Wieso die Chiefs den Super Bowl 58 gewinnen
Sonntagabend kurz nach Mitternacht geht der Super Bowl in Las Vegas in die heiße Phase. Endlich Ende des spekulierens und drumherum reden. Dieser Text wird euch sagen, wieso die Chiefs gewinnen.
Die Chiefs waren in diesen Playoffs meist Underdog. In Las Vegas bei den Buchmachern, aber auch bei vielen Experten. Was für Mahomes & Co Motivation ist, hat auch damit zu tun, dass sich viele einen Machtwechsel wünschen und die dominanten Chiefs verlieren. Wir sehen das natürlich etwas anderes und die Argumente sind stark und durchaus überzeugend, dass auch 2024 unser Podcast ganzjährig vom amtierenden Super-Bowl-Champion handelt. Ich fang mal an…
Patrick Mahomes ist der beste Spieler der NFL
Am Donnerstagabend haben wir erlebt, dass Lamar Jackson zum MVP der regulären Saison gewählt wurde, aber er selbst weiß und hat miterlebt, dass er gegen Patrick Mahomes meist den kürzeren zieht. Schon in der Pressekonferenz vor dem Duell mit den Chiefs sprach er nicht von der Vorfreude auf einen intensiven Wettkampf mit Mahomes, sondern von einem Unwohlsein. Sind wir ganz ehrlich: Er hatte Angst, dass er das Spiel verlieren könnte. So geht es vielen mit den Chiefs und Mahomes.
Und das nicht ohne Grund: In den NFL Playoffs 2024 hat Mahomes seine Offense nicht nur wieder einigermaßen in die Spur gebracht, er macht auch keine Fehler mehr. Seit dem Spiel gegen die Las Vegas Raiders an Weihnachten hat Mahomes laut Statistiken keinen einzigen Fehler mehr gemacht, der zu einem Turnover hätte führen können. Alleine in der Niederlage gegen die Raiders waren es fünf, seitdem: NULL. Das ist historisch gut.
Brock Purdy macht Fehler – und Spagnuolo ist sein Kryptonit
Im Gegensatz zu Patrick Mahomes hat Brock Purdy nicht so gut ausgesehen in den Playoffs. Er hat in den zwei Spielen drei Turnover-Worthy Plays gehabt – also Aktionen, die eigentlich zu einem Turnover geführt haben müssten. Insgesamt sind fast alle seiner Werte in den Matches gegen die Packers und Lions schlechter geworden. Ob es seine Completion-Rate ist, seine TD:INT-Rate oder seine PFF-Note. Unter Druck und gegen stärkere Gegner sieht er nicht so perfekt aus, wie in der regulären Saison.
Dazu kommt: Gegen eine Defense wie die Chiefs hat er bis dahin nur zwei Mal gespielt. In Woche 6 hatte Purdy ein PFF-Grade von 44,1 und seine wohl schlechteste Saisonleistung und dann in Woche 16 gegen die Ravens – da sind nicht nur die 49ers unter die Räder gekommen, sondern auch Purdy verzweifelt mit vier Interceptions und keinem Touchdown-Pass. Chiefs-DC Spagnuolo wird sich die beiden Leistungen ganz genau angeschaut haben und den jungen QB vor harte Aufgaben stellen. Ungewiss, ob er da fehlerfrei bleibt.
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Travis Kelce ist nicht zu stoppen
Während der regulären Saison kann man es nicht anders sagen: Travis Kelce war das Alter anzumerken. Seit die Postseason begonnen hat, ist ein anderer Freund von Taylor Swift auf dem Platz. Er wirkt spritziger, ist Anführer und lässt keine Bälle fallen. Travis Kelce ist der beste Receiver dieser NFL-Playoffs und noch nicht fertig. Scheinbar treibt ihn der Wettbewerb mit seiner Freundin an und er möchte mit Edelmetall nach Hause kommen.
Ihr wollt Zahlen? Ihr bekommt Zahlen: In der regulären Saison hatte Kelce nur 974 Yards und damit nach sieben Jahren keine 1.000-Yard-Saison. In den drei Spielen in den Playoffs hat er aber 23 Catches für 262 und drei Touchdowns aufgelegt. Er hat mehr Catches (5,7 in der Saison, 7,4 in der Postseason), mehr Receiving Yards (71,2 vs. 86,2) und mehr Touchdowns (0,47 vs. 0,9). Und damit greift er unzählige Rekorde von Jerry Rice, dem wohl besten Receiver aller Zeiten an.
