann besonders unsere Backs um Isaiah Pacheco bei Handoffs oder Screen Plays unterstützen. Wenn offensiv alle Räder ineinander greifen, wie sie sollen, muss uns nicht bange sein. Let’s go!
Playmaker Chiefs | Defense
Justin Reid gelang in 16 Spielen im Jahr 2023 drei Sacks, 95 total Tackles, fünf TFL und eine Interception.
Trent McDuffie hatte 80 Tackles, drei TFL und drei Sacks.
Im letzten Jahr gelangen Chris Jones in 16 Spielen 30 Tackles, 13 TFL und 10,5 Sacks.
Drue Tranquill sammelte 79 Tackles, sieben TFL, 4,5 Sacks und einen abgewehrten Pass.
Rückschritt, um Anlauf zu nehmen?
Zweifelsohne hat eine der historisch besten Defenses der Chiefs mit CB L’Jarius Sneed ein wichtiges Puzzleteil verloren. Um die Starter-Lücke neben CB Trent McDuffie gibt es eine Vielzahl von Bewerbern - restlos überzeugen konnte zumindest in der PreSeason noch niemand so richtig. Dafür finden sich vorne in der Line viele bekannte Gesichter wieder, von denen DT Chris Jones der entscheidende Dreh- und Angelpunkt sein wird. Man darf gespannt sein, mit wem es Jones auf der RT-Seite in erster Linie zu tun bekommt: Rookie Roger Rosengarten oder Swing-Lineman Patrick Mekari, die beide den letztjährigen Starter Morgan Moses ersetzen. Aber auch Innen sollten Jones & Co einen Impact liefern können, denn beide Guard-Neulinge kommen zusammen auf einen einzigen Karriere-Start.
Gegen die Ravens wird allerdings besonders die Run-Defense gefordert sein, um das Duo Lamar & Henry in Schach zu halten. Diese war bereits im vergangenen Jahr der kleine Schönheitsfehler in der Spagnuolo-Defense. Mit Ausnahme des AFC-Championship Games gegen die Ravens: dort holte das Team aus Baltimore nur 81 Yards bei kläglichen 16 Versuchen und beraubte sich so höchstselbst seiner größten Stärke. Dies wird nicht noch einmal passieren!
Aus diesem Grund dürfte der Linebacker-Core um Nick Bolton, Drue Tranquill und Leo Chenal sehr häufig das Feld sehen, um dem körperlichen Spiel der Ravens etwas entgegenzusetzen. Dabei gilt es besonders intelligent zu spielen, damit man einerseits Derrick Henry in Schach hält und gleichzeitig ein Auge auf Lamar wirft, der in ausweglosen Pass Situationen bekanntlich auch gerne mal selber läuft.
Die größte Challenge für unsere Corner heißt nach dem Verlust von WR Odell Beckham Jr. in erster Linie Zay Flowers, der vermutlich recht häufig Gesellschaft von Trent McDuffie bekommen wird. Dahinter kümmern sich Jaylen Watson, Joshua Williams und Nazeeh Johnson abwechselnd um WR Rashod Bateman und Nelson Agholor. Um eine weitere Option von Lamar aus dem Spiel zu nehmen dürfte TE Mark Andrews einige Male die Physis von S Justin Reid zu spüren bekommen.
Playmaker Ravens | Offense
Lamar Jackson schaffte im letzten Jahr durchschnittlich 8 Passing Yards pro Versuch (vierter in der NFL) und 229,9 Yards pro Spiel. Er war in der Lage, 67,2 % seiner Pässe an den Mann zu bringen und erreichte so in 16 Spielen insgesamt 3.678 Yards, 24 TDs und sieben INTs. Zum erlief er noch starke 821 Yards und fünf Touchdowns.
Derrick Henry erzielte in seinem letzten Jahr bei den Titans insgesamt 12 Rushing-Touchdowns und kam auf insgesamt 1.167 Rushing-Yards (4,2 pro Versuch und 68,6 pro Spiel). Als Receiver fing er zudem 28 Bälle (1,6 pro Spiel) für 214 Yards (12,6 pro Spiel), allerdings ohne einen Touchdown zu erzielen. Er wurde 36 Mal anvisiert.
Zay Flowers gelangen im vergangenen Jahr insgesamt 858 Yards Raumgewinn und fünf Touchdowns bei 77 gefangenen Pässen, wobei er 108 Mal anvisiert wurde.
Mark Andrews erreichte trotz seiner langen Verletzung im vergangenen Jahr 544 Yards Raumgewinn und sechs Touchdowns durch 45 Catches bei 61 Versuchen.
Bedrohung am Boden
Die Ravens haben eine starke Offseason hinter sich, die mit der Verpflichtung von RB Derrick Henry ein krachendes Ausrufezeichen gesetzt hat. Henrys Eigenschaften verleihen Baltimores Run-Pass-Option-System eine neue Dimension, die dank der dynamischen Playmaker-Eigenschaften von QB Lamar Jackson bereits im Vorjahr einen tiefen Playoff-Run hingelegt und ihn zum MVP gemacht hat. WR Zay Flowers konnte in seiner Rookie-Saison die an ihn gestellten Erwartungen erfüllen, in diesem Jahr geht es darum, gemeinsam mit WR Rashod Bateman die Leistungen zu bestätigen und die gefürchtete Dominanz am Boden von Lamar und Henry zu ergänzen. In der letzten Saison erzielten die Ravens die zweitmeisten Yards vor dem Kontakt und lagen auch bei den forced broken tackles auf Rang zwei. Damit waren sie die effektivste Rushing Offense der NFL, die mit Derrick Henry auf dem Papier um eine gefürchtete Waffe verstärkt wurde.
