Was können wir von den Chiefs erwarten?
Die Chiefs haben zusammen mit den Detroit Lions die beste Bilanz der NFL und können am Freitag die Playoffs erreichen, trotzdem haben sie einige Probleme. Was können wir also diese Saison erwarten?
Die Kansas City Chiefs sind in ihrer langen Geschichte schon einige Mal mit 10-1 in die Saison gestartet. Zuletzt 2020 als die Saison im Super Bowl in Tampa Bay gegen die Bucs ihr jähes Ende fand. Auch damals kämpfte Mahomes nach dem erfolgreichen Ende im Jahr zuvor mit dem Druck der “Run It back”-Kampagne und vielen Verletzungen in der Offensive Line. Aber damals hatten die Chiefs nach elf Spielen eine größere Point Differential (also ein Punkteverhältnis) als in dieser Saison.
Auf der einen Seite gewinnen die Chiefs ihre Spiele, auf der anderen sind sie selten deutlich besser als die Konkurrenz oder wirklich überzeugend. Was können wir als Fans also von dieser Saison erwarten?
Die Offense: Seit der Verpflichtung von DeAndre Hopkins gibt es Hoffnung
Die Offense der Chiefs war in der letzten Saison ein riesiges Problem, weil die Passempfänger nicht in der Lage waren fehlerlos zu bleiben. Ob es Marquez Valdes-Scantling, Mecole Hardman, Skyy Moore oder Kadarius Toney waren - meist ließen sie in den wichtigen Situationen den Ball fallen, verlängerten ihn zur Interception oder liefen falsche Routen. Nicht ohne Grund holte GM Brett Veach in der Offseason mit Veteran Hollywood Brown und Rookie Xavier Worthy zwei potente Receiver.
Beide sind jetzt schon einige Zeit durch Verletzungen nicht mehr verfügbar und vor Glück haben die Chiefs nachgeladen: Kurz vor der Trade-Deadline ist der frühere Receiver-Superstar DeAndre Hopkins zu uns gewechselt und seitdem ist vieles besser. Das liegt nicht nur an ihm, aber hat mit ihm viel zu tun. Besonders Mahomes profitiert bisher immens: Er hat seit dem Trade für 1,284 Passing Yards und 12 Touchdowns geworfen, leistete sich nur 3 Interceptions und brachte 71.3 Prozent der Pässe an und schaffte ein Passer-Rating von 104.1. Das sind wieder Topwerte.
Die Offensive-Line
Gleichzeitig leidet er immer noch massiv unter den Problemen in der O-Line mit einem körperlich überforderten Wanya Morris, der leider nicht die Voraussetzungen für den Job am Rand der Line hat und einem enttäuschenden Jawaan Taylor, der, und das kann man nach 1,5 Jahren sagen, sein Geld nicht wert ist.
Die Verpflichtung von D.J. Humphries kann eine riesige Verbesserung sein. Aber die Gefahr einer erneuten muskulären Verletzung oder einem Leistungseinbruch nach einem Kreuzbandriss ist immer gegeben. Also Daumen drücken, dass die Protection von Mahomes sich steigert und ihm mehr Zeit gibt. Das wäre ein riesiger Schritt, um wieder eine der besten Offensiveinheiten auf den Platz zu stellen.
Die Rückkehrer
Dazu beitragen können auch Runningback Isiah Pacheco, der zusammen mit Kareem Hunt eines der besten RB-Duos in der Liga werden könnte. Aktuell zeigen die Lions, wie krass es ist, wenn man zwei Top-Runner hat, die beide in der Redzone und mit langen Läufen gefährlich sind. Warten wir mal ab, wie sich das entwickelt. Coach Andy Reid hat schon angekündigt, dass Hunt und Pacheco ein Komitee bilden und sich die Snaps teilen. Ich freue mich drauf!
Aber auch Hollywood Brown scheint nicht mehr weit von einem Comeback entfernt zu sein. Er würde dem Receiving-Corps der Chiefs eine weitere Dimension schenken. Während die Tight Ends Noah Gray und Travis Kelce, sowie JuJu Smith-Schuster meist eher kurze Routen laufen, machen Xavier Worthy und DeAndre Hopkins aktuell das Feld auf und sind für die Offense ein Lichtblick, weil sie die gegnerischen Verteidiger wie eine Ziehharmonika auseinander ziehen. Hollywood Brown würde das noch verstärken und DHop mehr Freiheiten auf dem Feld erlauben.
Die Daten der Chiefs-Receiver im Überblick:
Das Ergebnis: Die Offense wäre noch schwerer zu lesen und gerade wenn die O-Line Mahomes etwas mehr Zeit gibt, effektiver in der Umsetzung.
Die Defense: Bestimmte Mängel werden bleiben.
Zum Anfang der Saison sah die Defense der Chiefs fast so gut aus, wie im letzten Jahr. Die Abgänge von L’Jarius Sneed, Mike Edwards oder Willie Gay Jr. schienen keinen großen Effekt zu haben. Jaylen Watson übernahm für Sneed, Tranquill war schon letztes Jahr ein fähiger Linebacker für die Chiefs gewesen und Mike Edwards wurde durch Chamarri Conner und Jaden Hicks gut ersetzt.