Isiah Pacheco wird ein Monster-Spiel haben
Für mich ist der Running Back der Chiefs ein Geheimfavorit für den MVP-Titel bei einem Sieg. Wieso? Weil er sich in dieser Saison massiv gesteigert hat, weil er Lücken und Bewegungen der Lines besser versteht und ausnutzen kann. Und Andy Reid liefert ihm gerade in 13-Personnels (Ein Running Back & drei Tight Ends auf dem Platz) Einladungen. Und wenn man dann noch weiß, dass die 49ers damit in der Vergangenheit überhaupt nicht klar kamen, könnte das der Pacheco-Bowl werden.
Die 49ers-Defense liegt Mahomes, Kelce & Rice
In der Analyse stellt man relativ schnell fest, dass die 49ers-Defense sehr statisch ist. Im Gegensatz zu den Chiefs, Ravens oder Browns versuchen sie den Gegner nur selten zu verwirren, sondern eher über ihren Passrush mit Nick Bosa und die verdammt starken Linebacker um Fred Warner zu dominieren. Das funktioniert gegen mittelmäßige Offensiven sehr gut, Spieler wie Mahomes lieben das aber.
Das Ziel muss es sein, dass man den Passrush um Bosa & Chase Young mit Block-Winkeln (Tight Ends und sogar Wide Receiver bringen sie mit “Schubsern” aus der Balance) und Support für die Tackle zum Erliegen bringt und dann die Zone-Coverage (also Raumdeckung) knackt. Das ist sowas wie die Spezialdisziplin von Kelce, die er Rashee Rice nach eigener Aussage im Training lehrt.
Wir haben wieder ein Deep-Passing-Game
Im Laufe der regulären Saison hatte Mahomes nicht nur mit Drops und falschen Routen zu kämpfen, sondern auch mit fehlender Tiefe im Passspiel. Keiner seiner Receiver war eine wirkliche Gefahr für die Safetys und so war selten mehr als ein tiefer Verteidiger auf dem Feld. Mit Marquez Valdes-Scantling in den letzten beiden Spielen hat sich das etwas geändert und sorgt dafür, dass auch die 49ers das Deep-Game der Chiefs wieder etwas mehr Respekt zollen müssen.
Und das ist dringend notwendig, weil sich dadurch die Statik des Spiels verändert. Es ist mehr Platz zwischen den Reihen da und Andy Reid kann seine typischen West-Coach-Offense-Spielzüge zeigen und seine Receiver haben es einfacher Yards-after-Catch (YAC) zu produzieren. Manchmal ist Football dann auch so einfach!
Sneed & McDuffie sind das beste CB-Duo der NFL
Wir haben in den letzten Wochen viel über Awards, All-Pro-Teams und ProBowl-Nominierungen gehört, aber was am Ende zählt, sind Ergebnisse auf dem Platz. Und da sind L’Jarius Sneed und Trent McDuffie das beste, was die Liga zu bieten hat. Sie haben alle Kaliber an Receivern maximal limitiert und werden das auch gegen das Power-Receiver-Duo der 49ers machen. Sowohl Brandon Aiyuk als auch Deebo Samuel treffen auf Gegenspieler, die es mit ihnen in Sachen Speed, Physis, Selbstbewusstsein und mentalen Spielchen aufnehmen können. Wer mit Tyreek Hill, Justin Jefferson, Devonte Adams & Co klarkommt, ist auch in diesem Matchup nicht verloren.
Jones und Karlaftis sorgen für Purdy-Albträume
Als Quarterback brauchst du Vertrauen und Ruhe, um deine Receiver durchzugehen und Bälle anzubringen. Genau das werden Chris Jones und George Karlaftis Purdy nicht erlauben. Die Chiefs haben in der Saison die zweitbeste Pressure-Rate (hinter den Lions) aller NFL-Teams mit 27,8 Prozent und mit 57 die zweitmeisten Sacks (hinter den Ravens).
Auch wenn es nicht immer zum Quarterback-Kontakt reichen wird, sind die Chiefs-Verteidiger darauf gedrillt die Arme hochzureissen und die O-Line in den Spielmacher zu drücken, damit der so wenig wie möglich freie Würfe bekommt. Das kann die, außer LT Trent Williams, durchschnittliche D-Line der 49ers nur schwer verhindern.