Für die Chiefs wird es also defensiv darum gehen, das Laufspiel in den Griff zu bekommen und besonders gegen die Returns in den Special Teams früh und effektiv zu tackeln, um nicht direkt zu Beginn unnötig Raumverluste zu kassieren. Aber auch das Passing-Game von Lamar sollte man im Auge behalten: mit TE Mark Andrews und WR-Rookie Devontez Walker lauern zwei weitere Anspielstationen in der Offense, die nominell zwar ohne klaren Nummer-1-Receiver auskommt, aber dennoch brandgefährlich ist. Fragezeichen stehen noch hinter der neu formierte O-Line, bei der gleich drei Starter ausgetauscht wurden.
Playmaker Ravens | Defense
Im Jahr 2023 hatte Roquan Smith 1,5 Sacks sowie fünf TFL, 158 Tackles und eine Interception in 16 Spielen.
Nnamdi (Justin) Madubuike verzeichnete 56 Tackles, 12 TFL und 13 Sacks.
Kyle Hamilton fing im Jahr 2023 vier Pässe ab, zusätzlich zu 81 Tackles, 10 TFL, drei Sacks und 13 verteidigten Pässen. Seine Summe an Interceptions war die siebthöchste in der NFL.
Brandon Stephen schnappte sich in 16 Spielen zwei INTs sowie 17 Tackles, zwei TFL und 11 verteidigte Pässe.
Defensiv dominant ohne DC Mike Macdonald?
Baltimores Defense war im vergangenen Jahr ähnlich produktiv wie die der Chiefs. In Sachen zugelassene Punkte und Yards rangierten sie unter den Top-6 der Liga und dominierten auch gegen den Pass. Bei den Sacks waren sie gar das erfolgreichste Team und konnten nahezu überall auf dem Feld ihre Dominanz ausspielen. Mit DT Nnamdi Madubuike (der ab sofort statt Justin wieder seinen nigerianischen Vornamen trägt), den beiden LBs Roquan Smith und Kyle van Noy, sowie LCB Marlon Humphrey und S Kyle Hamilton besitzt man weiterhin in allen Teilen des Feldes Playmaker, die einen Unterschied ausmachen können.
Den größten Verlust der Offseason musste man allerdings an der Sideline verkraften: Defensive Coordinator Mike Macdonald wurde neuer Head Coach in Seattle, seine Mitstreiter D-Line Coach Anthony Weaver und DB Coach Dennard Wilson zog es nach Miami und Tennessee, wo beide jeweils zum Defensive Coordinator aufstiegen. Darüber hinaus gilt es die Verluste von EDGE Jadeveon Clowney (zu den Panthers), LB Patrick Queen (zu den Steelers) und S Geno Stone (zu den Bengals) aufzufangen.
Personell wird der letztjährige Rookie-LB Trenton Simpson zu Roquan Smith aufschließen, während S Eddie Jackson den Abgang von S Geno Stone kompensieren muss. Die Hoffnungen in den diesjährigen First-Round-Rookie-CB Nate Wiggins dürften ebenfalls entsprechend groß sein, der den eingespielten Kern ergänzt.
Kansas City Chiefs
Hollywood Brown bleibt der einzige Chiefs-Spieler im aktiven Roster, der für den Auftakt gegen die Ravens ausfällt. Die Coaches sind aber vorsichtig optimistisch, dass er kommende Woche zumindest wieder trainieren kann.
WR Hollwood Brown - Out
RB Clyde Edwards-Helaire - NFI-Reserve
DE BJ Thompson - NFI-Reserve
DE Charles Omenihu - PUP-Reserve
G McKade Mettauer - IR
Baltimore Ravens
Bei den Ravens ist Rookie-LB Adisa Issac für das erste Spiel raus, nachdem er die Woche nicht trainieren konnte. RB Rasheen Ali war an allen Trainingstagen nur eingeschränkt dabei, sein Einsatz gilt als fraglich
LB Adisa Isaac - Out
RB Rasheen Ali - Questionable
LB Deion Jennings - IR
CB Christian Matthew - IR
CB Trayvon Mullen - IR
Marius: 27-21 Chiefs
Daniel: 17-21 Ravens
Fabian: 28-17 Chiefs
Daniel: 17-21 Ravens
Fabian: 28-17 Chiefs
Hier gibt’s noch mehr Lesestoff aus dem Footballerei-Kosmos:
Starker Artikel, speziell der Part mit Tranquill. Bin gespannt ob RB Henry diese "Schwäche" aus dem letzten Spiel in eine "Stärke" für die Ravens umwandeln kann.
Bin aber optimistisch und tippe 32:24 für die Chiefs 🏹🔥