Die Defense zeigte sich in der Run-Defense deutlich effektiver als im letzten Jahr und erlaubte so selten einfache Third-Downs. Meist mussten die Teams noch mehr als fünf Yards beim letzten Down überwinden und gerade dann griff die Chiefs-Defense aggressiv den gegnerischen Quarterback an und überraschte mit kreativen Blitz-Konzepten.
Doch je länger die Saison lief, desto klarer wurden Probleme in der Tiefe des Raumes: Die Verletzung von Jaylen Watson zeigte auf, dass weder Joshua Williams, noch Nazeeh Johnson auf dem gleichen Niveau abliefern können. Defensive Coordinator Steve Spagnuolo hatte zuletzt versucht mit Conner einen Safety als Nickel-Corner zu nutzen und damit eine neue Schwachstelle geschaffen, die Gegner aktuell in jedem Spiel ausnutzen.
Und die Defensive Line ist zusammen mit den Linebackern zwar effektiv gegen den Lauf, aber kann selten viel mehr als gelegentlichen Pressure generieren. Superstar Chris Jones ist der einzige Spieler, der regelmäßig 1on1s gewinnt, er kommt nur selten dazu, weil meist zwei Gegner ihn aufhalten. Gerade die Außen George Karlaftis, Mike Danna oder Felix Anudike-Uzomah sind zu ineffektiv, um Angst und Schrecken auszulösen. Quarterbacks haben gegen die Chiefs viel zu viel Zeit und damit im Vergleich zum letzten Jahr die Chance den Ball tief zu werfen und Big Plays zu erzwingen.
Die ersten 7 Wochen war die Chiefs-Defense in den Top10 der Liga, seit Woche 8 sieht es deutlich anders aus. Nur noch die Run-Defense ist wirklich stark.
Die Defense-Probleme weiten sich aus
Aber nicht nur die Cornerbacks und der Passrush tun sich aktuell schwer, auch die Safeties und die Linebacker liefern nicht mehr so ab, wie am Anfang der Saison. Das hat sehr damit zu tun, dass sich durch die Schwächen der Passverteidiger auch ihre Rollen ändern. Nazeeh Johnson braucht im Gegensatz zu Jaylen Watson Support eines tiefen Safeties, der ihn absichert.
Das hingegen führt dazu, dass die Blitz-Konzepte nicht mehr so effektiv funktioniert, weil ein Spieler weiter hinten benötigt wird. Gleichzeitig ist das keine Stärke der Chiefs-Safeties, die meist ihre Stärken im Tackling und in der Laufverteidigung haben und nicht in der Man-Coverage. Das wird aber durch die schwachen Cornerbacks immer stärker notwendig. Und weil der Passrush ohne weitere Verteidiger nicht gut funktioniert, wäre genau das die Lösung.
Die fehlenden spielerischen Alternativen sind für DC Spags also ein echtes Dilemma. Der zweite fehlende Shutdown-Corner und der maximal mittelmässige Passrush offenbaren die Schwächen der Safetys und bringen auch die Linebacker um Nick Bolton in ungünstige Situationen. Jedes der Teams der letzten Wochen konnte das für sich ausnutzen.
Was könnte helfen?
Die einfachste Lösung wäre mehr Pressure durch die Rückkehr von Charles Omenihu und daher weniger Zeit für die gegnerischen Quarterbacks. Dann können die Wide Receiver die Grenzen unserer Cornerbacks nicht so stark ausnutzen und es gibt weniger Big Plays. Außerdem müsste Spags weniger blitzen und die Safeties könnten sich um die Tiefen des Feldes kümmern. Außerdem müssten sich entweder Nazeeh Johnson oder Joshua Williams steigern, damit sie nicht von den Gegnern als Schwachstelle ausgenutzt werden.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass das Team normalerweise in Richtung Ende des Jahres Lösungen für diese Themen findet. Wenn die Defense weiter shaky bleibt, muss die Offense jedes Spiel überperformen und wieder im Schnitt die 30-Punkte-Grenze knacken. Das wird aber noch schwieriger.
Aktuell stehen die Chiefs besser dar, als sie spielen. Gegen die besten AFC-Teams wird es aber wirklich schwer, da sie, ähnlich wie die Bills vor knapp 1,5 Wochen diese Schwächen immer wieder und wieder ausnutzen werden und auf Fehler unserer Offense warten. Meine Prognose wäre aktuell, ähnlich wie im letzten Jahr, dass wir viel Spielglück brauchen, um in den Super Bowl einzuziehen. Nicht unmöglich, aber mal wieder eher unwahrscheinlich.
Wie optimistisch seid ihr?
Super Analyse. Man könnte fast meinen dass die Chiefs mit Absicht underperformen. Wenn man die ersten Drives letzten Spiels anguckt und den letzten passen dir irgendwie nicht zusammen zum Rest. Vielleicht ist es eine Taktik dass man in the season Liebe etwas underperformt und die anderen denken wir sind schlagbar und dann in der Post Seasen wieder alles gibt und die Skeptiker überrascht.