Alle Linebacker der Chiefs sind fit
Die kritischste Position der letzten Jahre, aber auch in diesen Playoffs sind die Linebacker um Nick Bolton. Sie sind dafür zuständig den Run sicher zu stoppen und haben dort mit Christian McCaffrey die wahrscheinlichste härteste Nuss dieser Saison zu knacken. Aber sie müssen auch aufpassen, dass Tight End George Kittle zu viel Raum und Zeit in der Mitte des Feldes bekommt. Daher ist es so entscheidend, dass sowohl Willie Gay Jr wieder fit ist, als auch in dieser Spielzeit mit Drue Tranquill ein physischer, schneller Spieler in der Coverage unterstützt.
Und dann kommt mit Rookie Chamarri Conner ein weiterer Unterschiedsspieler in Nickel-Packages dazu, der stark im Tackling ist dazu. Diese Kombination an fünf Spielern wird dafür verantwortlich sein das Zentrum zu dominieren und sowohl tiefe Runs als auch Pässe zu verhindern und die größte Schwäche der letzten Jahre zu kaschieren.
Kyle Shanahan hat am meisten zu verlieren
Der Druck der Niederlage vor vier Jahren und die Erwartungshaltung der Fans, des Frontoffice und der Stadt liegt auf den Schultern von Headcoach Kyle Shanahan, der zurecht von vielen als Taktikgenie vergöttert wird. Bisher ist daraus aber nicht viel zählbares zustande gekommen und gerade die bitteren Niederlagen als OC der Falcons gegen die Patriots (3-28) und gegen die Chiefs in Miami im Februar 2020 haben das Gefühl zementiert, dass er im großen Moment zu Fehlentscheidungen und Mutlosigkeit tendiert.
Wie geht Shanahan also damit um, wenn er wieder klar führt? Wie aggressiv lässt er sein Team auf dem Platz bei vierten Versuchen? Nur kleine Fehler oder Fehleinschätzungen des Headcoach können zur Niederlage führen und die Erfahrung und Ruhe sprechen aktuell deutlich für Andy Reid! Einer, der weiß wie sich das anfühlt, ist Dan Campbell, Coach der Lions, der nach klarer Führung gegen genau diese 49ers den Sack nicht zumachen konnte.
In Butker we trust! Rookie Moody eher nicht!
Wir haben mit Harrison Butker den stärksten Kicker der aktuellen Saison. Übergreifend über die 17 Spiele der Regular Season und die drei Playoff-Partien hat er immer noch keinen einzigen Extrapunkt verkickt und auch nur zwei Mal in schwierigen (bzw. fast unfairen) Bedingungen Fieldgoals (FG% = 95,2%) nicht verwandelt.
Ganz anders auf der Gegenseite: Jake Moody hat nur 80 Prozent seiner Fieldgoals verwandelt und besonders bei mehr als 40 Yards Entfernung große Probleme (8/13 verwandelt). Auch ein XP musste dran glauben. Gerade im vierten Viertel ist ein sicherer Fuß deines Kickers goldwert, wie Butker schon eine Vielzahl an Kicks bewiesen hat.
Die Statistiken sprechen für Patrick Mahomes!
Patrick Mahomes ist nicht nur im direkten Duell mit den 49ers ungeschlagen, sondern auch im Allegiant Stadium sensationell gut. Beide Spiele gegen San Francisco hat unser Quarterback gewonnen und auch im Stadion der Raiders steht es 4-0 für die Chiefs. Aber es wird noch besser. Besonders gut ist Mahomes, wenn er in Domes antritt, also geschlossenen Indoor-Stadien ohne große Wettereinflüsse wie Regen, Wind oder Gegenlicht durch die Sonne. Alle elf Spiele in seiner Karriere hat er gewonnen und dabei unfassbare Statistiken aufgelegt:
Bilanz: 11-0
Passing Yards: 3.327 Yards
Touchdowns: 26
Interceptions: 2
Wenn ihr also noch jemand in eurem Umfeld habt, der nicht an den Sieg der Chiefs glaubt, schickt ihm diesen Artikel! Und dann passend noch die Umfrage:
Ich bin vor Spielen nie besonders aufgeregt und relativ entspannt. Das Team der Niners ist gut und macht mir trotzdem keine Sorgen. Ich sorge mich da eher vor möglichen Social Media Beiträgen und Gehässigkeiten.